Читать книгу Tod oder tot ? Thriller - Manfred Steinbacher - Страница 5
Kapitel 1
ОглавлениеAm Sonntag traf Alex den Tod..., aber der ging an ihm vorbei, genauso wie die Kugel, die an seinem Kopf vorbeipfiff und ein paar Haare abrasierte. Im Moment der Erkenntnis reagierte er blitzschnell und duckte sich in einen Hauseingang, aber zwischen dem Moment, in dem man erkennt was los ist und der richtigen Reaktion liegt auch bei den Besten eine gewisse Zeitspanne… Alex gehörte zwar zu den Besten, doch ein zweiter Schuss hätte ihn getroffen, aber der kam nicht. Der Tod schaute ihn an, grinste, zuckte mit den Schultern und ging weiter.
Alex wusste nicht, kam der Schuss aus der Ferne von einem Scharfschützen oder aus der Nähe. War der Schütze weg oder wartete er noch auf ihn?
Um dem Tod nicht doch noch eine Freude zu machen, blieb Alex versteckt im Hauseingang bis jemand herauskam und er zumindest ins Haus konnte. Zuerst wollte er in eine Wohnung einbrechen und versuchen über den Balkon rauszukommen, aber dann dachte er: Mal sehen, vielleicht hat das Haus eine Tiefgarage. Sie hatte eine. Er bestellte ein Taxi und ließ sich zum Bahnhof fahren. Dort löste er ein Ticket zu einem Ort in der Nähe, stieg aber sicherheitshalber in einen anderen Zug. Bei einer Kontrolle konnte er sagen, er sei versehentlich in den falschen Zug gestiegen. Am nächsten Bahnhof stieg er aus, suchte sich ein Café in der Nähe und dachte nach.
An diesem Sonntag war herrliches Wetter und er war rausgegangen um diesen schönen Tag zu genießen. Er spazierte herum, schaute sich die Auslagen der Geschäfte an und die Leute, die Frauen natürlich. Zum Schluss wollte er sich noch gemütlich in ein Café setzen. Dazu kam es dann aber nicht, weil ihn der Tod störte.
Er hätte sich gerne mit Loretta getroffen, aber das ging nicht, weil ihr Mann zuhause war, es war ja Sonntag.
Hatte ihr Mann einen Killer auf ihn angesetzt? Nein, unmöglich, er hatte keine Ahnung von dem Verhältnis und außerdem war er ein lieber, netter Mensch, der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte. Loretta würde ihn nie verlassen, aber nach einer gewissen Zeit der Ehe, noch dazu mit Kindern, war ein Verhältnis eben eine prickelnde Angelegenheit. Loretta und Alex mochten sich sehr, aber sie liebten sich nicht. Sie wussten das beide und das war auch gut so.
Alex ist Polizist, das heißt, er war Polizist, nein das zunächst auch nicht. Es war so:
Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr und studierte an der Bundeswehr-Akademie. Nach dem Abschluss war seine Laufbahn ganz normal. Leutnant, Oberleutnant, ein langweiliges Leben. Stinknormaler Dienst, es war überhaupt nichts los. Bei einer kleinen Schlägerei lernte er Militärpolizisten kennen. Das gefiel mir schon besser und es dauerte nicht lange, bis er zur Militärpolizei versetzt wurde. Der Dienst war abwechslungsreich und er lernte eine Menge, auch über Gesetze und Kriminologie. Als er einmal bei einer Schlägerei zu hart zulangte und das ausgerechnet beim Sohn des Kommandeurs, diesem arroganten Arschloch, also der Sohn ist ein Arschloch, nicht der Kommandeur, erhielt er eine Abmahnung. Er war stinksauer und suchte den Absprung. Den fand er bei einem guten Kumpel, der die Ausbildung beim "Kommando Spezialkräfte", kurz KSK geschafft und gute Kontakte zum Kommandeur hatte. Sein Kumpel versuchte ihn also zum KSK zu bringen. Wegen seiner Abmahnung hätte es vielleicht nicht geklappt, aber weil der Kommandeur den anderen Kommandeur und seinen Arschloch-Sohn auch nicht leiden konnte, durfte Alex die Ausbildung beim KSK machen.
Alter Freund! Die Ausbildung beim KSK ist mehr als knochenhart und Alex fluchte oft über sich, weil er den doch gemütlichen Dienst bei der Militärpolizei aufgegeben hatte. Aber sein Ehrgeiz ließ keinen Versager zu und so überstand er die Ausbildung und wenn er vorher gedacht hatte, er wäre ein "harter Hund", so wusste er erst jetzt, was Härte ist.
Über die Einsätze beim KSK darf er nicht reden, aber sie waren überall und er fragte sich oft, warum er das überlebt hatte.
Dann ging die Zeit bei der Bundeswehr zu Ende. Alex hatte sich für 12 Jahre verpflichtet und als er anfing war er gerade 18.
Er bewarb sich bei der Polizei bzw. bei der GSG 9. Mit seinem Vorleben und einigen Beziehungen hatten sie gar keine andere Möglichkeit, als ihn zu nehmen. Bei der GSG 9 lernte er viel, nicht nur Geiselbefreiung.
Aber:
Sie übten und übten und nie kam ein richtiger Einsatz. Das wurde ihm zu eintönig und er wechselte zum SEK.
Dort gefiel es ihm richtig gut. Es gab immer wieder echte Einsätze, nicht nur Übungen und er war gerne dabei, aber dann kam die Erbschaft.
Alex hatte einen Onkel, den er sehr mochte. Beide verstanden sich sehr gut und trafen sich oft. Dass sein Onkel vermögend war, wusste Alex, denn der Onkel besaß ein großes Haus und hatte einen gepflegten Lebensstil. Seine Frau war schon gestorben und er hatte keine Kinder. Die Beziehung der beiden war ein richtig schönes Vater-Sohn Verhältnis. Als sein Onkel starb war Alex unendlich traurig.
Der Onkel hatte Alex als Alleinerbe eingesetzt und so erbte er ein nicht unbeträchtliches Vermögen. Mit so einem Vermögen im Hintergrund fragt man sich, warum man seine Haut noch für den Staat riskieren soll. Außerdem hatte Alex mit seinen Vorgesetzten das eine und andere Problem, weil er bei seiner Arbeit nicht zimperlich war. Alex ist der Auffassung, dass man Verbrecher nicht mit Samthandschuhen anfassen darf, sonst lachen sie einem bloß höhnisch ins Gesicht, sondern sie müssen Angst vor einem haben. So einer Auffassung stehen aber die Gesetzte, die Vorgesetzten, die Richter und die Anwälte entgegen und wehe man schießt! Was dann auf einen zukommt ist gelinde gesagt unerträglich, denn dann wird einem vorgeworfen, dass man vorschnell gehandelt hat und nicht fünf Minuten überlegt hat, welche Konsequenzen der Schuss hat. Kurz gesagt, man soll sich erst erschießen lassen und dann fragen, ob man schießen darf. Alex hatte also einige Anzeigen zu überstehen und seine Personalakte freute sich, dass sie eine Reihe von Abmahnungen in sich hatte und ihr nicht so langweilig war.
Grund für eine Kündigung? Eigentlich nicht.
Alex kündigte trotzdem und nahm sich vor, sein Vermögen zu verprassen.
Vermögen verprassen ist aber keine Beschäftigung und wie lange hält es ein Mann wie Alex ohne Beschäftigung aus? Nicht lange.
Also kam er nach einigem Hin und Her zu dem Schluss sich mit dem zu beschäftigen, was er sowieso schon konnte und wurde Privatdetektiv.
Er fand das eine gute Idee, denn er war hart genug, hatte eine Menge Kenntnisse, theoretische und praktische, Boxen, Kampfsport und konnte mit allen Waffen umgehen. Wovon er aber keine Ahnung hatte, war die normale detektivische Arbeit, mit der die Kriminalpolizei zu tun hatte:
Befragungen, Details erkennen, kombinieren, Verdächtige beschatten, also ermitteln.
Alex aktivierte einige Kontakte, fand einen pensionierten Kripo-Beamten und ging wieder zur Schule. Von ihm erhielt er alle die Kenntnisse, die einen guten Privatdetektiv ausmachen und er lernte eine ganze Menge schmutziger Tricks.
Natürlich können Privatdetektive nicht einfach machen, es sie wollen, auch für sie gibt es Regeln, aber keine ängstlichen Vorgesetzten, die jeden Mucks aufschreiben, damit sie selbst gut dastehen und übrigens, was niemand weiß, macht auch niemanden heiß, nicht einmal den Staatsanwalt.
Nein, nicht dass man denkt, Alex stelle sich über die Gesetze, nein das macht er nicht und wenn er einem Gangster die Zähne ausschlägt, dann hält er sich immer noch im Rahmen der Gangstergesetze.
Was also zum Teufel war los? Wieso versuchte jemand ihn umzubringen? Er hatte keinen aktuellen Auftrag, also gab es auch keinen aktuellen Grund ihn zu beseitigen. Er musste also schon früher jemandem gewaltig auf die Zehen getreten sein, aber er wusste nicht wem. Er hatte im letzten Jahr nur ganz normale Aufträge gehabt, Scheidungsaufträge, die verkiffte Tochter suchen, ein paar Jugendliche verprügeln, die versuchten Schüler zu erpressen, also gar keine Sachen, die ihn in Kontakt mit wirklich gefährlichen Kriminellen gebracht hätten.
Er grübelte vor sich hin. Was war in der letzten Zeit passiert? Der letzte Auftrag lag schon ein halbes Jahr zurück, war nicht gefährlich und nach zwei Wochen abgeschlossen. Anschliessend war er in Urlaub und trotz einiger Liebschaften hatte er wohl niemanden vor den Kopf gestoßen. Dann war da noch die Kleine, die in seinem Büro erschienen war, einfach so, ohne Termin.
Alex hat ein schönes Büro, hell, modern und mit allem technischen Schnickschnack ausgestattet. Nicht so eine vergammelte Bude, wie die Film-Detektive. Und er hat eine sehr hübsche Sekretärin. Alex hat oft bedauert, dass ich sie eingestellt hat und nicht eine weniger hübsche, denn sie lenkt ihn ab und er würde gerne..., aber er hat ein Prinzip:
Kein Verhältnis mit Angestellten!
Abgesehen davon hat sie einen sehr netten und auch gut aussehenden Freund…, aber egal, sie ist auf jeden Fall blitzgescheit, reaktionsschnell und sehr clever und er will sie nicht verlieren. Außerdem ist das "vielleicht" aufregender als das "das war`s dann".