Читать книгу Ilya Duvent - Manuela Maer - Страница 11
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ОглавлениеOben hielt sie zunächst die Hand vor die Augen, so wurde sie von der Sonne geblendet, als sie ihr deutlich komfortableres Zimmer in der Burg betrat. Keiner hatte sie bemerkt, dachte sie zumindest.
Ohne zu zögern, wechselte sie das Gewand und sah sogleich aus wie eine Edeldame. Schon war sie auf dem Weg zurück in den Stall, um ihr Pferd vorzubereiten. Der Stallbursche eilte sogleich heran, um ihr zu helfen, was sie heute ohne Widerspruch zuließ. »Maledin!« Unbemerkt war eine Frau an das geschäftige Treiben herangetreten. Warmherzig und mitleidsvoll schaute sie Maledin an, die sich sofort umdrehte, als sie die weiche Stimme vernahm. Es war die Frau ihres Bruders Eger. Sie trug ein kleines Bündel umgebunden, das Baby, das sie vor einigen Wochen entbunden hatte.
»Kaja! Was willst du von mir?«
»Maledin, dein Vater, er leidet. Willst du nicht doch mit ihm reden?«
»Nein, Kaja! Es gibt nichts mehr zu reden. Ich gehe meinen Weg«, ausladend schwenkte sie ihren freien Arm langsam durch die Luft. »Das hier ist so nicht mehr meine Welt.«
»Maledin, was redest du da! Dein Vater liebt dich!«
»Still, Kaja! Ich will es nicht mehr hören.«
Einen tiefen Seufzer ausstoßend, trat Kaja näher. Gütig strich sie der aufgebrachten jungen Frau eine Strähne aus dem Gesicht. Ein faltenloses, verständnisvolles Lächeln umgab ihre Lippen. »Du warst schon immer der Rebell in der Familie. Vielleicht ist es auch an der Zeit, dass du deinen eigenen Pfad einschlägst. Deinem Vater fällt es schwer, das zu sehen. Er will dich bei sich behalten. Du bist deiner Mutter nicht nur äußerlich sehr ähnlich, weißt du. Habe Verständnis für sein Verhalten.«
»... und wer hat Verständnis für mich? Er denkt nur an sich selbst und an sein eigenes Wohlergehen.«
Mit einem Ruck zog Maledin das Seil fest, das die mehreren Lagen Decken und Leder auf dem Pferderücken hielt.
»Wo willst du hin?«
»Dahin, wo man mich versteht. Aber keine Sorge, du kannst Vater sagen, dass ich wieder zurückkomme.«
»Du weißt, dass du hier immer ein Zuhause hast?«
Mit bösem Blick sah Maledin umher. Kaja erschrak, so kannte sie ihre Schwägerin nicht.
»Zuhause ... tz!«
Der Stallbursche hielt den Braunen fest.
Maledin wandte sich Kaja erneut zu. Mit einem Mal umarmten sie sich.
Dann gab sie ihr ein kleines Bündel.
»Brot, ich dachte, du könntest etwas gebrauchen.«
Ohne Worte nahm Maledin das Bündel an sich, legte es über den Hals des Pferdes, sodass zu beiden Seiten ein Teil herabhing. Dort befanden sich schon lederne Schläuche, gefüllt mit Wasser. Daraufhin nahm sie dem Jungen das Pferd ab und führte es hinaus. Draußen schwang sie sich mit einem Ruck auf den Pferderücken und blickte hoch erhobenen Hauptes hinunter auf Kaja und den Stallburschen. »Kaja, geh fort von hier. Diese Burg ist von nun an kein Zufluchtsort mehr. Wenn ich wieder zurückkomme, werde ich alle meinen Schmerz spüren lassen.
Sprach sie und ritt davon.
»Was meint sie damit?«, wollte der Stallbursche von Kaja wissen. Die zog ihre Stirn in bedenkliche Falten. Sie ahnte, dass Maledin nichts Gutes im Sinn haben würde.
»Mach dir keine Gedanken darum. Sie ist nur traurig und enttäuscht«, sagte sie und strich dem Jungen dabei übers Haupt.