Читать книгу Apostasie - Marie Albes - Страница 22
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ОглавлениеWährend José von ketzerischen Küssen träumte, plagte Chiara in dieser Nacht die Schlaflosigkeit.
Als sie sich ihr Nachthemd angezogen hatte, stellte sie sich vor dem Schlafengehen an ihren kleinen Spiegel. Das Spiegelbild zeigte Josés Hand, die ihr sanft die Schläfe berührte, als befürchtete er, dass sie jeden Moment zerbräche.
Was geschah mit ihr? Sie schüttelte ihren Kopf, um diese dummen Gedanken zu vertreiben. Wie ein gewöhnliches Mädchen, das nicht an der Religion gebunden war, warf sie sich nonchalant auf das Bett und steckte ihr Gesicht in das Kissen.
In dieser Nacht schlief sie sofort ein und hatte zum ersten Mal ihre Gebete vergessen, die sie stets vor dem Schlafengehen rezitierte. Dadurch fügte sie etwas Weiteres auf ihrer Liste an Ereignissen hinzu, die sie nie zuvor getan hatte. Erst am nächsten Morgen erkannte sie ihr Fehlverhalten und bemerkte, dass sie immer nachlässiger wurde. Sie nahm sich vor, wieder die alte Chiara zu werden, die ihren lieben Gott niemals vergisst.
Als sich Chiara und José am späten Nachmittag zum Unterricht sahen, waren sie dieselben Personen wie immer: Er glaubte alles unter Kontrolle zu haben, einschließlich seiner Gefühle, während Chiara unfähig war zu sehen, dass ihr Wunsch ihm zu helfen, nichts mit Nächstenliebe zu tun hatte.
Wie sie am Tag zuvor abgesprochen hatten, berichtete an diesem Nachmittag José aus seinem Leben.
Er erzählte ihr von seiner Kindheit in Granada und von seinem Vater. Er beschrieb ihr Alhambra und wie idyllisch das Schloss war, welches über der Stadt thronte, so dass Chiara neugierig wurde.
„Ich war noch nie im Ausland“, offenbarte Chiara niedergeschlagen.
„ ¿Por qué?“, fragte er, aber Chiara konnte nicht antworten, sie ließ stattdessen ihren Blick im Ambiente und das Kloster wandern.
Er verstand.
„Es ist nicht einfach“, fuhr sie fort, bevor José ihr zu widersprechen versuchte.
„ Pero, nichts ist unmöglich.“
Chiara lächelte.
„Es heißt però, nicht pero“, korrigiert sie ihn, um das Thema zu wechseln. „ Pero ist ein Baum.“
Er stöhnte. „Chiara, estás wirst du unsympatisch.“
Zum Glück fing Chiara langsam an, den Josés Humor zu verstehen. Sie betrachtete ihn mit einem Lächeln, das einem Sonnenstrahl glich, in dessen Leuchten er sich verlor.
Es war herrlich zu lachen, dachte Chiara und verstand nicht, warum manche Geistlichen ausgesprochen ernst waren, als wenn sie heitere Gesichtszüge verabscheuten, welche die Fröhlichkeit ins Gesicht malten.
Unter verschiedenen Pausen und Korrekturen erzählte José weiter von seinem Leben, vom märchenhaften Granada und seiner vergangenen Arbeit auf den Schiffen. Er vertraute Chiara an, wie sehr er das Meer liebte und dass er sich auf ihnen frei fühle.
„ Yo quiero el olor del mare, ich liebe den Geruch des Meeres ...“, vertraute er ihr an. „Ich fühle mich auf ihm lebendig und libre.“
Freiheit. Fröhlichkeit und Freiheit.
Chiara sann im Geiste über diese Worte und wunderte sich über ihre Kraft.