Читать книгу Meine irdischen und himmlischen Wege - Manfred Höhne - Страница 14
ОглавлениеKap 9
Gunther fand keinen geeigneten Moment, mit Almuth über Burg Hohenfelden zu sprechen. Sie hatte Stapel von Büchern im Esszimmer auf dem Tisch gereiht, fragte mehrmals am Tag das Internet nach Bestellungen ab, tütete die Bücher in die Versandbeutel für Buchsendungen und beschriftete sie mit den Adressen der Sortimenter. Sie hakte die Vorgänge in ihrer Bestellliste ab, um den Eingang der Bezahlung auf den eingerichteten Geschäftskonten zu kontrollieren und sie drängte Gunther, die ‚Fracht‘ täglich bis 15: 30 Uhr zur Post zu bringen.
Gunther hatte zwei solcher Geschäftskonten eingerichtet: eines für die Überweisungen aus dem Ausland für bereits versteuertes Geld und eines für den deutschen Markt, das als Nachweis für die Steuererklärung dienen sollte. Es war erfreulich, dass im Sog der beiden Erfolgsromane auch die Erstlinge zunehmend Absatz fanden, der zuvor eher spärlich war. Seinem kleinen Verlag fehlte eben der Vertriebsaufwand, den sich die großen Verlage leisten konnten.
Jeder 100 € - Schein, der so auf den Konten landete, war ihr einen Kommentar wert und verführte sie zu Vorschlägen, wie er anzulegen oder auszugeben sei. Ein reetgedecktes Haus in Ahrenshoop für Gunther war auch dabei. Natürlich kein neu errichtetes, sondern ein kleines aus dritter Hand!
Dass all das Geld schon ausgegeben war und noch viel mehr, auf das sie noch warten mussten, konnte Gunther ihr einfach nicht sagen.
Aber die Zeit drängte. Es musste mit dem Packen des Hausrates begonnen werden. Gunther wollte das Haus verkaufen und spätestens, wenn die ersten Interessenten sich zur Besichtigung einfinden würden, mussten die Fronten geklärt sein. Gunther hätte so gern schon am Abend nach seiner Rückkehr von Hohenfelden über seinen Erwerb berichtet – ‚wem das Herz voll ist, dem quillt der Mund über‘- aber das war unmöglich! Es hätte eine Flut von Einwänden und Existenzängsten ausgelöst, die ihm die Freude an dem Erreichten vergällt hätten.
Am folgenden Montag rief er den Filialleiter seiner Bank in M. an und vereinbarte mit ihm einen Gesprächstermin. Er fertigte Kopien der Grundbuchauszüge des Hauses an, der Grundrisse, des Energieeffizienz -Nachweises und der letzten Rechnungen von Investitionen, wie der Dacheindeckung und der erneuerten Heizungsanlage. Und natürlich der Verträge mit seinen beiden ausländischen Verlegern.
Der Kreditvertrag über 800.000 € war schneller erreicht, als erwartet, nur über den Zinssatz gab es harte Verhandlungen, denn die gebotenen Sicherheiten waren der Bank für eine höchste Bonität nicht ausreichend. Sie einigten sich schließlich auf 1,44 %, was für Gunther immer noch ein gutes Ergebnis war.
Für die ausstehende Beichte über seinen großen Kauf gab es eine überraschende Wende. Am Wochenende nach seinen erfolgreichen Kreditverhandlungen mit der Uni-Credit in M. erreichte sie ein Anruf, den einmal Almuth, gegen ihre sonstige Gewohnheit, entgegennahm. Sie sprach zuerst in Deutsch, lachte plötzlich, und schnatterte dann mit erhöhter Amplitude auf Chinesisch, ehe sie Gunther zum Telefon rief und ihm den Hörer übergab.
Ein Herr Wu, Jonglin war am Apparat. Er rief aus München an. Er sei hier Professor für Sinologie und habe sein Buch ‚Das Herzogtum‘ gelesen. Er würde es gern ins Chinesische übersetzen. Gunther war von dem Gedanken sehr angetan und bat ihn, ihm einen Vorschlag zu machen. „Ich kann Ihnen die Rahmenbedingungen schon jetzt sagen", meinte der Professor in hervorragendem Deutsch und ohne jeglichen Dialekt. „Ich habe schon mehrere gute Bücher übersetzt", fuhr er fort, „mein Bruder hat einen wissenschaftlichen Verlag in Peking. Er verlegt aber auch deutsche Belletristik, die ich übersetzt habe. Mit großem Erfolg!“ Jetzt habe er eine Übersetzung von Heinrich Böll in Arbeit, würde aber die Arbeit daran zurückstellen, der Aktualität Gunthers Buches wegen. „Es ist sehr China-freundlich und wird garantiert von unseren Studenten gelesen! Ich bin sicher, dass der Verlag meines Bruders 10 Millionen Bücher verkaufen kann", wagte er eine Prognose.
Das Wort war Glockenklang in Gunthers Ohr! Er bat noch einmal um ein paar Zeilen zu einem Vertragsangebot und übergab den Hörer noch einmal an Almuth, die sich verabschieden wollte. Diese Verabschiedung dauerte dann eine Viertelstunde und Gunther wusste, sie würde am Ende des Gespräches mehr von Professor Wu, Jonglin wissen, als er jemals erfahren konnte.
Dies Gespräch und die in Aussicht gestellte finanzielle Großeinnahme, bereiteten Gunther den Boden, Almuth in die geschaffenen Tatsachen einzuweihen.
So lud er sie für den nächsten Tag zu einem Ausflug ein und führte ein Telefonat mit Hanna, in dem er seinen Besuch ankündigte, mit der Bitte, sich erst zu zeigen, wenn er sie selbst in ihrer Wohnung aufsuchen würde.