Читать книгу Tod oder tot ? Thriller - Manfred Steinbacher - Страница 9
Kapitel 5
ОглавлениеEs vergingen etliche Tage mit und ohne Loretta. Ansonsten war nichts los und er begann sich zu langweilen. An einem der Abende fuhr Alex ein wenig in der Stadt herum und kam an einer Kneipe vorbei, deren Namen er irgendwo in Erinnerung hatte. Es fiel ihm aber nichts ein und so fuhr er weiter. An der nächsten Ecke war es aber wieder da: Die Stammkneipe des Scharfschützen!
Er parkte, lief zur Kneipe zurück und ging hinein. Es war brechend voll, laut und schummrig beleuchtet. Er drängte sich durch die Leute, hierhin und dorthin, ging auf die Toilette, holte sich etwas zu trinken, plauderte mit ein paar Mädels, aber er sah ihn nicht. Gerade, als er mit den Mädels so richtig warm wurde, kam er zur Tür herein. Alex erkannte ihn sofort. Auch er ging herum, sprach mit ein paar Leuten und ergatterte sich einen Platz an der Bar.
Alex sagte zu den Mädels:
"Sorry, aber ich muss mit jemandem reden."
Er drückte sich durch die Menge hin zur Tür und lief zu seinem Motorrad. Aus dem Geheimfach nahm er den Schalldämpfer seiner Pistole, steckte ihn ein und ging zurück.
Der Scharfschütze saß immer noch an der Bar. Alex stellte sich in seine Nähe und hoffte, dass ein Platz neben ihm frei würde. Es dauerte lange, bis sich die Hoffnung erfüllte, aber sie erfüllte sich.
Er setzte sich nicht auf den freien Platz sondern lehnte sich dagegen, knapp am Körper des Scharfschützen, drückte ihm den Schalldämpfer in die Rippen und flüsterte in sein Ohr:
"Wenn du auch nur zuckst, dann macht es leise "plopp" und ich bin schon lange weg, bevor du vom Hocker fällst."
Der Scharfschütze zuckte nicht und Alex kostete seinen Schock genüsslich aus. Als er zufrieden war, nahm er den Schalldämpfer weg, legte ihn vor seine Nase und sagte:
"Du weißt, es hätte eine Waffe dran sein können und jetzt solltest du dich dafür entschuldigen, dass du auf mich geschossen hast!"
Der Scharfschütze drehte sich zu ihm und Alex sah erstaunt, dass er rot wurde:
"Danke für den Schock, aber ich habe ihn mehr als verdient. Glaub mir, die Sache verfolgt mich ständig. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen solchen Mist gebaut und ich verstehe nicht, wie ich auf so eine blöde Idee kommen konnte. Ich weiß, ich bin ein erstklassiger Scharfschütze, aber so arrogant wie ich in diesem Moment war, dürfte auch ich niemals sein. Ein Millimeter andere Bewegung von dir und du wärst tot, was ich nie wollte, ganz abgesehen davon, dass ich hätte jemanden hinter dir erschießen können. Du kannst mir ruhig ein paar reinhauen, wenn dir das gut tut."
Bevor er etwas gesagt hatte, hätte Alex das gut getan, aber jetzt nicht mehr. Er war anscheinend wirklich verzweifelt über diese Sache gewesen und war froh, dass er sich jetzt alles von der Seele reden konnte.
Sie tranken ein paar oder auch mehr Gläser miteinander. Er erzählte Alex von seinem Leben, das ihn nicht gerade glücklich machte und Alex erzählte von seinem Job und so nebenher machte er eine Bemerkung über das Mädchen und dass sie ja nun wieder bei ihrem Vater war.
Der Scharfschütze fühlte sich gleich wieder schuldig:
"Du darfst aber nicht glauben, dass ich oder die anderen Kidnapper wären. Es war ein ganz offizieller Auftrag, das Mädchen zu finden und nach Hause zu bringen unter Angabe aller Namen und Adressen."
"Reg dich nicht auf," sagte Alex, "inzwischen weiß ich ja, dass ihr Vater sie gesucht hat. Solche Jobs habe ich auch schon gemacht."
Übrigens, wer sind denn die beiden Männer, mit denen du den Job gemacht hast?"
"Ich kenne sie eigentlich gar nicht. Sie haben mich engagiert, weil ich mich hier auskenne. Ich glaube, sie arbeiten für den Vater des Mädchens."
Er trank einen Schluck und grübelte irgendwie vor sich hin. Dann murmelte er zögernd:
"Also, ich weiß auch nicht, aber irgendwie..."
"Was irgendwie?"
„Also, es gab einen Vorfall, der mich doch irgendwie grübeln lässt. Ich habe ihr Essen gebracht und fand sie völlig verheult in der Ecke sitzen. Ich wollte sie trösten und sagte: Komm, ist doch alles nicht so schlimm, du bist ja bald zu hause. Da heulte sie noch mehr und schrie:
Ich wollte meinen Vater finden und Anton sucht ihn auch. Wenn er ihn findet, bringt er ihn um.
Sie wurde aber dann so hysterisch, dass ich lieber abgehauen bin. Später war sie dann wieder ganz ruhig und ich habe die Sache vergessen.“
Jetzt wurde Alex aufmerksam: Anton, Anton Grindl wollte ihren Vater umbringen? War sie doch keine Spinnerin?
Sein Interesse wuchs und auch seine detektivische Neugierde. Hatte er die Kleine falsch eingeschätzt? War sie wirklich verzweifelt?
Er bekam ein schlechtes Gewissen und bedauerte sein Verhalten. Quatsch, die Kleine war selbst unmöglich gewesen und er musste kein schlechtes Gewissen haben, aber ein bisschen mehr detektivisches Interesse hätte er schon zeigen können.
Wie auch immer:
Er hatte jetzt einen Fall! Schließlich wollte sie ihn beauftragen und hat überall herumerzählt, dass sie ihn beauftragt hat, ihren Vater zu finden.
Als sie die Kneipe verließen, waren Harry und Alex, Herbert Meister wird Harry genannt, schon etwas wackelig auf den Beinen. Sie waren noch keine Freunde, aber auch keine Feinde mehr. Alex ließ sich von Harry seine Nummer geben und versprach ihm, sich irgendwann zu melden.
Die nächsten Tage kreisten seine Gedanken um Ann-Katrin.
Gar keine Frage, dass er nur mit Hilfe von Ann-Katrin ihren Vater finden konnte. Aber wie sollte er Kontakt mit ihr bekommen? Da bleibt nur Eines, er musste nach Montreux und Kontakt mit Anton Grindl bekommen. Als Detektiv war das natürlich nicht möglich aber mit seinem Geld vielleicht schon.
Er hatte eine Idee und rief Harry an.
Sie trafen sich in seinem Büro. Harry machte große Augen, als er das Büro sah und noch größere Augen, als er Axels Sekretärin sah. Axel beraubte ihn, was seine Sekretärin betraf, zunächst einmal aller Illusionen und informierte ihn dann über seine Pläne:
"Harry, ich habe Geld geerbt und bin finanziell recht gut gestellt. Ich kann es mir leisten, eine Sache zu verfolgen, bei der ich nichts verdiene, wie zum Beispiel, den Vater unserer Kleinen zu finden. Dabei könntest du mir helfen."
"Gerne, aber wie?"
"Meine Idee ist, dass ich mir eine brauchbare Identität zu lege und dich als meinen Bodyguard einstelle. Du sollst für mich den Hubschrauber des Piloten chartern und wir fliegen nach Montreux. Dort versuche ich Kontakt mit Anton Grindl zu bekommen, wie weiß ich noch nicht. Was meinst du?"
"Das klingt durchaus interessant, aber meine Jobs, ich muss Geld verdienen."
"Wäre kein Problem. Du könntest einen Monat Urlaub machen und du bekommst von mir ein gutes Gehalt, und die restlichen Sachen, wie Flüge, Hotel, Kleidung usw. bezahle ich. Glaubst du, du könntest einen Monat Urlaub machen, ohne die Jobs zu verlieren?"
"Dein Angebot klingt gut, Alex, und ich wäre gerne dabei. Lass mich das mit den Jobs klären, dann sehen wir weiter."
Er klärte das mit den Jobs und sie begannen die konkrete Planung.
Die Planung sah folgendermaßen aus:
Harry würde den Hubschrauber mit dem Piloten chartern. Alex würde einen arroganten, cholerischen Chef spielen. Im Hubschrauber würde er ein Telefonat erhalten und einen Tobsuchtanfall bekommen. Harry würde zum Piloten flüchten und ihm erzählen, dass sein Chef nach Montreux fliegen würde, um geschäftlichen Kontakt mit Anton Grindl zu bekommen. Und ausgerechnet jetzt habe er erfahren, dass sein Kontaktmann, der ihn mit Anton Grindl bekannt machen sollte, von der Polizei verhaftet worden war. Dann würde Harry jammern, dass sein Chef jetzt unausstehlich sein würde und ob der Pilot nicht irgendeine Ahnung hätte, wie man den Kontakt doch noch herstellen könnte.
Genauso machten sie es auch, nur der blöde Pilot hatte schlechte Laune und das einzige was Harry aus ihm heraus kitzeln konnte war, dass Anton Grindl in ein paar Tagen ein großes Fest für geladene Gäste geben würde. Leider hatte der Pilot auch nicht die Kontakte, um sie dort hineinzubringen.
Aber Alex hatte Tako. Er rief ihn an. Alex telefoniert mit Tako ausschließlich über Satellitentelefon mit einer Verschlüsselung, bei der auch die NSA 100 Jahre braucht, um sie zu knacken.
Er meldete sich:
"Hallo Alex, schön von dir zu hören und es wäre noch schöner, wenn du mich einmal anrufen würdest um zu fragen, wie es mir geht, dass du Sehnsucht nach mir hast usw.usw, aber nein, du rufst ja nur an, wenn du etwas auf dem Herzen hast. Was soll ich für dich tun?"
Alex antwortete so schmachtend wie möglich:
"Aber nein Tako, ich bin gerade in der Schweiz und da fiel mir plötzlich ein, dass es schön wäre deine Stimme zu hören...und deine ewigen Klagen, dass ich mich nur melden würde, wenn ich etwas will..."
Alex musste jetzt lachen und Tako auch.
"Also gut, was hast du für ein Problem?"
Alex erklärte ihm die Situation und dass er zwei Einladungen für das Fest von Anton Grindl brauchen würde. Wenn es vielleicht auch mit den Einladungen nicht klappen würde, so sollten ich und Harry..."
"Wer ist Harry?"
"Ob du es glaubst oder nicht, Harry ist Herbert Meister, ich habe ihn hier als meinen Bodyguard."
"Nein, ich glaube es nicht! Der Herbert Meister, der auf dich geschossen hat?"
"Ja genau der, ich erkläre dir ein andermal, wie es dazu kam, aber jetzt brauche ich für mich und ihn einen Platz auf der Gästeliste."
"Ok, ich schau mal, ob ich die Gästeliste verändern kann und melde mich dann."