Читать книгу Meine irdischen und himmlischen Wege - Manfred Höhne - Страница 17
ОглавлениеKap 12
Gunther hatte den ersten Transport von Geschirr und Gläsern aus der Küche und den Esszimmerschränken, Kleinmöbeln und den Büchern der Bibliothek in wohl 100 Kartons nach Hohenfelden in Marsch gebracht.
Unter Aufsicht von Albrecht und Hanna sollten sie in einem der leer stehenden Gästezimmer deponiert werden. Er hatte der Fracht zwei Briefe beigegeben, einen an Anna-Maria und einen an ihre Eltern.
An Albrecht hatte er noch einmal Anweisungen für den Einbau der Fußbodenheizung im Wohnturm gegeben, an Anna-Maria die Bitte gerichtet, ob sie einen Teil ihrer Ferien nach der sicher schon bestandenen Abschlussprüfung, zum Einsortieren seiner Bücher in die Bibliothek opfern könne. 500 € könnte er dafür aussetzen, mehr sei im Moment nicht drin.
Wenn sie eine Freundin wüsste, vielleicht mit Kenntnissen im Bibliothekswesen, sollte sie sie zu gewinnen versuchen, sich zu den gleichen Bedingungen an der Aufgabe zu beteiligen. Gunther gab zu, keine Ahnung zu haben, wie die Ordnung aussehen sollte. Aber es sollten optische Gesichtspunkte sein und einer nach dem Alphabet gereihten Regalordnung mit von eins bis zehn bezeichneten Fächern, von unten nach oben. Gunther hatte seinen alten Laptop mitgeschickt mit der Bitte, die Bücher, auch die vorhandenen von Graf Thilo, nach Titel und Autor einzugeben und nach ihrem Platz in den Regalen auffindbar zu machen. Er hatte ihr auch geschrieben, dass eine solche Ordnung seit 40 Jahren seine Absicht gewesen sei, die aber Absicht geblieben ist.
Bei allen seinen jetzt häufigen Arbeitsbesuchen hatte er es immer so eingerichtet, dass er Anne zuhause wusste.
Aber auch, wenn er sich bei Hanna aus Zeitzwängen zu einem früheren Termin anmelden musste, gelang es auch Anne immer, anwesend zu sein und eine Begegnung mit ihm herbeizuführen, deren ‚Aufhänger‘ immer ihre Arbeit in der Bibliothek war.
Bei einem dieser Arbeitsbesuche und Beratungen mit Albrecht hatte er auch nach Unterstellmöglichkeiten für Almuths und sein Auto, gefragt. Albrecht zeigte ihm die beiden Großgaragen im ersten Innenhof beidseits des Burgtores. In einer der Garagen stand Hannas ‚Einkaufswagen‘, ein VW ‚Combi‘ und Anna-Marias mit Papas Unterstützung selbsterworbener Ford Fiesta.
In der zweiten Garage standen drei Oldtimer, die Graf Thilo als begeisterten Sammler erworben und Albrecht in jahrelanger Arbeit zu neuem Glanz aufgearbeitet hatte, ein Rolls Roys Silver Wrait 1952 mit verlängertem Radstand, ein Chevrolet Corvette C 2 von 1966 und ein alter Mercedes-Sportwagen 280 SL ‚Pagode‘ von 1965, der noch aufgebockt auf seine ‚Wiedergeburt‘ wartete. Gunther befragte Albrecht, warum die Gräfin diese Oldtimer zur finanziellen Sicherung ihrer Lebensbedürfnisse nicht veräußert habe und bekam zur Antwort, dass die Gräfin dies mehrfach erwogen aber nie umgesetzt habe. Die Autos waren die Leidenschaft ihres Sohnes, der mit ihm und den beiden schon aufgearbeiteten, außerordentlich seltenen und imposanten Wagen, zu allen größeren ausgelobten Oldtimertreffen gefahren sei und dabei viele Anerkennungsdiplome erhalten habe. Graf Thilo immer in seinem geliebten Rolls Roys und er im Chevrolet.
Auf den halbfertigen Mercedes angesprochen erklärte Albrecht, dass er die Arbeit daran habe einstellen müssen, da nach Graf Thilos Tod für die Beschaffung und den Nachbau von Ersatzteilen kein Geld mehr zur Verfügung stand. Er habe aber aus eigener Leidenschaft ständig an der Aufarbeitung weitergearbeitet, wo das ohne Ersatz von Originalteilen möglich war. Er zeigte Gunther mit großem Stolz die beiden fahrtüchtigen Nobelkarossen und der bat Albrecht, unbedingt an der Aufarbeitung des dritten Wagens weiterzumachen und alles Notwendige für die Beschaffung der zu ersetzenden oder zu erneuernden Teile in die Wege zu leiten. „Ich werde mit der Gräfin bei unserem nächsten 5-Uhr Tee über diesen wertvollen Nachlass ihres Sohnes sprechen.“
Für jetzt vereinbarten sie erst einmal, dass Hannas Einkaufswagen zu den Oldtimern gestellt werden sollte und Gunthers ‚Mondeo‘ und Almuths VW zu Anna-Marias ‚Fiesta‘ in die Garage auf der anderen Seite des Burgtores.
In diesen Wochen meldeten sich auch mehrere Interessenten für sein ins Internet gestelltes Haus. Er entschied sich schließlich für einen Käufer, der das Haus kaufen wollte, wie es steht und liegt, mit allen Möbeln, die er selbst nicht mehr benötigte und allem, was in Kellern und auf dem Dachboden noch hätte entsorgt werden müssen. Der notarielle Verkauf sicherte ihm noch drei Monate das Wohnrecht zu, so dass ihm Zeit blieb, zwei weitere Möbel-und Inventartransporte auf den Weg zu bringen.
Albrecht hatte mit den Baufirmen, die schon bei Graf Thilo unter Vertrag standen, die Wohnung im Südwest-Flügel hergerichtet und die Fußbodenheizung im Turm an die Solar und Ölheizung angeschlossen.
Gunther hatte sich im Wohnturm für ein Eiche-Schiffsplanken-Parkett entschieden und dafür ein 20 Jahre getrocknetes Holz erhalten.
Er war viele Male zwischen seinem Wohnort und Hohenfelden hin-und her gependelt, um ein wenig einzurichten und vorzubereiten und Almuth nicht völlig in ein Chaos fallen zu lassen.
Er hatte sogar schon einmal provisorisch dort übernachtet. Anne hatte ihm ein Abendbrot auf die Terrasse gebracht und ihm, auf seine Bitte hin, Gesellschaft geleistet. Gunther konnte sich später nicht mehr recht an den Inhalt ihres Gespräches erinnern. Er hatte ihr wohl von seinen Plänen der Wohnungseinrichtung erzählt.
Das war ihm aber auch nicht so wichtig. Wichtig waren ihm ihre Stimme und ihre Anwesenheit.
Am 20. September konnte dann mit einem Rest an Hausrat und den Betten, der endgültige Aus-und Umzug erfolgen und die Hausschlüssel unwiderruflich an den Nachfolger übergeben werden.
Gunther hatte 48 Jahren in diesem Haus gewohnt und erlebte diesen Moment mit einer Portion Wehmut, die er nur ertrug, in der Freude und Erwartung auf das neue Zuhause.