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Rede V Verteidigungsrede für Kallias wegen Raubes im Tempel

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1 Wenn Kallias wegen einer anderen Sache vor Gericht stünde als dieser, wo es um Leib und Leben geht, dann, ihr Herren Richter, würde mir das genügen, was die anderen ausgesagt haben. So jedoch wäre es nach meiner Meinung schändlich, ihm nicht nach Kräften zu helfen, dass ihm Gerechtigkeit zuteil wird, zumal Kallias mich dazu gedrängt und darum gebeten hat. Er ist mein Freund, war auch der Freund meines Vaters, so lange dieser lebte, und wir hatten in Geschäften viel miteinander zu tun. 2 Ich kenne ihn als einen Mann, der als Eingewanderter so in der Stadt lebte, dass er viel eher eine Anerkennung von euch verdient hätte, als mit derartigen Anschuldigungen in Todesgefahr zu geraten.

Nun machen diejenigen, die Hinterlistiges planen, den Unschuldigen das Leben nicht weniger gefahrvoll als denen, die für viele Untaten verantwortlich sind. 3 Ihr jedoch solltet nicht den Worten der Diener Vertrauen schenken und denen des Angeklagten misstrauen. Ihr solltet bedenken, dass niemand vorher Kallias je angeklagt hat, weder ein einzelner Bürger noch ein Beamter. Als Bewohner dieser Stadt tat er viel Gutes für euch, und er verbrachte seine Jahre ohne irgendeine Anschuldigung. Diese Leute jedoch haben in ihrem Leben viele Verfehlungen begangen und viel Schaden angerichtet, nun kommen sie daher und tun so, als gehe es ihnen um die gute Sache, während sie nur im Interesse ihrer Freiheit aussagen1. 4 Das wundert mich gar nicht. Sie wissen ja, wenn sie lügen und widerlegt werden, geschieht ihnen nichts schlimmeres, als sie es gewohnt sind; wenn es ihnen aber gelingt, euch zu täuschen, werden sie ihr gegenwärtiges schlechtes Leben los sein. Also darf man solchen Menschen weder als Ankläger noch als Zeugen vertrauen, wenn sie durch ihre Aussagen gegen andere großen eigenen Nutzen haben. Man sollte dieses Vertrauen vielmehr denen zuwenden, die für das Allgemeinwohl arbeiteten2 und dadurch selbst in Gefahr gerieten.

5 Nach meiner Meinung sollte dieser Prozess nicht als individueller Fall, der nur den Angeklagten betrifft, behandelt werden, sondern als eine die ganze Gemeinschaft unsrer Stadt betreffende Angelegenheit. Denn nicht diese allein, die hier vor Gericht stehen, haben Sklaven, sondern jedermann hat welche. Wenn diese das Schicksal der hier Angeklagten betrachten, könnten sie künftig nicht mehr nur darauf schauen, durch welche Dienste an ihren Herren sie die Freiheit erlangen können, sondern auch, welche Lügen sie über diese verbreiten …

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