Читать книгу Protestantische Unternehmer in der Schweiz des 19. Jahrhunderts - Marcel Köppli - Страница 30

b) Vermittler

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Die Vermittler standen theologisch zwischen den Reformern und den Bekenntnistreuen. Wie die Bezeichnung bereits andeutet, wollten sie zwischen den beiden anderen Richtungen vermittelnd und ausgleichend wirken.157 Sie engagierten sich daher nicht nur in der Frage des Bekenntnisses, sondern auch in der sozialen Frage gegen jegliche Polarisierung. So waren sie der Auffassung, dass auch die soziale Frage ein Problem der Polarisierung sei: «Die soziale Frage, soweit sie Arbeiterverhältnisse anbelangt, beruht im wesentlichen auf der Kluft, welche Dienende und Herrschende, Arme und Reiche von einander trennt.»158 Die Vermittler plädierten dafür, diese «Kluft» durch versöhnliches und sozialpatriarchales Handeln der Unternehmer zu schliessen: «Es gibt nur ein Mittel die giftige Quelle zu schliessen, und diese Quelle heisst: Veredelung des Kaufkontraktes durch ein persönliches Verhältnis gegenseitigen Wohlwollens, ein Verhältnis, bei dem der Fabrikherr, der Leiter und Lenker des Geschäftes, seine Arbeiter zwar in ihrer Fabriktätigkeit als willenloses Werkzeug, in jeder anderen Hinsicht aber als befreundete Genossen |52| behandelt.»159 In diesem Sinn berichtete das Volksblatt dann auch euphorisch über einen Vortrag des «Grossindustriellen» Sarasin und begrüsste seinen Weg zur Lösung der sozialen Frage. Den Unternehmern sprachen die Ver­­mittler eine besondere Kompetenz bei der Lösung der sozialen Frage zu: «In­­zwischen will ich mein Referat schliessen, damit nicht am Ende der Leser meine, ich sei auch ein Grossindustrieller, der die Sache noch besser wissen sollte als Herr Sarasin.»160 Die Vermittler empfahlen auch das Büchlein161 des Unternehmers Johann Caspar Brunner zur Lektüre und betonten, es wäre viel gewonnen, wenn die Arbeiter mehr auf die Unternehmer hörten.162 Besonders hervorgehoben wurde von den Vermittlern, dass eine echte Lösung der sozialen Frage nur durch das Christentum geschehen könne, denn «ohne das Christenthum wird es nie eine dauernde Lösung der sozialen Frage geben».163 Aufgrund ihres Vertrauens in eine durch patriarchale Unternehmer herbeigeführte Lösung können die Vermittler der sozialpatriarchalen Haltung zugeordnet werden.

Protestantische Unternehmer in der Schweiz des 19. Jahrhunderts

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