Читать книгу Die Übersetzungen von Ernst Weiß - Manfred Müller - Страница 15
Liebesschmerzen
ОглавлениеViolante war verliebt, das will sagen, dass ein junger Engländer, der sich Laurence nannte, während einiger Monate der Gegenstand aller Gedanken war, keinen ausgenommen, und das Ziel ihrer wichtigsten Handlungen. Sie war einmal mit ihm auf die Jagd gegangen und konnte es nicht verstehen, warum die Sehnsucht, ihn wiederzusehen, ihre Gedanken beherrschte, sie auf die Straße trieb, wo sie hoffen konnte, ihm zu begegnen, den Schlaf von ihr fernhielt, ihre Ruhe und damit ihr Glück zerstörte. Violante war verliebt, sie wurde verschmäht. Laurence liebte die große Welt, und sie liebte ihn genug, um ihm dorthin zu folgen, aber Laurence hatte keinen Blick für diese Landschönheit von zwanzig Jahren. Sie wurde krank vor Kummer und Eifersucht und wollte Laurence in den Bädern von S. vergessen, aber sie blieb in ihrer Eigenliebe verletzt, weil man ihr so viele Frauen vorgezogen hatte, die nicht besser waren als sie, und war entschlossen, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
»Ich verlasse dich, mein guter Augustin«, sagte sie, »und gehe an den Hof von Österreich.«
»Das wolle Gott nicht«, sagte Augustin, »die Armen unserer Gegend hätten niemanden mehr, der sie tröstet, wenn Sie unter so vielen bösen Menschen weilten. Wollen Sie nicht mehr mit unseren Kindern in den Wäldern spielen? Wer soll die Orgel in der Kirche bedienen? Wir sollen Sie also nicht mehr in den Feldern malen sehen? Sie werden keine Lieder mehr erfinden?«
»Sorge dich nicht, Augustin«, sagte Violante, »wache mir treu über mein schönes Schloss und meine braven Leute von Steyer. Die Welt soll mir nur ein Mittel sein, sie bietet mir zwar banale, aber unbesiegliche Waffen, und wenn ich eines Tages geliebt sein will, muss ich sie besitzen. Mich stachelt eine Neugier und mehr als das, mich treibt eine Lebensnotwendigkeit dazu, ein äußerlich reicheres und weniger abgeklärtes Leben zu führen als hier. Es soll zugleich Ruhe sein und eine Schule für mich. Sobald ich mir meine Stellung geschaffen habe und meine Ferien zu Ende sind, will ich die große Welt verlassen und in die Felder zurückkehren zu unseren guten, einfachen Leuten und, was mir das Liebste ist, zu meinen Liedern. An einem bestimmten Tage, der nicht sehr fern ist, will ich auf der schiefen Ebene haltmachen und in unser Steyer zurückkehren und neben dir leben, mein Lieber.«
»Werden Sie das können?« fragte Augustin.
»Man kann, was man will«, sagte Violante.
»Sie werden aber dann nicht mehr das gleiche wollen«, sagte Augustin.
»Warum?« fragte Violante.
»Weil Sie sich wandeln werden«, sprach Augustin.