Читать книгу Ilya Duvent - Manuela Maer - Страница 12
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ОглавлениеStundenlang ritt Maledin hernach durch die Wälder, durch Täler und über weite Wiesen. Hin und wieder stieg sie ab, schlug mit ihrem Schwert den Weg durch das Unterholz frei und schaffte es immer wieder, sich und ihr Pferd auf neue Wege und Pfade zu führen. Wenn sie andere Menschen bemerkte, machte sie einen großen Bogen um sie herum. Nichts und niemand sollte sie auf ihrem Weg behindern.
Endlich, nach etwa einem Viertel Tag, gelangte sie an den Fuß des Berges, auf dem sie die beschriebene Wirkstätte der keltischen Druiden finden sollte. Von ihnen erhoffte sich Maledin Hilfe, welcher Art auch immer.
Die Sonne stand schon tief.
Über schmale Pfade schlängelte sich der Weg steil hinauf. Einen Teil marschierte sie sogar zu Fuß.
Erst als sie mehrere strohbedeckte Hütten erreichte, blieb sie stehen. Ein paar Kinder kamen herbei und betrachteten sie ehrfurchtsvoll. Maledin lächelte ihnen zu, nahm von ihrem Brot und gab ihnen davon. Erfreut und aufgeregt rannten einige davon. Kurz darauf traten zwei Frauen aus einer der Hütten heraus. Die eine schien etwas älter und die andere vielleicht gerade so wie Maledin selbst. Diese trug eine Holzschale mit Wasser, die sie der Reisenden anbot.
Maledin nahm sie dankbar an.
»Wohin des Weges?«, wollte die Ältere wissen.
»Ich suche die großen Steine«, gab Maledin höflich zur Antwort und wartete ab. »Hai hai hai«, schrie die Frau die Kinder, die inzwischen mit dem Pferd beschäftigt waren, ohne Vorwarnung an und jagte sie mit fuchtelnden Armen weg. Ebenso gebot sie ihrer jungen Begleiterin, dass sie zurück ins Haus gehen sollte. Ihr Gesicht verfinsterte sich und dessen ungeachtet funkelte kurz ein spitzbübisches Lächeln über ihre Lippen. »Was willst du an diesen Steinen?«
»Dann bin ich also richtig hier? Wo muss ich hin?«, Maledins Herz hüpfte vor Freude, ebbte aber gleich wieder ab, da die Fremde keinerlei Reaktion zeigte.
»Dies ist kein Ort, den man zum Vergnügen aufsucht«, fuhr das Weib fort. »Hier darf nur sein, wer es sich verdient.«
Starr glotzte sie die unbekannte Reiterin an.
Für einen Moment beschlich Maledin ein mulmiges Gefühl, doch weshalb? Sie hatte keinen Grund dafür. So hielt sie dem Blick eisern stand. Nach und nach dämmerte es ihr, was diese Frau hier tat. Es war ein Test.
Maledin schritt einen Meter zurück, stellte sich mit erhobenen Armen und geschlossenen Augen so, dass die Aufpasserin genau sehen konnte, was sie tat. Langsam murmelte sie fremdsprachige Verse. Immer lauter wurde sie, bis die Luft um ihre Hände in zarten Schlieren zu flimmern begann. Kleine weiße Nebelschwaden drangen aus ihren Poren und senkten sich auf den Boden. Kaum trafen sie auf, drängten sich kleine Bäumchen aus der Erde heraus. Ein Zischen und kratzendes Rascheln entstand und Maledin beendete es erst, als die Bäumchen ihr bis zur Hüfte reichten.
Seelenruhig senkte sie ihre Arme und hob langsam ihre Augenlider. Siegessicher schaute sie der Frau entgegen. Der überraschte Ausdruck in deren Gesicht sprach Bände und Maledin trat nah an sie heran. Mit freundlicher, aber bestimmter Stimme sagte sie: »Ist das Beweis genug, dass ich würdig bin, die Steine aufzusuchen? Ich verlange von dir, dass du mir sagst, wo ich hingehen muss. Ich weiß, dass sie nicht weit entfernt sind. Ich nehme eine Kraft und Energie wahr, wie ich sie noch nie gespürt habe. Hier ist der Ort, hier muss er einfach sein.«
Das Weib nickte, hob allmählich ihren Arm und deutete auf einen schmalen Pfad, der weiter den Berg hinaufführte.
Maledin bedankte sich, zog sich wieder auf den Rücken ihres Pferdes und schlug den gezeigten Weg ein.
»Das arme Ding, das arme Ding!«, plapperte sie vor sich hin, als sie sich umdrehte, um zurück in ihre kärgliche Hütte zu gehen. Drinnen standen zwei, in dunkle Gewänder gehüllte, Druiden. Einer davon war Roog. Ihre kahl geschorenen Köpfe bedeckt von glänzenden Hauben. Die reich verzierten Krägen glitzerten selbst in der Düsternis der Kate.
»Da habt ihr eure weiße Dienerin. Sie ist mächtig, mächtiger als die Mutter es je hätte sein können. Sie ist so voller Hass, so voller Gram, dass es ein Leichtes für euch sein wird, sie für euch zu gewinnen. ... Jetzt geht! Ich habe sie geprüft, sie ist wahrhaftig. Tut euer Werk und gebt mir meinen Teil.«
Ohne Worte drückte ihr Roog einen klimpernden Beutel in die Hände. Er sah sie liebevoll an und legte dabei seine Hand an ihre Wange. Für wenige Momente schloss die Frau ihre Augen und drückte ihrerseits ihre Wange fester gegen die Hand.
Danach verließen beide den Ort der Wahrheit und verschwanden draußen wie in einem Nichts.
»Was wird mir ihr? Mutter!«, fragte die junge Frau, die mittlerweile angstvoll in der Ecke saß.
»Frag nicht mein Kind. Sie wird ihr Werkzeug sein ... und sie wird es wollen.«