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Tödliche Kritik: Jan Hus

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Wesentlich dramatischer entwickelte sich die Kritik des böhmischen Geistlichen Jan Hus (um 1369 bis 1415). Er übernahm im Wesentlichen Wyclifs Kritikpunkte und passte sie an seine Umstände an. Mit großem Erfolg begann er ab 1402 in der Bethlehemskirche in Prag auf Tschechisch zu predigen. Doch bei Jan Hus ist die Kritik nicht nur gegen die Kirche und die Geistlichen gerichtet. Sein Eintreten für die tschechische Sprache und gegen die politische Macht der Kirche hatte auch nationale Bedeutung, da die Oberschicht des Königreichs Böhmen deutsch war. So verband sich mit Hus’ Aufbegehren gegen die Vormacht der römischen Kirche der Unmut der tschechischen Bevölkerungsmehrheit gegen deutschen Adel und kirchliche Bevormundung. Aus diesem Grund konnte sich Hus auch die Unterstützung des böhmischen Adels sichern.

Unter anderem lehrte Jan Hus,

 nichts zu glauben, zu behaupten oder zu predigen, was nicht durch die Bibel begründet war. Damit steht die Kirche unter der Heiligen Schrift, nicht darüber.

»Unter der Schrift stehen« ist eine dieser theologischen Wendungen, die sich bei evangelischen Christen oft findet. Sie bedeutet, dass man verpflichtet ist, sich nach der Bibel zu richten. Das gilt für die einzelnen Kirchen, die sich an der Bibel orientieren sollen. Aber auch den einzelnen Gläubigen kann man auffordern oder ermutigen, sein Leben »unter der Schrift« zu führen.

 dass nicht das Amt, sondern sein Verhalten dem Papst seine Autorität verleihen sollte. Nur wer nach Jesu Beispiel demütig, friedvoll und in Armut lebt, könne Papst werden.

 dass die Geistlichen ein heiliges Leben führen sollten und Vorbilder für die Gläubigen sein müssten. Auch wendete er sich gegen Reliquien und den Ablasshandel – Gottes Gnade kann niemals käuflich sein.

Das alles konnte natürlich auch diesmal nicht geduldet werden, und Hus’ Gegner verklagten ihn beim Papst. Doch Hus war ein aufrechter Mann und ganz von der Richtigkeit seiner Sache überzeugt: Er forderte seine Gegner auf, ihn beim Konzil (eine Art von Versammlung der Kirchenoberen) in Konstanz am Bodensee zu treffen und die Sache dort mit ihm auszudiskutieren.

Das Konzil tagte in Konstanz von 1414 bis 1418 und sollte die Herrschaft von drei verschiedenen Päpsten beenden – siehe weiter oben.

Zwar bekam Hus einen Geleitbrief von König Sigismund (1368–1437), der ihm persönlichen Schutz zusicherte. Doch als Hus in Konstanz eintraf, erreichten seine Gegner, dass er angeklagt und verhaftet wurde. Er wurde zwar mehrfach verhört, doch eine Auseinandersetzung mit seinen Anliegen fand nicht statt. Es war klar: Hus war schon in dem Moment ein toter Mann gewesen, als er Konstanz betrat. Als König Sigismund endlich Konstanz erreichte, stand er vor vollendeten Tatsachen: Er konnte Hus nicht mehr helfen, ohne das eigentliche Ziel des Konzils, die Einigung der Kirche unter einem Papst, zu gefährden. Er brach sein Wort und opferte Jan Hus, der am 6. Juli 1415 zusammen mit seinen Schriften verbrannt wurde. Doch durch Böhmen lief daraufhin ein Sturm der Empörung und in den nächsten zwanzig Jahren lieferten sich die Anhänger von Jan Hus erbitterte Kriege mit den böhmischen Herrschern, die sogenannten Hussitenkriege. Bis in Luthers Zeit fast hundert Jahre später brodelte es in Böhmen – und im Jahre 1618 brach dort auch der Dreißigjährige Krieg aus.

Unter evangelischen Christen ist bis heute Jan Hus unvergessen. Doch erst mit Martin Luther wurden die Proteste gegen Papst und Kirche dann zu dem Erdbeben, das die mittelalterliche Welt erschütterte und endgültig beendete. Was Jan Hus für die späteren Reformatoren und evangelische Christen bis heute zum Vorbild machte, ist die Verteidigung einer evangelischen Grundidee: der Freiheit des Gewissens.

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