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Rede III Verteidigungsrede gegen Simon

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1 Obwohl ich, hohes Gericht, Simon mancherlei zutraue, hätte ich ihn nicht für so verwegen gehalten, dass er in einem Prozess, in dem er selbst sich verantworten sollte, nun seinerseits als Ankläger auftritt und nach Ablegung eines so großen heiligen Eides vor euch erscheint. 2 Wenn irgendein anderer Gerichtshof in diesem Prozess über mich hätte entscheiden müssen, hätte mich dies in großen Schrecken versetzt. Ich sehe nämlich, dass mitunter Ereignisse und Zufälle eintreten, die den Angeklagten viele unerwartete Überraschungen bereiten. Da ich aber vor euch erscheinen kann, hoffe ich, mein Recht zu finden.

3 Ich empfinde es als sehr ärgerlich, hohes Gericht, dass ich mich gezwungen sehe, vor euch über Details in dieser für mich unrühmlichen Sache zu reden. Ich fühle mich beschämt bei dem Gedanken, dass viele von dieser Angelegenheit, in der ich mich verteidigen muss, erfahren werden. Nachdem jedoch Simon mich in diese Lage gebracht hat, will ich nichts verbergen, sondern euch den ganzen Hergang berichten. 4 Wenn ich schuldig erscheine, hohes Gericht, dann erwarte ich keinerlei Milde. Wenn ich jedoch nachweise, dass ich des von Simon beschworenen Verbrechens nicht schuldig bin, und wenn euch mein Verhalten gegenüber dem Jungen – in Anbetracht meines Alters – allzu töricht erscheint, so bitte ich euch darum, nicht allzu schlecht von mir zu denken. Ihr wisst, dass jeder Mensch seinem Begehren unterliegt, der aber als der beste und vernünftigste anzusehen ist, der sein Unglück mit Anstand zu ertragen vermag. Alle meine Anstrengungen in dieser Richtung hat der hier anwesende Simon durchkreuzt. Ich werde euch dies im folgenden beweisen.

5 Wir beide nämlich, hohes Gericht, begehrten Theodotos, einen Jungen aus Plataiai. Während ich aber danach trachtete, seine Zuneigung durch Freundlichkeit zu gewinnen, meinte Simon, ihn durch Gewalt und ungesetzlichen Zwang seinen Wünschen gefügig machen zu können. Zu berichten, was der Junge durch jenen alles zu erleiden hatte, würde zu weit führen.

6 Ich denke jedoch, dass ihr hören müsst, was er mir alles antat. Als ihm zu Ohren kam, dass der Junge sich bei mir aufhielt, kam er des Nachts betrunken vor mein Haus. Er schlug die Türen ein und drang in die Räume der Frauen, wo sich meine Schwester und meine Nichten aufhielten, die so sittsam zu leben pflegen, dass sie sogar schamrot werden, wenn die Hausbewohner sie ansehen. 7 Dieser Mensch trieb seine Frechheit so weit, dass er nicht mehr gehen wollte, bis einige Herzugekommene und seine Begleiter ihn mit Gewalt hinaustrieben, weil sie empfanden, dass es empörend ist, kleine Mädchen und Waisenkinder zu belästigen. Weit entfernt davon, seine Gewalttätigkeit zu bereuen, fand er heraus, wo wir gerade speisten, und er führte sich so unerhört auf, dass es niemand glauben wird, der seine Verrücktheit nicht kennt. 8 Er rief mich heraus, und sobald ich aus dem Haus kam, begann er, auf mich einzuschlagen. Als ich ihn abwehrte, bewarf er mich aus der Entfernung mit Steinen. Mich traf er nicht, aber Aristokritos, der ihn zu meinem Haus begleitet hatte, wurde durch einen Stein an der Stirn schwer verletzt. 9 Ich fühlte mich nun, hohes Gericht, zwar böswillig angegriffen, schämte mich jedoch auch, wie ich schon zu Anfang sagte, über mein Missgeschick und hielt mich deshalb zurück. Es war mir lieber, für diesen Angriff keine Genugtuung zu erhalten, als in der Meinung der Bürger ein Trottel zu sein. Ich wusste ja, dass man diese Vorgänge als ganz zu Simon und seiner Bosheit passend beurteilen würde, mich jedoch würden viele auslachen, wenn mir etwas derartiges zustößt. Wenn jemand in der Stadt als ordentlicher Bürger angesehen werden will, hat er ja immer viele Neider.

10 Ich war so ratlos, hohes Gericht, was ich gegen das gesetzwidrige Benehmen dieses Mannes unternehmen sollte, dass es mir das beste schien, aus der Stadt zu verschwinden. Ich verließ also die Stadt und nahm den Jungen mit mir (denn man muss die ganze Wahrheit berichten). Als ich dachte, es sei so viel Zeit verstrichen, dass Simon den Jungen vergessen habe und auch seine früheren Angriffe bereue, kam ich zurück. 11 Eines Tages ging ich in den Piräus. Dieser Mensch jedoch hatte sofort bemerkt, dass Theodotos angekommen war und sich bei Lysimachos aufhielt, der ganz in der Nähe des Hauses lebte, das er selbst gemietet hatte. Da lud er ein paar seiner Freunde zu sich ein. Sie frühstückten und tranken bei ihm, und sie postierten Wachen auf dem Hausdach, damit sie den Jungen, wenn er aus dem Haus komme, ergreifen könnten. 12 Zu dieser Stunde kam ich aus dem Piräus zurück, und im Vorbeigehen besuchte ich Lysimachos. Wir hielten uns kurze Zeit bei ihm auf und kamen dann aus dem Haus. Da griffen uns diese Leute, die bereits betrunken waren, tätlich an. Einige aus seiner Clique wollten bei dieser kriminellen Aktion nicht mitmachen; Simon jedoch sowie Theophilos, Protarchos und Autokles versuchten, den Jungen zu entführen. Der jedoch konnte sich losreißen, indem er seinen Mantel wegwarf, und entfloh. 13 Da ich dachte, dass der Junge glücklich entkommen sei und annahm, dass jene Männer, wenn sie nun sogleich noch jemand anderem begegnen würden, ein Gefühl der Scham entwickeln und die Verfolgung aufgeben würden, wandte ich mich in eine andere Straße und ging davon. So sehr nahm ich mich vor diesen Leuten in acht, und ich betrachtete ihr Vorgehen als großes Unglück für mich. 14 Simon behauptet nun zwar, es habe ein Kampf stattgefunden. Es hat jedoch niemand, weder von seiner Partei noch von unsrer, einen Schlag auf den Kopf bekommen, noch sonst eine Verletzung erlitten. Ich werde euch dafür Augenzeugen vorführen.

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