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Die Freundinnen der Comtesse Myrto

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Myrto, geistreich, hübsch, gütig, aber versessen auf Schick, zieht allen Freundinnen Parthenis vor, die Herzogin ist und brillanter als alle. Indessen findet Myrto Freude auch an Lalage, die ihr an Eleganz genau gleichkommt, und ist nicht unempfindlich für die Freundlichkeiten von Cleanthis, die im Verborgenen blüht und keinen besonderen Ehrgeiz hat. Aber wen Myrto durchaus nicht leiden kann, das ist Doris; die gesellschaftliche Stellung von Doris ist etwas niedriger als die von Myrto, Doris legt auf Myrto Wert, wie es Myrto mit Parthenis tut, ihrer größeren Eleganz wegen.

Wenn wir nun bei Myrto diese Vorliebe und diese Antipathien wahrnehmen, so liegt der Grund erstens darin, dass die Herzogin Parthenis unserer Myrto Vorteile bietet, ferner darin, dass Parthenis, wenn sie Myrto liebt, es doch nur Myrtos selbst wegen tun kann, wohingegen Lalage ihrerseits sie nur egoistisch lieben kann, denn in jedem Falle sind beide auf derselben Stufe der Leiter, brauchen daher einander. Endlich ist es so, dass, wenn Myrto Lalage Freundlichkeiten erweisen soll, die sich unter Umständen uneigennützig verhalten kann, indem sie sich auf ihren eigenen Geschmack verlässt im Verstehen und Sympathisieren. Das gibt ihr einen gewissen Stolz, denn sie ist elegant genug, um im Notfall auf Eleganz zu verzichten. Andererseits appelliert Doris nur an Myrtos Luxusbedürfnis, kann es aber persönlich nicht befriedigen; sie kommt zu Myrto wie ein Wald- und Wiesenköter zu einem Fleischerhund, der die Knochen gezählt hat; sie möchte zu gern von ihren Herzoginnen verkosten, ihr gern eine fortnehmen, wenn's ginge. Schließlich missfällt sie, genau wie Myrto selbst, durch das Missverhältnis zwischen ihrem wirklichen Rang und dem, den sie anstrebt, und so zeigt sie Myrto ihr eigenes Bild in ihrem Spiegel. Dieselbe Freundschaft, die Myrto für Parthenis übrighat, erkennt sie unter außerordentlichem Missvergnügen in den Gunstbezeigungen der Doris wieder. Lalage, selbst Cleanthis erinnern sie an ihre ehrgeizigen Träume, Parthenis war wenigstens im Begriff, diese zu verwirklichen: Doris hingegen spricht ihr nur von ihrer Kleinheit. Nun empfindet sie Doris gegenüber (allzu gereizt, als dass sie die amüsante Rolle der hohen Beschützerin spielen könnte) das, was ganz genau Parthenis ihr gegenüber empfinden sollte. Aber Parthenis ist hoch erhaben über Snobismus: sie hasst Myrto von ganzem Herzen.

Die Übersetzungen von Ernst Weiß

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