Читать книгу Tod oder tot ? Thriller - Manfred Steinbacher - Страница 10

Kapitel 6

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Alex hatte im Hotel zwei Suiten mit Verbindungstür für Harry und sich reservieren lassen. Dieses Quartier bezogen sie jetzt. Ihre Kleidung war für einen festlichen Empfang ungeeignet und so verbrachten sie den halben Tag in exquisiten Männerboutiquen. Für Alex das Beste vom Besten, für Harry, zwei Stufen tiefer. Es musste bei den Gästen schon zu erkennen sein, dass Alex der Chef war und Harry der Lakai oder Bodyguard.

Als Alex so reich wurde und zwangsläufig auch in Schickeria Kreisen verkehren musste, hatte er keine Ahnung, wie man sich dort verhält und beging nicht nur einen Fauxpas. Dann aber lernte er, wie man sein muss, nämlich arrogant und überheblich. Er war der Meinung, dass dieses Wissen für ihn notwendig war, denn als Detektiv musste er in der Lage sein, sich auf jedwede Gegebenheit umzustellen, denn sonst würde er auffallen.

Er erklärte Harry, wie er sich verhalten würde und warum und wie Harry sich verhalten musste. Er musste respektvoll sein und auch einen möglichen, für die Situation nötigen Anpfiff ertragen. Auf der anderen Seite musste man erkennen, dass er sein Bodyguard war und Alex deshalb eine wichtige Person, wodurch vielleicht Anton Grindl auf ihn aufmerksam würde.

Nachdem sie das alles besprochen und geübt hatten, setzten sie sich in der Hotellobby in die gemütlichen Sessel und schauten den Leuten zu.

Irgendwann, nachdem sie auch die Hotelbar begutachtet hatten, meldete sich Tako:

Ihr seid jetzt auf der Gästeliste. Ich habe auch zwei Einladungen für euch kopiert und ausgefertigt, aber die sind auf gehämmertem Büttenpapier geschrieben und ihr könnt sie nicht ausdrucken, das würde man merken. Ich kann dir aber Bilder aufs Handy schicken. Dann kannst du notfalls die Bilder vorweisen und sagen, du hast zwar die Einladungen vergessen, aber du hast dir Bilder nachschicken lassen.

Tako ist nicht nur ein phänomenaler Hacker, er ist auch sonst ein kluger Kopf und denkt vor allem mit.

Alex sagte ihm das auch und er freute sich.

Die Zeit bis zur "Party" vertrieben sie sich mit Übungen "Chef und Lakai" und erkundeten die Gegend um die Villa von Anton Grindl.

Am Tag des Festes ließ Alex von Harry einen repräsentativen Wagen mieten und sie fuhren vor. Sie hatten trotz vergessener Einladungen keine Probleme. Gästeliste und Ausweis und sie konnten eintreten.

Alex verwendete übrigens seinen richtigen Namen und Harry ebenso. Anton Grindl kannte sie nicht und falls Alex Kontakt bekam und er nachforschen ließ... auch ein Detektiv kann mit zwielichtigen Geschäften zu tun haben.

Harry hatte ihm gesagt, dass ihn die zwei Männer, die bei der "Entführung" dabei waren und wohl für Grindl arbeiteten, auch nicht richtig kannten und falls sie ihn selbst erkennen würden...warum sollte er nicht bei irgendjemanden als Bodyguard anheuern.

Alex schaute sich um und sah Prunk und Protz in jeder Richtung. Bedienstete schwirrten umher und boten Champagner und ausgesuchte Snacks an. Der riesige Saal füllte sich zusehends.

Irgendwann erschien Anton Grindl, hielt eine launige Ansprache und sagte dann, dass es nun an der Zeit sei, seine 17-jährige Tochter in die Gesellschaft einzuführen. Die Kleine erschien auf der Bühne und sie sah wirklich gut aus. Sie war also 17 und nicht 15 wie Alex gedacht hatte. Die Gäste klatschten, die Kleine machte einen Knicks und Anton Grindl bat zum Buffet.

Als Alex die Kleine sah, nicht verhärmt oder verzweifelt sondern glücklich und zufrieden, da fragte er sich schon, was ich hier eigentlich sollte.

Bevor er weiter denken konnte sah er Eleonore Hansen. Wer den Namen Eleonore Hansen hört denkt höchstwahrscheinlich an eine mütterlich Fünfzigerin. Eleonore wurde aber Ellie genannt und da war sie eine gertenschlanke, mittelgroße Rothaarige mit ein paar Sommersprossen und um die 30. Sie stand neben einem weißhaarigen Mann im mittleren Alter, der eine Schärpe und etliche Orden trug. Sie unterhielt sich angeregt mit ihm und ein paar anderen Gästen.

Alex versteckte sich und dachte nach:

Ellie, er konnte es nicht fassen, dass er sie hier traf. Ellie und Alex kannten sich von ihrer Zeit bei der Militärpolizei und sie hatten ein heftiges Verhältnis. Heute musste sich Alex sagen, er war sehr verliebt in sie. Ellie war auch sonst etwas Besonderes. Sie war absolut austrainiert und sie hatte die schnellsten Reflexe, die er je gesehen hatte und sie konnte richtig brutal sein. Sie nahm es mit jedem auf und die stärksten Kerle lagen nach kurzer Zeit blutend auf dem Boden. Wenn es irgendwo eine Schlägerei gab, die Militärpolizei geholt wurde und Ellie tauchte auf, dann war sofort Ruhe. Sie hatten alle großen Respekt, ja ich würde sagen, Angst vor ihr. Privat war Ellie eine liebevolle, sanfte Katze und Alex verstand bis heute nicht, warum er sie hat gehen lassen.

Als Alex mächtig sauer die Militärpolizei verlassen wollte, um zum KSK zu gehen, da hatte sie ihn angefleht zu bleiben. Alex glaubte, sie hat noch nie jemanden angefleht. Aber er war stur und ging und hatte dadurch ihren Stolz so sehr verletzt, dass die paar Mal, die sie noch Kontakt hatten, von ihrer Seite sehr kühl waren. Alex setzte alles in Bewegung, um sie wieder zu gewinnen, aber vergeblich. Ihre Kontakte wurden immer seltener und als Alex dann erfuhr, dass sie geheiratet hatte, war alles vorbei und er hatte eine schwere Zeit.

Und jetzt brach alles wieder in ihm auf, als ob es gestern gewesen wäre.

Warum zum Teufel war er hierhergekommen!

Trotzdem, er musste mit Ann-Katrin sprechen.

"Entschuldigung, sagte er zu einem der Umstehenden, " wissen sie, wer der Herr dort mit der Schärpe ist?"

"Aber ja doch, das ist der deutsche Botschafter in der Schweiz."

Alex bedankte sich, verdrückte sich in eine Ecke und rief Tako an.

"Was, du schon wieder? Ich komme ja gar nicht dazu, die Arbeiten für meine Kunden zu erledigen!"

"Tako, ist mir egal, es brennt. Du musst so viel wie möglich über Eleonore Hansen herausfinden. Sie war mit mir bei der Militärpolizei. Schau dir ihre Akte an und ihren Werdegang. Im Moment scheint sie die Sekretärin oder Mitarbeiterin des deutschen Botschafters in der Schweiz zu sein."

Alex gab ihm die Zeiten durch wann er bei der Militärpolizei war und wo und flehte ihn an alles sofort und gestern zu erledigen.

Es dauerte eine glatte Stunde, bis der Botschafter von anderen Gästen entführt wurde. Dann ging Alex zu Ellie. Er wusste, dass sie ihn sofort erkannte, aber sie zuckte mit keiner Wimper. Alex schob einen anderen Typ zur Seite und lächelte Ellie an:

"Entschuldigen sie, war das der deutsche Botschafter, mit dem sie gesprochen haben. Kennen sie ihn gut?"

Sie antwortete kühl:

"Ja, das war er und ich kenne ihn gut."

"Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Alexander Prien und ich würde den Botschafter sehr gerne kennen lernen. Würden sie so freundlich sein und mich vorstellen? Wie sagten sie, war ihr Name?"

Sie lächelte etwas bösartig:

"Sie müssen nicht tricksen. Sie können mich auch direkt fragen. Mein Name ist Dorothea Volk."

Jetzt wusste Alex, dass Ellie nicht nur als Begleiterin des Botschafters hier war.

Er entschuldigte sich, ging auf die Toilette und rief Tako an.

Er stöhnt sofort:

"Mann du nervst! Glaubst du, ich kann einfach so die Akten aufrufen? Dazu braucht man Zeit und Ruhe!" und legte auf.

Er hatte ja recht, aber Alex wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Aber was Solls. Er ging zurück zu Ellie, reihte sich in die Gruppe ihrer Verehrer ein und genoss es, sie anzusehen.

Ellie hat ein süßes, liebliches Puppengesicht, eine Fülle roter Locken, Sommersprossen um die Nase, die sie nicht wegschminkt und, für eine Rothaarige ungewöhnlich, braune Augen. Keiner der Männer, die sie anhimmelten würde sich vorstellen können, welche Härte hinter diesem Gesicht verborgen war. Er dachte wieder an die Zeit bei der Militärpolizei. Bei einer Schlägerei unter betrunkenen Soldaten brach sie gelegentlich dem einen oder anderen die Nase. Wenn sie aber von einem angegriffen wurde, dann schlug sie ihm mit dem Knüppel brutal die Zähne aus. Sie war der Meinung, dass er am besten beim Zahnarzt darüber nachdenken konnte, was für ein Trottel er war.

Die Gefühle für Ellie stiegen in Alex wieder hoch und er begriff, was für ein Trottel er gewesen war. Zum Glück vibrierte sein Handy und er verdrückte sich.

"Also," sagte Tako, "Eleonore Hansen hat einige Posten bei der Militärpolizei, der Bundeswehr und der Nato bekleidet. Bis dahin war es kein Problem ihre Akte einzusehen. Sie hat übrigens geheiratet, ist geschieden und hat ihren Mädchennamen wieder angenommen."

Das Herz von Alex hüpfte, als er das hörte.

"Aber dann gibt es eine Verschlussakte mit dem Vermerk "geheim", in die ich nicht reinkomme, ohne dass sie es bemerken. Das muss ich aber nicht, denn was sagt mir eine solche Akte:

Eleonore Hansen ist beim MAD."

"Viele Dank, Tako, das war wieder hervorragende Arbeit. Bis bald, ich muss."

"Bitte nicht bis bald, lieber bis demnächst, irgendwann."

Sie lachten und legten auf.

Alex ging zu Ellie zurück. Als sie ihn sah, löste sie sich aus der Traube ihrer Verehrer und sagte:

"Kommen sie, ich stelle sie dem Botschafter vor."

Auf dem Weg zum Botschafter flüsterte Alex:

"Kennt der Botschafter deinen richtigen Namen und weiß er, dass du beim MAD bist?"

Sie nickte knapp:"Ja", ohne zu fragen woher Alex das mit dem MAD wusste.

Sie fanden den Botschafter und Ellie sagte zu ihm: "Herr Botschafter, kann ich sie einen Moment allein sprechen?"

"Aber selbstverständlich." Er entschuldigte sich bei seinen Gesprächspartnern und sagte zu Ellie:"Was kann ich für sie tun, Frau Volk?"

"Gehen wir doch in eine ruhige Ecke, Herr Botschafter, ich möchte ihnen jemanden vorstellen."

Sie suchten eine ruhige Ecke, in der man ungestört reden konnte.

"Herr Botschafter, ich möchte Ihnen Alexander Prien vorstellen. Herr Prien und ich waren zusammen bei der Militärpolizei, dann ging er zum KSK, dann zur GSG9 und schließlich zum SEK. Jetzt arbeitet er als Privatdetektiv."

Alex fragte sich, woher Ellie das so genau wusste. Er hatte ihr nichts erzählt.

"Beeindruckend" sagte der Botschafter und gab ihm die Hand. "Was kann ich für sie tun?"

"Herr Botschafter, die Tochter von Herrn Grindl, Ann-Katrin, hat mir vor einiger Zeit den Auftrag gegeben, ihren leiblichen Vater zu suchen. Zum Verständnis: Die zweite Frau von Anton Grindl hat Ann-Katrin mit in die Ehe gebracht. Ann-Katrin war wohl ausgerissen und wurde, halbwegs mit Gewalt, von den Männern ihres Stiefvaters wieder nach Hause gebracht, nachdem sie mir den Auftrag gegeben hatte. Ich habe sie nun aufgespürt, weil ich dachte, dass sie eventuell mit Gewalt festgehalten wird. Nun sehe ich sie frisch und munter und keineswegs verzweifelt und frage mich, ob ich den Auftrag weiter ausführen soll. Ich möchte nun gern unauffällig mit Ann-Katrin reden. Damit sie keine Schwierigkeiten bekommt habe ich folgende Idee:

Könnten sie vielleicht Herrn Grindl bitten, dass seine reizende Tochter, ihnen und Frau Volk ein wenig von Montreux zeigt, dann könnten sie an einem Café vorbeigehen, wo ich auf der Terrasse sitze und ihnen zurufe: Hallo Herr Botschafter, hallo Frau Volk, wollen sie sich nicht zu mir setzen?" Dann könnte ich mit Ann-Katrin sprechen, auch wenn sie beobachtet werden sollte."

Es wäre sehr freundlich, wenn sie mir helfen würden, es sei denn dadurch würde ihre MAD-Aktion gestört werden.

Der Botschafter sagte nichts, schaute Ellie an:"Was meinen sie, Frau Volk?"

Ellie zögerte kurz, nickte dann und sagte:"Ich denke wir können ihm helfen."

Tod oder tot ? Thriller

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