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Der Medienstar: Martin Luther schreibt

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Es ist nicht vorstellbar, dass es ohne die Druckerpresse eine Reformation gegeben hätte. Luther wurde zum Star, dessen Schriften jeder lesen oder vorgelesen haben wollte. Er regte die Menschen zum Nachdenken an und fand Worte für ihre Fragen und Nöte. Wichtig ist, dass all seine Schriften schnell aus dem Lateinischen ins Deutsche übertragen wurden, später schrieb Luther sogar nur noch auf Deutsch.

Luthers wichtigste Schriften dieser ersten Jahre sind folgende:

 Sermon (also Predigt, M.K.) von den guten Werken (1520). Hier schrieb er noch einmal über das Verhältnis von guten Taten, Gnade und Erlösung.

 An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (1520) verfasste Luther auf Deutsch. Luther zählte hier die Missstände in der Kirche auf und bestritt deren absolute Autorität. Das kirchliche Leben in den Gemeinden sollte neu gestaltet werden. Er kritisierte aber auch den Reichtum und die Eigensucht des Adels. Das Wort Gottes galt eben nicht nur dem kleinen Mann, sondern auch den Reichen und Mächtigen. Im Grunde fasste Luther in dieser Schrift die Kirchenkritik der vergangenen Jahrhunderte zusammen.

 Es folgte Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (1520), eine Schrift, die Luther auf Lateinisch verfasste und die für seine Theologenkollegen gedacht war. So wie die Juden einmal in Babylon gefangen waren, werden nun die wahren Christen von der Kirche ihrer Freiheit beraubt. Statt der sieben Sakramente der katholischen Kirche ließ Luther nur noch drei gelten: Taufe, Buße und Abendmahl. Nur noch Taufe und Abendmahl würden bleiben.

 Die dritte Hauptschrift von 1520 war Von der Freiheit eines Christenmenschen. Hier machte Luther deutlich, dass ein Christ zwar kirchliche Bräuche und Traditionen befolgen kann, aber es nicht muss. Gleichzeitig aber sollte jeder Christ ein Auge auf seinen Mitchristen haben, der vielleicht die christliche Freiheit noch nicht so verstanden hatte. Diesen sollte man durch das Ausleben seiner Freiheiten nicht unnötig verwirren und beschweren. In diesem Fall hätte ein Christ auch die Freiheit, auf seine Freiheit zu verzichten.

Martin Luthers Schriften gibt es in verschiedenen Ausgaben für Wissenschaftler und für »normale« Leser. Eine schöne, handliche Ausgabe wurde von Thomas Kaufmann herausgegeben: Martin Luther Schriften I: Aufbruch der Reformation, Schriften II: Reformation der Frömmigkeit und Bibelauslegung (beide Berlin, 2014), Schriften III: Kirche und Schule, Schriften IV: Christ und Welt (beide Berlin, 2015). Interessant an dieser Ausgabe ist, dass die Schriften nach Themen geordnet sind.

Wer es ganz modern möchte und vielleicht sogar für Jugendliche interessant, der sollte einen Blick in Martin Reloaded: Luthers Schriften für alle von Martin Dreyer werfen (Wuppertal, 2015). Zum Beispiel wird Luthers Schrift Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei bei Dreyer zu Ein Aufsatz über die Polizei, die Richter und den Staat und wann man tun muss, was sie einem sagen. Das ist nicht nur amüsant, sondern oft auch erhellend zu lesen.

Später wurde Philipp Melanchthon der systematische und logische Denker der evangelischen Theologie. Luther hatte nie ein geschlossenes System seiner Theologie entworfen. Er legte zwar in seinen Vorlesungen systematisch Bibeltexte aus. Aber er schrieb und predigte immer für die jeweilige Situation, sprach aktuelle Probleme an und beantwortete drängende Fragen. Eine »Theologie Martin Luthers« muss man sich aus seinen Schriften, Predigten, Briefen und Tischreden zusammensuchen und in etwas Kleinarbeit erschließen.

Nach diesem Schnelldurchgang wird es Zeit für ein paar Buchempfehlungen:

Eine wichtige Biografie ist Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs von Heinz Schilling (München, 2012). Auf über 700 Seiten erfährt man viel über Martin Luther und seine Zeit.

Eher auf die Persönlichkeit Martin Luthers konzentriert sich Heiko A. Oberman mit Luther: Mensch zwischen Gott und Teufel (Berlin, 1982; vergriffen, aber unter www.zvab.com in verschiedenen Auflagen gebunden und als Taschenbuch zu finden). Oberman interessiert das Innenleben Luthers als Mensch seiner Zeit. Sehr interessant und oft überraschend. Ebenfalls mit Luthers Charakter setzt sich die Historikerin Lyndal Roper auseinander: Der Mensch Martin Luther. Die Biographie (Frankfurt am Main, 2016).

Wen Martin Luthers Theologie interessiert, sollte Die Theologie Martin Luthers: Eine kritische Würdigung von Hans-Martin Barth (Gütersloh, 2009) lesen. Mit dem gut gegliederten Buch kann man tief in Luthers Denken eintauchen.

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