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Der Fall wird untersucht

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Bis zum Reichstag in Worms im Jahre 1521 nahm der Druck auf Luther ständig zu. Um das hier nicht allzu sehr in die Länge zu ziehen, hier die Jahre 1518 bis 1521 im Schnelldurchlauf:

 Natürlich war Erzbischof Albrecht von Mainz wütend darüber, dass da jemand Sand ins Getriebe streute. Er verklagte Luther in Rom.

 Im Mai 1518 verfasste Luther die »Resolutionen«, eine Erläuterung seiner 95 Thesen. Da er damit den Rahmen der gelehrten Diskussion an der Universität verließ, fragte er noch seinen Bischof um Erlaubnis zur Veröffentlichung. Der riet zum Aufschub, Luther stimmte zu. Diese Demut wiederum beeindruckte den Bischof so, dass er die Veröffentlichung doch erlaubte.

 Die »Resolutionen« enthielten als Vorwort einen Brief an Papst Leo X. Immer noch lesen wir von Luther Worte der Demut: »Deine Stimme werde ich als Stimme Christi anerkennen, der in Dir regiert und redet. Wenn ich den Tod verdient habe, so werde ich mich nicht weigern zu sterben.« Doch hätte Papst Leo schon ahnen können, dass es so einfach nicht wird. Denn an anderer Stelle im Brief hieß es: »Widerrufen kann ich nicht, obwohl ich sehe, dass durch diese Veröffentlichung ein außerordentlicher Hass gegen mich entfacht ist.«

 Im April 1518 kam es zur »Heidelberger Disputation«, zu einem Streitgespräch zwischen Gelehrten. Dieses Streitgespräch fand innerhalb des Augustinerordens statt. Für Luther ging es hier schon nicht mehr wirklich um den Ablass, sondern um die Macht der Gnade Gottes, die Menschen rettet. Unter den Zuhörern waren einige bedeutende spätere Reformatoren wie zum Beispiel Martin Bucer. Das Heidelberger Treffen trug langfristig mehr zur Ausbreitung der Reformation bei als zur Eindämmung.

 Es kam zum ersten Verhör während des Reichstags in Augsburg (1518). Zwar hatte Kardinal Cajetan sich auf die Diskussion mit Luther gut vorbereitet. Aber letztendlich forderte er von Luther doch nur, dass er seine Thesen widerrufen sollte. Das Beispiel von Jan Hus vor Augen (siehe Kapitel 1) riet man Luther, Augsburg zu verlassen, weil man ihn vielleicht verhaften könnte. Luther verließ die Stadt bei Nacht und Nebel.

Spätestens im Verhör mit Cajetan musste Luther feststellen, dass Rom keinerlei Interesse daran hatte, sich mit ihm theologisch auseinanderzusetzen. Er sollte sich der Autorität des Papstes unterordnen und den Frieden nicht stören.

 Die sogenannte Leipziger Disputation von 1519 lief für Luther nicht gut. Mittlerweile hatte er Mitstreiter, die ihn begleiteten: Philipp Melanchthon (1497–1560; er wurde später der herausragende Theologe der Reformation) und Andreas Bodenstein, genannt »Karlstadt« (er sollte Martin Luther noch einigen Ärger bereiten).Gegner der Wittenberger war Johannes Eck (1486–1543). Der Doktor der Theologie war von 1510 bis zu seinem Tode Theologieprofessor in Ingolstadt. Er wurde zum erbitterten Gegner der Reformation.Zunächst trat Karlstadt gegen Eck an. Gegen Ecks Rednerkünste blieb Karlstadt allerdings ohne Chance. Mit Luther hatte Eck nicht so leichtes Spiel, trotzdem ließ sich Eck nach der Disputation als Sieger feiern. Erst später, nachdem die Abschriften des Streitgesprächs erscheinen waren, wurde deutlich, dass Eck auch ein Blender war, der seine Gegner weniger mit Argumenten als mit rednerischen Tricks und Kniffen in die Ecke drängte. So brachte er Luther dazu, sich auf die Seite des verurteilten Ketzers Jan Hus zu stellen. Außerdem bestritt Luther die absolute Autorität des Papstes und die Autorität und Irrtumslosigkeit der Konzilien (Kirchenversammlungen, siehe Kapitel 1).

Wichtig in dieser Zeit war für Luther die Hilfe seines Landesfürsten, des Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen (genannt »der Weise«, 1463–1525). Dieser war eigentlich tief im Katholizismus verwurzelt und hatte eine eindrucksvolle Sammlung von Reliquien. Interessanterweise wurde er auch nie ein wirklicher Freund der Reformation. Es schien eher, dass er sich durch eine Stärkung Luthers und der evangelischen Bewegung eine Schwächung der Macht des Papstes und der des Kaisers erhoffte. Jedenfalls erkannte er das im Dezember 1518 ausgesprochene Ketzerurteil über Martin Luther nicht an und beschützte ihn auch im besonders kritischen Jahr 1521.

Mehr und mehr, schneller und schneller brachen in Luthers Denken, Reden und Schreiben jetzt alle Dämme: Er kritisierte Papst und Kirche, stellte das Wort Gottes über das des Papstes und die Tradition der Kirche und ließ als für das Heil notwendig nur noch das gelten, was Gott für den Menschen tut. Es formten sich die Grundsätze des evangelischen Glaubens:

 sola gratia, allein die Gnade: Allein durch die Gnade Gottes kann der Mensch das ewige Leben erlangen.

 sola fide, allein der Glaube: Bezeichnet das Vertrauen des Menschen in die Gnade Gottes.

 sola scriptura, allein die Schrift: Nur das Wort Gottes, die Bibel, kann dem Menschen sagen, wie er errettet wird und wie er leben soll, keine menschliche Autorität oder kirchliche Tradition.

 solus Christus, allein durch Jesus Christus findet der Mensch Errettung von seinen Sünden.

Martin Luther, der treue, ernsthafte Augustinermönch, hatte endgültig mit der Kirche Roms gebrochen. In Worms musste er 1521 noch einen schweren Kampf ausfechten, aber bis dahin predigte, lehrte und schrieb er unermüdlich.

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