Читать книгу MarEl's weihnachtliches Sammelsurium - Mar El - Страница 31
Legende
ОглавлениеDie heilige Lucia kam zum Ende des 3. Jahrhunderts, vermutlich um 280 n.Chr. in Syrakus, damals eine große und prachtvolle Stadt, zur Welt. Sie stammte aus einer reichen Patrizierfamilie. Der Name des Vaters ist unbekannt, die Mutter hieß Eutychia.
Zum Zeitpunkt ihrer Geburt existierte im römischen Recht ein Dekret, wonach „die Christen nicht gesucht werden dürfen. Wenn sie aber angeklagt werden, sollen sie auch bestraft werden". Kaiser Diokletian sah die Christen anfangs eher wohlwollend an, gab es doch in der eigenen Familie auch welche (Mutter und Tochter). Ab den Jahre 303 änderte sich seine Meinung grundlegend.
Der Vater starb, als Lucia 5 Jahre alt war. So wurde sie fortan liebevoll und behütet von der fürsorglichen Mutter Eutychia allein aufgezogen. Lucia wuchs zu einem lebhaften Mädchen voller Schönheit und Tugend heran. Eutychia sah es mit Wohlgefallen, aber auch mit Herzklopfen.
Die Leute bewunderten sie und die jungen Männer fanden Gefallen an ihr. Die Mutter wünschte sich für ihre Tochter natürlich einen schönen und reichen Mann. Am besten einen Adeligen, der ihr ein angenehmes Leben bieten konnte, sie liebte und ihre herrlichen Tugenden der Bescheidenheit, Nächstenliebe, Intelligenz und Kultur anerkannte.
Lucia hatte aber den großen Wunsch, der Jungfrau Maria ähnlich zu werden und ihr Leben nur Gott zu widmen. Von der Mutter zur Aufrichtigkeit, Nächstenliebe und Wohltätigkeit erzogen, verbrachte sie ihre Zeit mit Gebet, Studium der Religion, Meditation und Hilfe an den Armen. Sie besuchte oft heimlich die nördlich von Syrakus gelegenen Katakomben, stärkte dort ihren Glauben an Jesus und erhob ihren Geist in der Bewunderung des göttlichen Schöpfers.
Niemand, nicht einmal der Mutter, vertraute sie an, dass sie geschworen hatte, ihr Leben niemand anders zu widmen als Gott. Erst recht nicht, als sie von den Plänen der Mutter erfuhr, sie zu verheiraten. Ein junger Adeliger, schön und wohlhabend, bat Eutychia um die Hand von der Tochter. Obwohl er Heide war, kannte die Mutter doch sein Gutmütigkeit und liebes Wesen. Ihn zum Christentum zu bekehren, sollte kein Problem sein. So war er ein Schwiegersohn, wie Eutychia ihn sich wünschte.
Eutychia litt da an einer schweren und unheilbaren Bluterkrankung und sie sorgte sich um die Zukunft der Tochter. Und so war es mehr als verständlich, dass sie ihr einziges Kind gut versorgt wissen wollte, da die Ärzte ihren baldigen Tod prophezeiten.
Lucia machte sich große Sorgen um die Gesundheit der innig geliebten Mutter. Sie überredete die Mutter zu einer Pilgerfahrt nach Catania zum Grab der heiligen Agatha, die den Märtyrertod unter dem Kaiser Decio im Jahr 251 gestorben war. Die Wunder, die an diesem Grab stattfanden, zogen viele aus ganz Sizilien an.
Am Gedenktag der Heiligen, den 5. Februar, erreichten sie das Grab und nahmen auch gleich andächtig an der stattfindenden Messe teil. Zu großen Überraschung der beiden Frauen las der Priester an dem Tag von der Heilung der Blutkranken laut Matthäus:
"....Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre blutflüssig war, trat von hinten heran und rührte die Quaste seines Kleides an; denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Kleid anrühre, so werde ich geheilt werden. Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sprach er: Sei guten Mutes, Tochter; dein Glaube hat dich geheilt. Und die Frau war geheilt von jener Stunde an." (Matthäus IX/20-22)
Die beiden Frauen nahmen es als gutes Vorzeichen und beteten am Grab zur heiligen Agatha voller Hoffnung, dass Gott die Heilung der Mutter erwirken würde. Auch als die Gläubigen nach der Messe die Kirche bereits verlassen hatten, verharrten Mutter und Tochter kniend im Gebet vertieft im Halbdunkel der Kirche am verehrten Grab.
Müde von der Reise schlief Lucia dabei ein. Während sie schlief, erschien ihr die heilige Agatha im Traum, umgeben von Engeln und hellem Licht. Sie sprach lächelnd zu Lucia: „Lucia, meine Schwester und Braut Christie! Warum flehst du um etwas, wenn du es selbst für deine Mutter tun kannst? Eutychia ist geheilt. Dein fester Glaube hat sie gerettet. Es geht ihr gut und das ist dein Verdienst. Aus deinem Herzen hast du einen heiligen Ort für Gott gemacht und deine Seele hast du Gott geschenkt."
Einen Moment später erwachte Lucia und sah ihre Mutter noch immer kniend beten. Sie rief sie leise und erzählte ihr von dem Traum. Voll Freude kniete Eutychia wieder nieder und fühlte die Kraft wiederkommen. Ihr Herz war voller Liebe und Dankbarkeit und fragte nun, was sie in diesem glücklichen Augenblick für Gott tun könnte.
Lucia fühlte, dass sie die Mutter nun in ihrem Lebensplan einweihen konnte. Eutychia war so glücklich über ihre Heilung, dass sie sich über den Entschluss der Tochter nicht beklagte. Lucia überredete die Mutter sogar, dass sie die Mitgift und sämtlichen Besitz verkauft, um die Erlös unter den Armen zu verteilen.
Während sich dies alles zutrug, beschloss Kaiser Diokletian immer strengere Edikte mit immer schwereren Strafen, wenn man denen nicht Folge leisten würde. Die Kontrolleure nahmen ihre Aufgabe sehr ernst und bestraften jeden hart, wenn man sich weigerte, den Götzen öffentlich zu opfern. Überall waren Spione und beim kleinsten Hinweis wurden die Leute als Christen bei den Behörden angezeigt.
Wieder daheim in Syrakus angekommen, hielt sich Eutychia, trotz dieser gefährlichen Atmosphäre, an ihr Versprechen und veräußerte sämtlichen Besitz, um den Erlös an Bedürftige zu verschenken. Der junge Adlige, der um Lucias Hand angehalten hat, wunderte sich darüber und fragte nach. Lucia antwortete ihm mit höflicher Entschlossenheit, dass sie ihn nicht heiraten könnte, weil sie ihr Herz bereits Jesus geschenkt hat. Dabei leuchteten ihre Augen so wunderbar und überzeugend, als wären sie nicht von dieser Welt.
Lucias Gelassenheit und die Unmöglichkeit, seine Wünsche nicht erfüllt zu bekommen, ließ seine Liebe in Wut und Hass umwandeln. Er beschloss die Lage zu klären und wollte nur Rache. Ohne Umwege ging er zu den Behörden und erstattete Anzeige gegen beide Frauen. Das geschah am 13. Dezember 304. Der Statthalter Pascasio handelte ohne Verzögerung und befahl, die junge Christin Lucia vorzuführen.
Das Mädchen trat völlig ruhig und entspannt auf. Sie hatte ja weder etwas zu verlieren, noch zu fürchten. Und sie vertraute darauf, dass Jesus ihr bei der Befragung durch die Richter die richtigen Antworten eingeben würde. Pacasio kannte ihren hohen sozialen Stand und bewunderte Lucia mit ihren hellbraunen Haaren und den schönen Augen. Da diese Verfahren immer vor großen Menschenmassen stattfanden, begann er das Verhör mit großer Ehrfurcht. Viele der Anwesenden wussten von Lucias Wohltätigkeit.
Egal, was Pascasio sagte oder ihr mit Folter antat, er schaffte es nicht, Lucia von ihrem Glauben und der Liebe zu Jesus abzubringen. Im Gegenteil, sie wirkte immer entschlossener, obwohl sie große Angst hatte. Wohlwissend um die qualvollen Strafen des Ediktes, waren ihre letzten Stunden nun gekommen.
Und sie war bereit, die Märtyrerkrone zu empfangen und ihrem himmlischen Bräutigam, Jesus, zu begegnen. Die heilige Agatha war bei ihr, lächelte sie an und lud sie ein. Sie wandte ihre Augen und Seele zum Himmel und sprach ihre letzten prophetischen, unvergesslichen Worte:
„Ich weiß, meine Stunde ist gekommen und ich werde sterben. Aber ich sage dir, die Kirche Gottes wird den Frieden wiederfinden. Alle Herrscher, auch Diokletian und Massimiano, werden vergehen, aber das Christentum wird siegen um sich immer weiter ausbreiten.“
Dann schwieg sie und Pascasio, außer sich vor Wut, stach ihr einen Dolch in den Hals. Sie fiel auf den Rücken und lebte noch so lange, bis ihr ein eilig herbeigeholter Priester die hochheiligen Sterbesakramente erteilte. Man schrieb den 13. Dezember 304, als Lucia ihr junges Leben auf der Erde beendete.
Das Volk von Syrakus aber weinte, kniete nieder und betete für Lucia. Sofort nach dem Martyrium wurde Lucia in einer Nische der Katakomben in Syrakus beigesetzt. Auf der Außenwand der bogenüberwölbten Nische wurde, zur Erinnerung eine Taube abgebildet. Das Grab Lucias wurde Ziel der Wallfahrten, der Gebete, der Bitten seitens der Bevölkerung von Syrakus. Sie hatten die liebe Heilige sofort zu ihrer Schutzpatronin ernannt und erbaten und erhielten von ihr große Gnaden.
Heute ruht die heilige Lucia in der Pfarrkirche „Sante Geremia e Lucia“ in Venedig. 1955 wurde auf Veranlassung von Papst Johannes XXIII das Gesicht mit einer silberne Maske bedeckt, die sie aussehen lässt, als würde sie schlafen.