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Kommunikation

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Krisensituationen erfordern eine umfassende und verlässliche Kommunikation – das ist im privaten Bereich genauso wie im Job.

In der Familie gab es natürlich einen großen Informationsbedarf über den Zustand meiner Mutter. Nicht nur bei den drei Geschwistern, sondern auch bei ihrer Mutter, meiner Großmutter. Ich habe schnell gemerkt, wie wichtig es ist, dass eine Person durchgängig die Kommunikation übernimmt – zumindest im engeren Kreis. Jeder bewertet Situationen anders, jeder hat unterschiedliche Eindrücke – und wenn diese dann weitergegeben werden, passiert es schnell, dass sich medizinische Informationen mit Eindrücken mischen. Häufig hatte ich das Gefühl, ich würde den Zustand meiner Mutter schlechter beschreiben, als er wirklich war, weil ich einige Male die Rückmeldung bekam: Ich habe aber vorhin mit … telefoniert, der/die meinte, ihr geht es ganz gut. Ich bin mir sicher: Diese Differenzen wird man nie auflösen können, weil sie auf Eindrücken beruhen, die jeder Mensch unterschiedlich bewertet. Ich glaube, es ist wichtig, sich das bewusst zu machen.

Für mich war es nicht ganz so einfach, mir ein eigenes Bild zu machen: Ich wohnte mehr als 200 Kilometer vom Krankenhaus entfernt. Diese Distanz hatte natürlich Nachteile, aber nicht ausschließlich. Gelegentlich tat es auch gut, in einer anderen Stadt zu sein, in einem ganz anderen Leben, in einem komplett anderen Alltag – in manchen Situationen konnte ich so besser abschalten, da bin ich mir sicher. Andererseits war ich so häufig angewiesen auf die Eindrücke von anderen und die wichen teilweise natürlich auch stark voneinander ab. Meist habe ich der positiveren Einschätzung geglaubt.

Ein Chemozyklus folgte dem nächsten und dazwischen durfte meine Mutter für einige Tage nach Hause. Ich habe gemerkt, wie schnell ich mich auf die Situation einstellen konnte, denn es gab ja ein Ziel: die vierte und letzte Chemo.

In diesen Wochen klingelte mein Handy an einem Vormittag, als ich auf der Arbeit war. Mein Bruder rief mich an. Das war ungewöhnlich, wir telefonierten immer abends. »Ich weiß gar nicht, wie ich Dir das sagen soll…« Mein Atem stockte. »Papa ist tot!«

Mein Vater starb unerwartet, er hatte zuletzt in Berlin gelebt und wir hatten nur unregelmäßig Kontakt. Mir wurde bewusst, dass ich vieles, das zwischen uns stand, nun nicht mehr mit ihm klären konnte.

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