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29.Cerro Paranal, Kontrollzentrum (Chile) – 16. Oktober, 18:12 Uhr Ortszeit

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Richard saß am Kontrollpult von Yepun. An den Rechnern der drei anderen Teleskope waren nur noch zwei weitere Wissenschaftler in ihre Daten vertieft. Draußen schien noch die Sonne. Eigentlich wollte er die letzte Beobachtungsnacht vorbereiten und dazu noch einige Berech­nungen mit unterschiedlichen Parameterkonstellationen seines Modells durchführen. Unfähig, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, saß Richard mit seinem blanken Schädel in die Hände gestützt vor dem Monitor. Seine Gedanken kreisten immer wieder um den Unfall. Warum hatte das passieren müssen? Warum hat Paul nicht mehr bremsen können? Wieso Paul? Was wäre geschehen, wenn wir nicht gelaufen wären? Seit dem Unfall hatte er den genauen Hergang noch viele Male schildern müssen. Die Bilder vom Absturz des brennenden Pick-up ließen ihn nicht mehr los.

Plötzlich gingen ihm wieder die Worte von Guido Hubner bei der Gedenkfeier durch den Kopf, die am Tag nach dem Unfall im großen Vortragssaal des Hotels stattgefunden hatte. Wir müssen weiter machen – Paul hätte es so gewollt. In unserer Arbeit und in Eurer Forschung lebt er weiter.

Alle waren dort gewesen. Alle waren schockiert und betroffen von der Nachricht. So plötzlich. So unerwartet. So unerklärlich. Richard bemerkte Tränen in den Augen vieler Kollegen. Nur Carlotta Cassini hatte er seit dem Zusammentreffen an der Unfallstelle nicht mehr gesehen. Sie hatte ihren Container nicht mehr verlassen und niemanden an sich heran gelassen.

Auch Guido Hubner war der Tod von Paul Rodriguez näher gegangen, als er es an der Unfallstelle offenbart hätte. Er konzentrierte sich darauf, den Wissenschaftsbetrieb am Laufen zu halten. Seit dem Unfall war er jeden Tag bei den Teleskopen und im Kontrollraum. Er sprach mit Pauls Team und interessierte sich für ihre Arbeit. Offensichtlich suchte auch er nach einer Erklärung für den Unfall. Ganz offensichtlich teilte Hubner einen Verdacht, den auch Richard hatte. Der Unfall war nicht allein auf technisches Versagen zurückzuführen. Doch wer hatte ein Motiv. Es gab sicherlich einige, die Paul den Erfolg und die öffentliche Anerkennung neideten. Aber alle waren selbst Wissenschaftler und wussten, dass der Erfolg in erster Linie das Ergebnis von harter Arbeit und zeitlichem und persönlichem Einsatz war.

Richard wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Computer das Ergebnis der Berechnungen ausspuckte. Es passte perfekt in die bisherigen Messungen. Wow! Eine der größten Hürden für seine Doktor­arbeit war genommen. Jetzt war es reine Fleißarbeit, alle Erkenntnisse zusammenzufassen und die Arbeit zu Hause in Heidelberg abzu­schließen. Doch Euphorie wollte nicht aufkommen. Pauls Tod und die vielen offenen Fragen hatten alles verändert. Während der Online-Über­tragung der Simulationsergebnisse auf sein Verzeichnis am Institut in Heidelberg versuchte er, sich abzulenken und klickte willkürlich durch die Verzeichnisstruktur. Für die rechenintensiven Simulationen seines Planetensystemmodells arbeitete er unter dem Account von Paul Rodriguez. Paul selbst hatte ihm das Passwort vor einigen Wochen gegeben. Neben vielen Dokumenten zu Aufbau und Kalibrierung der Instrumente fand Richard auch ein Verzeichnis mit wissenschaftlichen Messungen und Ergebnissen, darunter eine umfassende Sammlung von Arbeiten auf dem Gebiet der Exoplaneten-Forschung. Richard fühlte sich unwohl dabei, die Daten zu durchstöbern. Doch er rechtfertigte sein Interesse damit, dass Pauls Forschung auf jeden Fall weiterleben sollte – auch wenn er selbst tot war.

Nach über einer Stunde, in der er mindestens zwei Dutzend Arbeiten über Exoplaneten-Systeme durchgeblättert und angelesen hatte, wollte sich Richard gerade wieder seiner eigenen Arbeit zuwenden, als er auf etwas Interessantes stieß.

Sustainable Impact

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