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Theologische Grundbegriffe: Rechtfertigung und Gerechtigkeit Gottes

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Bei den Worten »Rechtfertigung«, »rechtfertigen« und ein wenig auch »Gerechtigkeit« handelt es sich um Begriffe, die in der theologischen Sprache eine etwas andere Bedeutung haben als im Alltag. So gebrauchen wir das Wort »rechtfertigen« fast nur noch im Sinne von »sich rechtfertigen« – das kann zum Beispiel in einem persönlichen Streit oder vor Gericht der Fall sein. Auch eine Entscheidung oder eine bestimmte Handlung müssen wir vielleicht manchmal »rechtfertigen«. In all diesen Fällen erklären wir also unseren Mitmenschen, dass wir »im Recht« sind. Bei den Theologen ist das anders: Hier muss Gott selbst den verlorenen Menschen »rechtfertigen«. Der Mensch hat Gott gar nichts zu bringen, womit er sich selbst rechtfertigen, also erreichen könnte, dass er vor Gott gut dasteht.

Das Wort »Gerechtigkeit« wird in theologischer Sprache zwar auch so gebraucht, wie wir es im Alltag benutzen, also: »die Gesellschaft soll gerecht sein«, »das Gesetz soll für Gerechtigkeit sorgen« oder »jemand handelt gerecht«. In der Sprache der Theologen ist aber »Gerechtigkeit« auch der Gegensatz von »Sünde«. Also: Gott ist gerecht, der Mensch aber ein Sünder. Und das öffnet einen Graben, den der Mensch von sich aus nicht überwinden kann.

Hier kommt nun der Glaube ins Spiel. Er wird verstanden als »Vertrauen in Gott«. Gott spricht den Menschen gerecht, der daran glaubt, dass Christus am Kreuz für alle Schuld der Menschen gebüßt hat. Durch den Glauben nimmt der Mensch dieses Opfer dankbar an und Gott sieht den Menschen von nun an nicht mehr als Sünder, sondern als einen »Gerechtfertigten«.

Etwas untheologischer gesprochen: Ein Mensch muss sich jetzt nicht mehr Gedanken darüber machen, ob er gut genug ist, um vor Gott bestehen zu können. Wenn der Mensch nur ganz Gott vertraut, macht er selbst ihn »gut genug« für den »Himmel«.

Ganz einfach gesagt geht es dann auch bei Martin Luthers Glaubenskämpfen und -zweifeln um diese eine Frage: Werden wir vor Gott gerechtfertigt durch das, was wir tun, oder durch das, was wir glauben?

In den Jahren, in denen Martin Luther als vorbildlicher Mönch lebte, wurde er gleichzeitig ein verängstigter, zweifelnder und im Grunde auch auf Gott wütender Christ. Er fühlte sich von Gott verurteilt, ohne wirklich die Möglichkeit zu haben, es Gott jemals recht machen zu können. Wieder und wieder las er die Bibel. Bis ihm endlich ein Licht aufging.

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