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Soziomanie - Mein Beitrag zum Wissen der Menschheit

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Das Traurige für mich als Soziophoben ist, dass die gesunden Menschen in der Minderheit sind, und sich deshalb häufig sogar selbst für behandlungsbedürftig halten. Soziophoben eine Krankheit einzureden, ist ein Verbrechen, denn Soziophobie ist die Heilung. Viele schädliche Interessen, gefährliche Hobbys und sonstige irrationale Unternehmungen lassen sich auf mangelnde Soziophobie zurückführen. Hätten alle nur ein wenig davon, würde das die Menschen davor bewahren Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht wollen. Wäre es sozial anerkannt, auf einem Bein zu hüpfen, bis es so überbelastet ist, dass es abfällt, würden es sehr viele Menschen tun, einfach nur, um Anerkennung von anderen Menschen zu bekommen. Ich fühle mich oft so, als säße ich auf meiner Wolke der Vernunft, von wo ich auf die Menschen herabblicke und sie auslache. Es ist ein bitteres Lachen, weil ihr Verhalten nicht lustig, sondern krankhaft soziomanisch ist. Im frei verfügbaren Lexikon wikipedia.org ist das Wissen der Menschheit gespeichert. Jeder soll das Lexikon mit seinem Wissen ergänzen dürfen. Über Soziomanie habe ich nichts gefunden, also habe ich als Vordenker der Psychologie auf diesem Gebiet einen Artikel dort eingestellt. O.K. ich bin noch ein Kind und ich habe keinen medizinischen Abschluss, aber ich bin nun Mal der erste Experte, deshalb sollten meine Ausführungen Anerkennung in der Welt der Wissenschaft finden. Erwachsene Wissenschaftler dürften meinen Artikel nutzen, um darauf eigene Forschungen aufzubauen. Mit den Erkenntnissen daraus würde sich die Welt sicher zu einem soziophoberen Ort entwickeln. Leider kommt es anders und schon nach wenigen Minuten wird mein Artikel gelöscht, dabei hatte ich mir sehr viel Mühe gegeben und der Wikipediaartikel war wirklich gut:

Soziomanie kann umgangssprachlich auch als Sozialsucht bezeichnet werden. Sie ist eine oft unterschätzte Krankheit. Je nach Studie leiden zwischen 90 und 98 Prozent der Bevölkerung unter diesem Zwang, sozial erwünschtes Verhalten zu zeigen. Es mangelt Betroffenen dabei an Möglichkeiten, sich eine eigene Meinung zu bilden. Sie leben in dauernder Abhängigkeit anderer oft sogar fremder Menschen. Ohne Zustimmung durch andere Menschen verlieren sie schnell jede Lebenslust und lassen sich zu selbst- und fremdgefährdendem Verhalten verleiten, um die Sucht nach Anerkennung zu befriedigen. Sie orientieren sich dabei häufig an Menschen die ihrer Meinung nach maximale Anerkennung von anderen bekommen. Sie erklären diese anderen Menschen zu Vorbildern. Auf diese Vorbilder wird der eigene Wunsch nach Anerkennung projiziert. Die an Soziomanie erkrankten glauben, genauso handeln zu müssen wie ihre Vorbilder. Eigene Wünsche gehen in dem Zusammenhang nicht vom Individuum aus, sondern sie bilden nur das ab, was das Individuum für sozial erwünscht hält. Sie streben paradoxerweise gemeinschaftlich danach Individuen, also einzigartig zu sein, dabei lässt ihre Krankheit sie nur ein fremdbestimmtes, fremdbewusstes und letztlich gleichgeschaltetes Wesen sein. Die scheinbar angestrebte Selbstbestimmung und angebliches Selbstbewusstsein, existieren nur in der Fantasie der Erkrankten. Weil sie niemals einzigartig sein können, streben sie ständig erfolglos danach. Die Werbebranche nutzt dabei ihre Unmündigkeit und ihr krankhaftes und immer erfolgloses Streben nach Individualität aus, in dem sie diesen armen Menschen überteuerten Schrott mit Slogans wie »Entdecke dein selbst!« oder »Sei du selbst!« verkauft. Die Sprüche sind perfide Lügen, denn die Menschen werden nicht von ihrer Soziomanie geheilt, sondern es werden ihnen nur sinnlose Produkte verkauft, die ihre Soziomanie höchstens noch verstärken. Soziophobe fallen auf so etwas nicht rein. Erkrankte Sozialsüchtige hingegen interpretieren zum Beispiel ein Gespräch von Nachbarn über das teure Automobil eines anderen Nachbarn als Anerkennung für diesen. Sie sehen sich gezwungen, ein noch teureres Automobil zu kaufen, weil sie davon überzeugt sind, ihnen würde auf diese Art größere Anerkennung zu Teil. Dieser psychische Druck ist umso größer, desto mehr jemand das Gefühl hat, er würde nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Der Druck führt zu selbst- und fremdschädigendem Verhalten in der Form, dass zum Beispiel finanzielle Risiken eingegangen werden, um sozial als erwünscht angesehene Anschaffungen zu tätigen. Ein anderes Beispiel schädlichen Verhaltens ist die Eigenart pummeliger heranwachsender Mädchen, sich unter thermischen Aspekten unvorteilhaft zu kleiden, um dem Vorbild weiblicher Musikstars nachzueifern. Als Beispiel kann man hier das bei Minusgraden getragene Tanktop anführen.

Soziomanen rennen immer mit der Herde. Sie sind Mitläufer. Genauer gesagt, bilden Millionen gleichgesinnte »Möchtegernindividualisten« die Herde. Die Herde ist immer dümmer, als das Individuum. Es gibt dafür schon jetzt eindeutige wissenschaftliche Beweise, doch das ist den Soziomanen egal, weil ihre Krankheit ihnen nicht in ihr Bewusstsein gelangt.

Soziomanen führen kein Leben in der Realität, sondern ausschließlich ein Leben im Imaginären. Ein Hauptaspekt der Erkrankung ist, dass sie Wahnvorstellungen schafft, die von den Erkrankten nicht als solche erkannt werden können, da die Mehrheit aller Menschen unter diesen Wahnvorstellungen leidet. Dazu zählen unter anderem so genannte gesellschaftliche Überzeugungen, Gepflogenheiten und Interessen. Diese werden darüber hinaus durch wahnhafte und natürlich ebenso krankhafte soziomane Kategorien von Zugehörigkeit und Abgrenzung bestimmt. So genannte Rocker tragen alle Lederklamotten, haben Tattoos, so genannte Spießer haben immer besonders gepflegte Kleidung, leben in besonders gepflegten Häusern und pflegen meistens den Rasen ganz besonders, um nur einige Beispiele zu nennen. Wer nicht zur eigenen Gruppe gehört, wird als minderwertig betrachtet, um die Gruppenmitglieder und somit sich selbst aufzuwerten. Dabei kann es sogar zur Norm innerhalb der Gruppe gehören, die Missgunst für Außenstehende niemals verbal zu äußern. Durch soziomanes Verhalten herrscht sehr viel unnötige Idiotie in der Welt, an der sich Sozialsüchtige fälschlicherweise nicht stören.

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