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Der geheimnisvolle Unbekannte

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Suu hatte schreckliche Albträume durchlebt und sich geschworen, das Buch nicht weiter zu lesen. Die Stelle, an der sie aufgehört hatte zu lesen, war sehr furchteinflößend und unheimlich. Aber letztendlich stimmte sie ihre Neugier wieder um und sie griff erneut zum Buch.

Am Tag fand sie es auch nicht mehr so gruselig wie in der Nacht. Deshalb öffnete sie den Tentakelverschluss und dachte sich: ‚Sollte wieder etwas Furchteinflößendes geschehen, lese ich einfach drüber!‘ Und mit diesem Vorsatz versank sie wieder in der Geschichte:

Noch in derselben Nacht wurden alle anderen, die sich auf der Insel Scarlett befanden, und nichts von dem Vorfall mitbekommen hatten, informiert. Nur der betrunkene Diener war nicht auffindbar. Sonst hatte sich nichts erwähnenswerte ereignet. Außer dass der Schatzsucher sich Kil vorgeknöpft hatte, als er ihn wenig später allein angetroffen hat.

Nur wenige hatten von diesem Vorfall etwas mitbekommen. In seiner vollen Größe hatte sich der charaktervolle Schatzsucher vor den Sekretär hingestellt. Als dieser vorbei wollte, hatte er ihn zurückgehalten.

„Was willst du?“, hatte sich Kil erkundigt.

„Du verrätst mir, wo sich der Baron aufhält!“, verlangte der Schatzsucher zu erfahren.

„Nein, das ist mein Geheimnis!“, erwiderte Kil. Voll Zorn krallten sich die Finger von Jig in die Kleidung seines Gegenübers und schlug ihn wuchtig gegen die Wand.

„Ich höre!“, forderte der Schatzsucher ihn auf und warf das blonde Haar zurück. Doch der Sekretär schüttelte verneinend den Kopf: „Ich sag kein Wort, der Baron vertraut ohnehin nur mir!“

Da reichte es Jig. Mit geballter Faust erhob er drohend seinen Arm und gab ihm noch eine letzte Möglichkeit: „Sag es mir, oder du wirst deinen Mund nie wieder öffnen können!“

Der Sekretär hat versucht sich aus der Umklammerung zu befreien, doch gegen Jig hatte er keine Chance.

Schnell, wie eine Schlange bei ihrem Angriff, sauste die Faust auf das Gesicht von Kil zu. „Nein!“, brüllte dieser, kniff die Augen feige zusammen und drehte sich weg. Doch der Schlag blieb aus.

Als er seine Lider öffnete, erkannte er nur knapp vor seinem Gesicht die gestoppte Hand und begann wie ein kleines Kind zu weinen. „Bitte nicht! Ich kann es nicht!“, versuchte er bettelnd zu erklären.

„Ich rate dir es doch zu tun!“, empfahl ihm der Schatzsucher.

„Nein, du verstehst nicht! Ich kann es nicht, weil ich den Baron noch nie gesehen habe!“, gestand Kil und fuhr fort: „Ich weiß nicht, wo er sich aufhält. Ehrlich! Ich bringe ihm auch nie das Essen oder sonst etwas.“

„Warum erzählst du es dann?“, wollte Jig erfahren.

„Ich . . . ich . . .“, begann der gebrochene Mann zu stammeln: „Ich wollte die anderen eifersüchtig machen. Ich wollte, dass der Baron nur mir vertraut. Ich finde ihn einfach fabelhaft und es stört mich, dass er mir nicht vertraut.“

Jig hat überlegt, ob er dies glauben sollte und entschied sich letztendlich dafür. „Das heißt, niemand hat ihn je gesehen!“, sprach der Schatzsucher mehr zu sich selbst und kombinierte: „Das kann nur eines bedeuten!“

„Und was?“, hat der wimmernde Mann mit zittriger Stimme erfahren wollen. Jig schien sich zu ärgern, dass er wieder einmal laut gedacht hatte. Doch alles andere behielt er für sich. Stille kehrte ein und die Nacht brach über den Palais herein.

Kol hatte die tote Katze des Barons, die wie durch Geisterhand von der Decke gefallen war, im Garten vergraben und es geschafft, die mysteriöse Schrift fast abzubekommen. Nur noch leicht schimmernd war sie zu erkennen, als die Arbeiter des Barons am nächsten Morgen die Halle betraten. Nur vom betrunkenen Diener fehlte noch immer jede Spur. Gegessen wurde allerdings von den meisten nur wenig. In den angespannten Gesichtern war die Angst zu erkennen.

Beim Blick aus dem Fenster war zu sehen, dass der Sturm noch immer wütete, das Gewitter hatte sich jedoch gelegt. Somit waren wir auf der Insel des Barons gefangen.

„Haben sie gestern den Baron über die Ereignisse informiert?“, wollte die Zofe in ihrer bestimmenden Art von Kol erfahren.

Der Sekretär nickte: „Ja, ich habe mit ihm gesprochen! Doch er war ohnehin gut informiert. Und wie ich mir schon gedacht hatte, hat er mir versichert, er wüsste nicht, was mit dieser Botschaft gemeint ist. Er hätte nie jemanden etwas Schlechtes gewollt, er ist eben ein Mann mit Ehre. Der Baron denkt, es handle sich um einen schlechten Scherz und er hat auch schon jemanden von uns in Verdacht. Derjenige, der seiner Katze das angetan hat, wird dafür büßen, darauf gibt er sein Wort.“, und stolz fügte er hinzu: „Mich hat er allerdings nicht in Verdacht!“

Ein weiterer Hustenanfall überkam den Schatzsucher, der überlegt hat, ob er die Lügen des Sekretärs aufdecken sollte. Er entschied sich jedoch dagegen, da er sich dem Baron gegenüber bedeckt halten wollte. Der Schatzsucher hoffte, dass dieser noch nichts von dem Gespräch zwischen dem Sekretär und ihm erfahren hat.

E s war nicht der erste Hustenanfall an diesem Tag, und auch in der Nacht hörte man ihn hin und wieder husten.

„Du hast dich ganz schön erkältet!“, meinte das Hausmädchen besorgt.

„Nein, es ist etwas anderes!“, antwortete er hastig, um ihre Bedenken zu beseitigen und bemerkte, dass er sich beinahe verraten hätte und fügte hinzu: „Es ist nur ein Reizhusten, den hab ich öfter. Nun muss ich allerdings los, es wird ein anstrengender Tag für mich!“, mit diesen Worten verließ er die Gruppe und der stumme Diener eilte hinter ihm her.

Traurig blickte Ina dem Schatzsucher nach. Auch die beiden Gärtner, der Sekretär, die Zofe, der Wächter, die Köchin und der Koch verließen fluchtartig die Halle.

Als Jig und Kol auf den Weg zusteuerten, auf dem sie durch den Wald zu dem Torbogen gelangten, wurden sie bereits wieder beschattet, ohne es zu ahnen. Mühsam kämpften sie sich durch die starken Windböen, die über die Insel fegten.

Da der Regen auf halben Weg eingesetzt hatte, kamen sie klitschnass am Torbogen an.

„Hier muss sich etwas befinden, das wir übersehen haben!“, erklärte der Schatzsucher dem Diener durch das Geplätscher des strömenden Regen hindurch. Dieser blickte ihn fragend an.

„Ich weiß selbst noch nicht was, aber irgendetwas habe ich übersehen. Es muss so sein!“, überlegte er laut und bekam wieder einen seiner Hustenanfälle. Er ahnte, dass sie von dem Gift stammten, das sich in seinem Körper immer weiter ausbreitete. So heftig wie dieser ihn überkam, war allerdings noch keiner gewesen.

Als er sich wieder etwas gefangen hatte, musste er auf den Boden spucken. Nicht nur er, sondern auch sein Begleiter, war erschrocken, als sie erkannten, dass es sich bei seinem Sputum um Blut handelte. Dieses tropfte nun auch aus seiner Nase und verteilte sich am Boden.

„Verdammt!“, fluchte er und beugte sich nach vorne. Besorgt reichte ihm der Diener ein Tuch.

„Dieser Mistkerl! Es scheint, als meine er es ernst!“, fuhr der Schatzsucher fort: „Falls ich wirklich an diesem Teufelszeug sterben sollte, möchte ich, dass wenigstens einer weiß warum. Aber kein Wort zu Ina, versprochen?“, begann Jig, und als der Diener zögernd nickte, klärte er ihn über seine Situation auf. Das blanke Entsetzen erschien auf dem Gesicht von Kol, er konnte nicht fassen wie dreist der Baron war – obwohl er die sadistische Ader des Inselbesitzers nur allzu gut kannte.

Nach einem kurzen Moment erholte sich Jig etwas und begab sich an die Arbeit. Die Zeit drängte. Nochmals suchte er die Schatten ab und hielt Ausschau nach einem weiteren Wegweiser, einer versteckten Kammer, oder einem geheimen Auslöser für etwas, doch er fand nichts.

„Ich kann mich nicht konzentrieren. Dieser Druck in meinem Kopf!“, sagte er und begann zu verzweifeln und zu resignieren. Aber dann änderte sich sein Blick und er hauchte: „Diese wunderschönen, rehbraunen Augen. Dieses süße Lächeln. Der atemberaubende Duft. Ich darf sie nicht verlieren!“

Es schien, als ob er bei den Gedanken an Ina neue Kraft schöpfte. „Ich habe eine Idee!“, äußerte er mit neuem Mut in der Stimme und bat: „Bring mich am schnellsten Weg zu der Statue des Lebens!“

Der Diener nickte und eilte los. Der Regen nahm immer mehr zu und es war mühsam, vor allem für den geschwächten Jig, der unterwegs mehrere Hustenanfälle bekam. Endlich erreichten sie die Statue und er beugte sich nochmals vor die Eidechse, bei der alles seinen Anfang genommen hatte. Wieder begann er mit seiner Prozedur. Zuerst überblickte er alles, danach strich er mit den Händen über die Statue und suchte nach etwas Verstecktem.

„Bingo!“, rief er laut auf. Mit aller Gewalt war es ihm gelungen, das Stück Holz, das so dargestellt war als würde die Eidechse darauf stehen, zu drehen.

„Das Holzstück ist lose! Ich bin mir sicher, dass dies der Schlüssel ist, den wir benötigen! Aber ich bekomme ihn nicht aus der Statue. Kannst du mit anpacken, Kol?“, meinte Jig aufgebracht. Mit vereinten Kräften gelang es den beiden, langsam und drehend, Stück für Stück, das Holz aus der Statue zu ziehen. Nach einiger Zeit hatten sie es geschafft.

Neugierig beugten sich die beiden über das Holzstück und untersuchten es gespannt. Wie sollte ihnen dieser Stock weiterhelfen?

„Bingo!“, sprach Jig, als er etwas entdeckt hatte und zeigte es sofort Kol. „Hier ist ein dünner Strich quer im Holz, das kann bedeuten, dass es hier einmal durchtrennt und wieder zusammengesetzt wurde. Das würde auch erklären, warum das Holzstück so leicht ist - es hat einen Hohlraum!“, erklärte der Mann, richtete sich den triefenden Pferdeschwanz und begann das Holz vorsichtig zu öffnen. Er versuchte es auseinander zu ziehen, oder zu drehen, doch es bewegte sich nicht.

Eher durch Zufall berührte er mit dem kleinen Finger das „Auge“ eines Astes, das sich nach innen bewegte. „Bingo!“, rief er erfreut und drückte den Ast fest in das Holz, bis das „Ast-Auge“ im Loch verschwand und die Bruchstelle von selbst auseinander fiel.

In der Mitte des Holzstücks war ein Hohlraum, aus der nun eine lange, dünne Eisenstange fiel.

Es gab an ihr etwas Besonderes, das den beiden sofort auffiel. Die Eisenstange bestand aus zwei Einzelteilen, die durch die Ringe am jeweiligen Ende miteinander verbunden waren, und am anderen Ende einer Stange befand sich eine Art seltsam geformter, kleiner Haken.

„Ich hab die Lösung! So ist das also gedacht! Aber es gibt auch ein zweites Loch, also muss es auch einen zweiten Hacken geben. Und ich weiß auch schon, wo wir den finden werden!“, dachte Jig wieder laut und fügte schmunzelnd hinzu: „Aber heute ist es nicht so schlimm, da wir ohnehin schon total durchnässt sind.“

Er machte sich auf den Weg und Kol ahnte bereits, wohin er ihn führen würde.

Wenig später gelangten sie zu dem See. „Ich weiß nicht, ob ich es alleine schaffe, das Holz aus der Statue zu ziehen, aber ich probiere es einmal. Sonst musst du mitkommen und mir helfen!“, erklärte Jig seinen Plan, doch Kol wehrte sofort mit den Händen ab.

„Aber warum nicht? Ich brauche vielleicht deine Hilfe! Du kannst mich nicht hängen lassen, du weißt, dass mein Leben auf dem Spiel steht!“, verstand der Schatzsucher nicht. Doch als ihm der stumme Mann mit den Händen erklärte, dass er nicht schwimmen konnte, nickte Jig enttäuscht.

„So hoffe ich, dass ich es alleine schaffe!“, seufzte er und begab sich ins Wasser und suchte den Einstieg in den Schacht. Es dauerte nicht lange und er wurde vom Wasser verschluckt.

Die Zeit verging und von ihm war keine Spur zu erkennen. Der Diener machte sich große Sorgen - hätte er ihn doch nicht alleine losziehen lassen sollen? Hatte er vielleicht einen Hustenanfall unter Wasser bekommen und ist ertrunken? Diese Sorgen waren an seinem Gesicht abzulesen.

Als er sich ängstlich umblickte, erkannte er zwei Schatten durch den Regen streifen und auf ihn zukommen. Es handelte sich um die beiden Gärtner, die schon wieder heftig aneinander geraten waren.

Der Diener schien zu überlegen, ob er ihnen alles berichten sollte, damit sie ihm zu Hilfe kamen, entschied sich jedoch dagegen. Dafür sprachen ihn die beiden an: „Hast du jemanden auf der Insel umherschleichen gesehen?“

Er blickte die beiden verständnislos an. „Du Hirni, du musst schon erzählen, was sich ereignet hat! Sonst kann er sich nicht auskennen.“, fuhr Zun Sen an.

„Lass mich doch erst einmal ausreden!“, beschwerte sich Sen und sprach erklärend weiter: „Toi war unten in der Bucht und hat die Boote kontrolliert. Dabei hat er bemerkt, dass sich am Steg ein Fischerboot befindet, das eigentlich nicht hierher gehört. Als er dies dem Baron berichtete, ist dieser ausgerastet. Angeblich hat er eine Information bekommen, dass sich ein königlicher Inspektor in nächster Zeit auf die Insel schleichen und hier herumschnüffeln sollte. Der Baron vermutet nun, dass der Schnüffler mit dem Boot gekommen ist. Er müsste sich allerdings schon seit gestern Abend hier befinden, also bevor der Sturm eingesetzt hat. Deshalb sollen wir die Insel absuchen.“

„Suu kommst du?“, hörte das Mädchen seine Mutter rufen. Die Geschichte war jedoch so spannend, dass sie nicht unterbrechen wollte. Aber es half alles nichts, sie musste aufhören.

Doch wo war der Schatzsucher geblieben? Und was wollte er andeuten, nachdem er erfahren hat, dass noch nie jemand den Baron gesehen hatte? Er erwähnte, dass dies nur eines bedeuten konnte! Aber was sollte das sein?

Zudem grübelte sie, ob das Gerücht über den Inspektor wahr sein würde?

Und wer war der Schatten, der die beiden beobachtete? Etwa der Baron selbst?!? Diese Fragen beschäftigten sie nun längere Zeit, da sie nicht dazu kam, das Buch weiter zu lesen.

Mao und das Vermächtnis von Atlantis

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