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tres Vor eineinhalb Jahren, Neunundzwanzigeinhalb Jahre nach Elena.

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Chiara kehrte mit klopfendem Herzen in ihr Zimmer zurück. Ein Gefühl der Erschöpfung belastete ihre Seele und ihren Körper.

Sie wünschte keine Besuche, schloss schnell den Türriegel und setzte sich auf das Bett.

Nachdem sie sich das Kopftuch abgenommen hatte, hob sie den Ärmelsaum der Tunika an, um ein kleines, steifes Silberarmband freizulegen, das ihr rechtes Handgelenk zierte. Sie betrachtete es lange, ließ den Stoff nach unten gleiten, stand auf und starrte auf die Tür.

Diese war verriegelt, so dass niemand ohne ihre Erlaubnis das Zimmer betreten konnte.

Sie hob einen Teil der Matratze an. Zwischen Matratze und Lattenrost zog sie ein weißes Bündel hervor. Sie legte es auf die Bettwäsche und öffnete es. Es enthielt ein paar Jeans und einen weißen Pullover, der am linken Ärmel mit Schokolade befleckt war. Sie lächelte zuerst bei den Erinnerungen, dann wurde sie ernst und traurig.

Erneut blickte sie zur Tür (um sicher zu gehen), zog sich die Tunika aus und die Jeans sowie den Pullover an. Sie spürte die Kleider an ihrer Haut anliegen, wie die Rüstung eines mittelalterlichen Ritters: stark und sicher.

Im Zimmer hatte sie keinen Spiegel, der ihr erlaubte, sich in voller Größe zu betrachten, sondern nur einen kleinen für das Gesicht. Sie nahm ihn von der Wand und beschaute das Spiegelbild von jedem Teil ihres Körpers, indem sie ihn von unten nach oben wandern ließ.

In Höhe des Gesichts hielt sie inne. Ihre Melancholie und der Terror, den sie sah, gefielen ihr nicht. Sie hängte den Spiegel zurück an die Wand. Die Rückseite ließ sie zu ihr gerichtet, damit nicht der geringste Schatten gespiegelt werden konnte.

Mit einem Seufzer des Unbehagens ließ sie sich auf das Bett fallen. Ihre Gedanken gruben in ihrer Vergangenheit und wanderten von ihrer Kindheit und Jugend bis zum heutigen Tag.

Noch immer wohnten ihre Mutter und ihr Vater in ihrem Dorfhäuschen auf dem Lande. Sie dachte an jenen Sonntag in der Kirche, als alles perfekt war, dank der Kraft Gottes. Sie erinnerte sich an ihren ersten Tag hier, bereit, um sich einem neuen und vor allem vollkommen anderen Leben zu widmen.

„Chiara, es ist Zeit für das Abendessen“, eine Stimme auf der anderen Seite der Tür rüttelte sie aus ihren Gedanken.

„Ich bin heute Abend nicht hungrig“, antwortete sie.

„Du weißt, dass du nicht in deinem Zimmer bleiben kannst, wenn es Zeit ist, sich zu versammeln ...“

Claudias Stimme (schlaue Freundin seit ihrem ersten Tag) hatte einen leicht besorgten sowie bedauernden Ton. Sie hatte Recht.

„Ich komme sofort“, erwiderte sie schnell.

Sie stand auf, zog sich ihr Gewand an und legte Jeans und Pullover zurück in das Geheimversteck. Gedankenlos band sie ihre Haare zum gewöhnlichen Zopf zusammen und ließ sie unter dem Kopftuch verschwinden. Sie versuchte sich zu erinnern, was sie zu dieser Entscheidung geführt hatte.

Sie wusste es nicht mehr.

Als sie aus dem Zimmer kam und die Tür schloss, gestand sie sich ein, dass nicht ihr Gedächtnis vergessen hatte, sondern ihr Herz.

Für ein Mädchen wie sie war dies der entscheidende Unterschied.

Apostasie

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