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Der Streit

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Sem kniete vor dem Bachbett. Die Zunge klebte auf seinem Gaumen und er musste dringend seinen Durst stillen. Schnell tauchte er seine Hände in das glasklare Wasser. Gierig sog er die eiskalte Flüssigkeit in sich und schöpfte sich etwas ins Gesicht um die Müdigkeit aus seinem Körper zu vertreiben und die letzten Kräfte zu mobilisieren.

Er atmete mehrmals tief durch, während ein paar Tropfen von seinem Antlitz abperlten und auf die Wasseroberfläche fielen.

Dabei bemerkte der Junge sein Spiegelbild und seine Augen verharrten auf der Narbe, die sich auf seiner Wange befand. Dies war ein Andenken, das er sich bei seinem ersten Kampf gegen die Wikinger zugezogen hatte. Bei diesem Anblick erinnerte er sich zurück, an all die Kämpfe die er mit Min, dem Hauptmann der Mambarkohorte, bestritten hatte und an das Glück, das sich immer an ihrer Seite befand. Nun schien es sie verlassen zu haben. Er befürchtete, dass ihr letzter Kampf vor ihnen lag.

Sie befanden sich auf gegnerischem Gebiet und ihre Feinde, waren ihnen noch immer auf den Fersen.

Er dachte an die Schlacht um die strategisch wichtigste Burg, die sich im Reich der Runen befand. Mit der Waffe in der Hand kämpften sie Seite an Seite mit ihren Verbündeten in einem aussichtslosen Kampf gegen die Krieger aus dem Reich des Roten Platzes. Trotz ihres erfahrenen Hauptmannes, der sie schon in so zahlreichen und aussichtlosen Schlachten zum Sieg geführt hatte, schien es, als wäre ihr Ende nahe. Kurz bevor sie dem Tod in die Augen sahen, schlug unter ihnen ein Felsbrocken eines Wurfgeschosses in die Burg und sie waren in den Fluss gestürzt, der sich unter ihnen befand. Mit ihnen war der Herzog vom Reich der Runen aus dem Schlachtfeld gespült worden. Die Feinde haben dies bemerkt und deshalb die Jagt auf sie begonnen.

Mit Schaudern erinnerte sich Sem an die Ereignisse jener Nacht zurück, wie sie erneut dem Tod entwischt waren. Sie wollten sich für eine kurze Zeit ausruhen, als es einen Angriff gab, den sie nur knapp überstanden hatten. Einen ihrer Männer hatte es jedoch erwischt und der Rest der kleinen Gruppe konnte gerade noch im letzten Moment entkommen.

Die Hoffnungen, die zuvor in ihnen aufgekeimt waren, es doch in die Heimat zu schaffen, waren darauf verflogen und all ihre Pläne waren fürs erste zunichte gemacht worden.

Flucht war ihr einziger Gedanke. Den ganzen Tag über waren sie im Laufschritt unterwegs gewesen. Dennoch spürten sie die Feinde im Nacken. Es schien, als würde es kein Entkommen geben.

Sem kehrte mit seinen Gedanken zurück. Er musste schnellsten aufbrechen, um seine Kameraden einzuholen, die nicht auf ihn gewartet hatten. Er durfte auf keinen Fall den Anschluss verlieren.

Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont entgegen, als der Hauptmann endlich einwilligte, eine kurze Rast einzulegen.

Der Herzog vom Reich der Runen hatte dabei ein Gespräch der Krieger belauscht. Er geriet in Rage. Schnell suchte er Min auf. „Ich habe soeben ein Gespräch Ihrer Krieger belauscht!“, brüllte er außer sich.

„Sind Sie verrückt!?! Wie können Sie es wagen so laut zu schreien!“, fuhr Min den Herzog in leisem, jedoch wütenden Ton an.

„Aber man will mich zurück lassen! Die Krieger haben offensichtlich den Glauben an Sie verloren und haben insgeheim den Plan ausgeheckt, meine Haut zu opfern, um ihre eigene zu retten!“, platzte dem Herzog der Kragen.

„Das kann ich mir nicht vorstellen! Haben Sie vielleicht etwas falsch verstanden?“, hakte Min nach.

„Natürlich nicht!“ beharrte der Herzog und zitierte die Worte, die er aufgeschnappt hatte: „Ewi sprach ganz leise und dachte ich verstehe ihn nicht. Aber ich habe seine Worte genau vernommen. Heute Nacht lassen wir ihn alleine zurück, hat er gesagt!“

Nun wurde auch Sem auf das Gespräch aufmerksam, kam näher und mischte sich ein: „Ich befürchte, da liegt ein Missverständnis vor!“

„Nein, nein! Ich bin mir absolut sicher, dass Ewi mich gemeint hat. Wie einen Wurm will man mich den Feinden als Köder zum Fraß vorwerfen!“, beharrte der Herzog.

„Ich soll das gesagt haben!“, brauste Ewi auf, der die letzten Worte aufgeschnappt hatte.

„Spart eure Kräfte und beruhigt euch!“, fuhr der Hauptman dazwischen. Er wollte einen aufkommenden Streit ersticken und befahl: „Ein für allemal, es wird niemand zurückgelassen! Nur gemeinsam sind wir stark! Und nun los, beeilt euch! Wir müssen wieder aufbrechen!“

Hastig brach Min auf und ließ er den verärgerten Herzog stehen. Seine Krieger folgten ihm.

Mao und das Vermächtnis von Atlantis

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