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Der Treulose

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Fabrice glaubt Beatrice auf ewig zu lieben und möchte es auch; er denkt aber daran, dass er in gleicher Weise je sechs Monate lang geglaubt und gewollt hat, Hippolyta, Barbara oder Clelia zu lieben. Nun versucht er in den wirklichen Eigenschaften von Beatrice irgendeinen Grund zur Gewähr zu finden für die Hoffnung, auch nach dem Ende der großen Leidenschaft weiter mit ihr verkehren zu können; denn der Gedanke, er könne eines Tages ganz ohne sie auskommen, ist durchaus unvereinbar mit einem Gefühl, das die Illusion einer ewigen Dauer nicht entbehren kann. Dann will er sich aber als kluger Egoist nicht ganz, nicht mit allen seinen Gedanken, seinen Handlungen, seinen augenblicklichen Absichten, mit seinen alles umfassenden Zukunftshoffnungen einem Menschen hingeben, der eigentlich nur der Gefährte einiger seiner Stunden gewesen ist.

Beatrice hat, das weiß er, Klugheit und gutes eigenes Urteil: »Welche Freude steht mir nach dem Ende meiner Liebe bevor! Mit ihr über andre, über sie selbst auch zu sprechen, über meine vergangene Liebe für sie ...« (Freilich sollte diese, so hofft er, verwandelt in dauernde Freundschaft, wiederaufleben.)

Kaum ist aber seine Leidenschaft für Beatrice vorbei, da bricht er den Verkehr ab, geht zwei Jahre lang nicht zu ihr, hat nicht einmal Lust, sie zu sehen, und leidet darunter nicht im mindesten. Eines Tages ist er gezwungen, sie doch aufzusuchen, er tut's wider Willen, bleibt zehn Minuten. Warum? Er träumt Tag und Nacht von Giulia, die zwar unbegreiflich dumm ist, aber deren blassblonde Haare duften wie ein feines Gras und deren Augen unschuldig sind wie zwei Blumen.

Die Übersetzungen von Ernst Weiß

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