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Ohne Messe kein Zugang zu Gott
ОглавлениеDie heilige Messe ist der Mittelpunkt der Frömmigkeit eines katholischen Christen. Die katholische Kirche lehrt, dass der Priester in der Messe Wein und Brot in das Blut und den Leib Christi verwandelt. Dieses Geschehen nennt man die »Heilige Eucharistie«, was sich vom griechischen Wort eucharistein ableitet, was Danksagung bedeutet. Die Messe erinnert an das »letzte Abendmahl«, das Jesus vor seinem Tod mit seinen Jüngern feierte, bedeutet Katholiken aber mehr als nur Erinnerung an Jesu letztes Beisammensein mit seinen Schülern. Vielmehr versetzt sie Gläubige in die Zeit des Todes und der Auferstehung Christi zurück: Wieder wird mit Leib und Blut Christi das gleiche Opfer dargebracht – Gott, der Vater, opfert seinen Sohn Jesus Christus für die Menschheit. Und derselbe auferstandene Christus verbindet sich in verwandeltem Brot und Wein mit den Gläubigen.
Die extrem starke Bindung der Gläubigen an die katholische Kirche wurde (und wird) auch durch die Ausnahmestellung des Messgottesdienstes gefördert: So darf nur ein Priester die Messe durchführen, nur er kann den Wandel von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi bewirken und nur er darf der Gemeinde das Abendmahl austeilen. Die Gläubigen sollten einmal in der Woche zur Messe gehen (wenn nicht, sündigen sie), außerdem dürfen sie in ihrem Glauben nicht von der Lehre der katholischen Kirche abweichen (wieder sündigen sie in diesem Falle) und dürfen eine Stunde vor dem Empfang der Heiligen Kommunion nichts zu sich genommen haben (Nüchternheitsgebot).
Das Abendmahl, seine theologische Bedeutung und die Durchführung waren und sind ständiger Streitpunkt nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten, sondern auch bei den evangelischen Gläubigen untereinander. Begonnen hat dieser Streit schon mit Luther, Calvin und Zwingli. In Kapitel 17 gehe ich darauf ausführlicher ein.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hatten sich die Lehren und die Praxis von Messe und Heiligenverehrung, vom »Schatz« der guten Werke der Heiligen und der Angst vor dem Fegefeuer zu einem System verbunden, das der Kirche die absolute Macht über Ängste, Wünsche und Hoffnungen der Menschen gab.
Es ist nicht ganz zutreffend zu sagen, dass Martin Luther mit seiner Kirchenkritik eine zerfallende und schwache römische Kirche angriff. Die Reformatoren vor, mit und nach Martin Luther erhoben ihre Stimme gegen ein perfekt laufendes System, das den Menschen Sicherheit gab und trotz aller Einschränkungen auch viele Möglichkeiten ließ, ihren Glauben zu leben.
Die Päpste entdeckten mehr und mehr aber auch einen anderen »Segen« dieses Systems: Es war eine wahre Gelddruckmaschine. Und das rief schon vor Martin Luther Kritiker auf den Plan.
Wer mehr über den katholischen Glauben erfahren möchte, ist mit dem Buch Katholizismus für Dummies (Weinheim, 2013) gut beraten. Das von zwei katholischen Priestern geschriebene Buch informiert über alles, »was Katholiken glauben« (müssen). Großformatig und monumental, aber gut lesbar ist Arnold Angenendts Geschichte der Religiosität im Mittelalter (Darmstadt, 1997). Wer sich wirklich dafür interessiert, wie unsere Vorfahren gelebt, gedacht und geglaubt haben, dem sei dieses knapp tausendseitige Buch empfohlen.