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Das Gewissen – ein evangelisches Schlüsselwort
ОглавлениеAllerdings darf man nicht davon ausgehen, dass die Evangelischen eine fixe »Lehre vom Gewissen« haben. Bei Luther war das Gewissen noch an das gebunden, was man in der Bibel liest und wie man es versteht – danach war zu handeln, auch gegen Autoritäten. In Kapitel 2 erfahren Sie, wie Martin Luther seinem Gewissen folgte. Heute ist die Bibel auch für viele Evangelische nicht mehr so sehr maßgebend. Manchem scheint sie zu veraltet und zu wenig zeitgemäß, um das Gewissen noch daran binden zu können. Auch geht das Bibelwissen den Menschen (evangelischen ebenso wie katholischen) heute mehr und mehr verloren. Stattdessen folgt man vielleicht den Menschenrechten oder Aussagen wie dem Deutschen Grundgesetz: »Die Würde des Menschen ist unantastbar«. Oder einfach dem, von dem man denkt, dass es richtig ist.
Wie gesagt: Es gibt in den evangelischen Kirchen keine Autorität, die festschreibt, was geglaubt werden muss. Es gibt »Bekenntnisse« (davon mehr in Kapitel 15), auf die sich Kirchen und Gemeindeglieder verpflichten – wenn ihr Gewissen es erlaubt.
Natürlich spielt das Gewissen auch bei Katholiken, Muslimen, Atheisten und allen anderen Menschen eine Rolle. Nur gibt es bei den Evangelischen vielleicht eine stärkere und bewusstere Tradition des »Sich-auf-sein-Gewissen-Berufens«. Am Fall der Berliner Mauer und des DDR-Regimes waren wohl nicht zufällig so viele evangelische Pastoren beteiligt.