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Die Beamten in Seifritz’ Büro hatten Mühe, die bankinternen Abläufe nachzuvollziehen. Das würde noch ausführliche Vernehmungen und Protokolle nach sich ziehen, seufzte Soko-Chef Hartmut Zeller und sah im Geiste schon den unseligen Papierberg mit all den Aktenordnern vor sich. Seifritz, der am Ende seiner physischen und psychischen Kräfte zu sein schien, erläuterte zum wiederholten Mal, wie die Geldübergabe im dritten Untergeschoss vonstattengegangen war, und dass die Täter darauf bestanden hätten, Lackner als neue Geisel mitzunehmen. Unterbrochen wurde er von einem der Kriminalisten, der sich als Kommissar Klaus Biegert vorgestellt hatte, und auf den abseits sitzenden Kassenangestellten deutete: »Wieso haben die gerade Sie mitgenommen, Herr Lackner?«

Lackner war erschrocken, sah hilfesuchend zu Seifritz, der jedoch ebenfalls konsterniert zu sein schein und nur wortlos mit den Schultern zuckte.

Soko-Leiter Zeller spann den Faden weiter: »Wäre denn außer Herrn Lackner auch noch jemand anderes infrage gekommen, der den Scheck für die Landeszentralbank hätte unterschreiben können?«,

Die beiden Angesprochenen waren auf diese Frage offenbar überhaupt nicht gefasst gewesen. »Ja, es hätte noch jemanden gegeben«, erklärte Seifritz schließlich. »Aber mir war klar, dass Herr Lackner bereits so früh morgens da sein würde. Deshalb hab ich ihn gerufen.«

»Und Sie, Herr Seifritz? Hätten Sie nicht auch unterschreiben können?«, bohrte Kommissar Biegert weiter.

»Ich? Ja, ich auch. Natürlich. Ich bin auch befugt, Schecks auszustellen.«

»Wenn also der Hauptkassierer drunten im Tresorraum schon da war, dann hätte es doch gar keiner weiteren Person mehr bedurft«, meinte der andere Ermittler ruhig. »War es denn notwendig und sinnvoll, noch jemanden einzuweihen?«

Lackner sah sich zu einer Antwort genötigt: »Es ist unüblich, dass Herr Seifritz die Schecks für die LZB unterschreibt. Das wäre dort vermutlich gleich aufgefallen.«

Lackner fühlte sich plötzlich unwohl und in die Enge getrieben. Ihn überkam eine undefinierbare Angst. Aber die Fragen der Kriminalisten hörten sich so an, als zweifelten sie an seinen Schilderungen und damit an seiner Integrität. Oder war es die stundenlange Nervenanspannung, die ihn nun so dünnhäutig machte?

»Und dann sind Sie mit den beiden mitgegangen«, stellte der Kripochef sachlich fest.

»Mitgegangen ist wohl das falsche Wort«, entgegnete Lackner. »Vergessen Sie nicht: Die waren bewaffnet und haben immer wieder gedroht, sie würden das Mädchen umbringen. Hätte ich mich da zur Wehr setzen sollen?«

Seifritz verdeutlichte: »Herr Lackner hat absolut korrekt gehandelt, meine Herren.«

Der Soko-Leiter nickte verständnisvoll. »Sie haben gesagt, Sie hätten den Eindruck, zumindest einer der Täter sei mit den bankinternen Abläufen vertraut und habe vielleicht sogar Kenntnisse der räumlichen Verhältnisse hier im Gebäude.«

»Ja, den Eindruck hatte ich«, bestätigte Seifritz. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gelassen und selbstsicher die vorgegangen sind. Dazu noch erstaunlich höflich. Die haben uns nie geduzt, immer nur gesiezt. Auch mal ›danke‹ und ›bitte‹ gesagt.«

»Also gepflegte Umgangsformen«, konstatierte der junge Kommissar Biegert.

Über Seifritz’ Gesicht huschte ein kurzes Lächeln. »Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man sagen: ›Die Gentlemen bitten zur Kasse‹. Wie die Posträuber vor 20 Jahren in England.«

Soko-Leiter Zeller, ein dynamischer Mittdreißiger mit korrektem Haarschnitt, ging auf diese flachsige Bemerkung nicht ein, sondern stellte mit einem Seitenblick auf Biegert klar: »Die Spurensicherung wird sich Ihrer Wohnung annehmen. Außerdem sollten Sie und Ihre Tochter eine möglichst genaue Personenbeschreibung der Täter abgeben. Wir werden versuchen, Phantombilder anzufertigen. Für die Öffentlichkeitsfahndung.«

»Sie wollen an die Öffentlichkeit gehen?«, entfuhr es Seifritz, der es gewohnt war, über sein Geldinstitut nur positive Meldungen verbreiten zu lassen, musste sich aber sofort eingestehen, dass es keinen Sinn machte, auf die Pressearbeit der Polizei Einfluss zu nehmen. Trotzdem sollte versucht werden, die internen Abläufe und die Art und Weise, wie die Gangster an die 2,7 Millionen D-Mark gekommen waren, nur oberflächlich zu schildern. Gleichzeitig musste er an die örtliche Zeitung denken – vor allem, dass ihn Walser vor zwei Journalisten gewarnt hatte, die vermutlich nicht lockerlassen würden, bis sie jedes Detail zu diesem großen Verbrechen ihren Lesern schildern konnten: der junge, engagierte Georg Sander und der stellvertretende Redaktionsleiter Manfred Grüninger, ein Journalist der alten Schule. Denen würde man kein X für ein U vormachen können.

Die Gentlemen-Gangster

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