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Das Glaubensleben im Mittelalter

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Für uns heutige Menschen ist es nicht immer ganz einfach, sich auf das Denken der Menschen im Mittelalter einzustellen. Die meisten von uns wachen morgens auf und denken daran, was an diesem neuen Tag zu tun ist. Wir denken daran, was uns in der Schule oder bei der Arbeit erwartet, ob wir unsere Arbeit behalten werden und auch im nächsten Monat unsere Miete werden bezahlen können. Vielleicht machen wir Pläne für das, was wir dann am Abend oder am Wochenende mit unserer wohlverdienten und immer knappen Freizeit anfangen werden.

Der Mensch im Mittelalter wachte morgens auf und fragte sich, ob er denn in den Himmel kommt, wenn er stirbt. Er lebte vollständig in dem Bewusstsein, dass da ein Gott ist, der die Sünder bestraft, dass es aber auch die Möglichkeit der Sündenvergebung und Errettung gibt. Ewige Verdammnis und ewige Seligkeit, Himmel und Hölle waren für ihn ständig gegenwärtige Möglichkeiten.

Das Problem mit dem Tod war letztendlich, dass man sich nie ganz sicher sein konnte, ob man denn nun errettet oder verdammt war. Was, wenn man eine Todsünde beging und im nächsten Moment ohne Beichte und Vergebung starb? War man dann auf ewig »verloren«? Wie Sie im Laufe des Buches erfahren werden, brachte die evangelische Lehre den Menschen auch in dieser Hinsicht Befreiung.

Ein »guter Tod« war für die Menschen damals auch keinesfalls ein schneller, plötzlicher Tod. Das, was für viele Menschen heutzutage der schönste Tod wäre, war für die Menschen im Mittelalter etwas Furchtbares: Zu sterben, ohne sich vorbereiten zu können, ohne seinen Frieden mit den Mitmenschen und Gott schließen zu können – das war für sie ein schrecklicher Tod. Der schnelle Tod – das war im Mittelalter der schreckliche Tod.

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