Читать книгу Marie und ihre Abenteuer - Marion Kinzig - Страница 10
ОглавлениеSCHILDKRÖTA IN PUPPAKLOIDLA UND VERBOTENE SCHPIELE
Freundschafta sin des A und O, sagt mei Oma. Aber Freundinna könna au aschtrengend sei', sag I.
Mei beschte Freundin in Esslinga hoißt Renate. D'Renate wohnt in derselba Schtroß wie I, zwoi Häuser weiter. Sie isch a bissle älter wie I und fascht an Kopf größer. Mir verschtehn uns prima. Meischtens jedafalls. Denn d'Renate isch no an schlimmera Dickschädel wie I und mr muss ab und zu nachgeba könna, weil se sonscht schnell narred wird.
D'Renate hot an viel größera Garta und dort könna mir, jetzt wo 's endlich wärmer isch und dr Rega aufghört hot, ganz prima schpiela. 's gibt an großa Sandkaschta und a Doppel-Schaukel und mir hen sogar a kloines Zelt aufbaua dürfa. I bin gern bei ihr drüba, do isch oifach viel Platz.
D'Renate schpielt seit a paar Wocha am liebschda 'Familie'. I bin no immer dr Vadder und sie d'Mutter, und no geh I arbeita und wenn I wiederkomm, gibt 's Kaffee und Kucha aus ihrem Puppagschirr. Dr Kucha isch aus Sand und dr Kaffee isch Schprudelwasser. Aber des isch trotzdem klasse, weil d'Renate hot wirklich a goldiges und komplettes Gschirr mit kloine Porzellantässla, mit Bluma drauf. Manchmol muss I au ihr Freundin schpiela, die zum Kaffeeklatsch kommt. Des isch elles schee. Blöd wird 's bloß, wenn d'Renate beschließt, dass jetzt au no a Kind her muss. No muss nämlich ihr arme Schildkröt dra glauba.
Die Schildkröt hot ihr kloines Gehege im Garta draußa, abgezäunt durch an niedriga, gelba Maschadrohtzaun. Do isch a kloines Häusle drin, wo des Tierle sich verschtecka ko und zwoi kloine Behälter: oiner mit Wasser und dr ander mit Salat und Kräuter. Des Gehege isch aber net groß. 's isch am Rand vom Garta und 's isch nur a paar Schritt lang und breit. Deswega lässt d'Renate ihr Schildkröt au gern außerhalb vom Gehege rumlaufa.
Und weil se des dut, gibt 's regelmäßig Schtreit mit ihrer Mutter. Mr muss nämlich wissa, dass d'Renate des Tierle vor ellem deswega kriagt hot, weil dr Vadder von dr Renate gern amol ebbes seiner Tochter zusagt, was dr Mutter gar net passt. I han scho a paar Mol von dr Renate verzählt kriagt, dass ihre Eltern oft mitnander am Händla sin. Deswega hot d'Renate au meischtens Oberwasser dahoim. Sie woiß, wie mr do an Vorteil draus zieha ko. Auf jeda Fall isch ihr Mutter ganz und gar net begeischtert, wenn d'Schildkröt plötzlich unter ihrem Campingtischle genau dann auftaucht, wenn se mit ihre Dama beim echta Kaffee und Kucha zsammasitzt. D'Renate isch jedoch d'Ruhe weg. Wenn ihr Mutter schreit, und die kennt do nix, au wenn I oder ihre eigene Freundinna do sin, no bleibt d'Renate seelaruhig und wartet bis dr Afall wieder vorbei isch.
Aber I wollt ja verzähla, wie d'Renate die arme Schildkröt malträtiert, wenn mir Mutter, Vadder und Kind schpiela. Schtatt nämlich die Babypupp zu nehma, die d'Renate zu ihrem letzschden Geburtstag gschenkt kriagt hot, isch dr Renate eigfalla, dass die Schildkröt doch viel goldiger und lebendiger wär. So a blöde Pupp, die sei doch langweilig. Des Püpple hot se bloß gschnappt, um ihr die Kloidla auszuzieha und die werda no dera arma Schildkröt drüber gschtülpt. Um Himmels Willa!
Schildkröta han I vorher nur im Schduagarter Zoo von Weitem gseha, wie se do rumglega sin, in ihrem Gehege, faul und gmütlich in dr Sonn. Und die Schildkröt von dr Renate isch im Prinzip genauso. I moin, die hot au am liebschda ihr Ruh und sonnt sich auf dem großa Schtoi, den dr Renate ihr Mutter in des Gehege neidoa hot. Aber d'Renate isch erbarmungslos. Die schnappt des arme Vieh, wenn 's ihr grad passt, und scho goht 's los mit dem Verkloida zum Baby.
Mir isch do jedes Mol net wohl dabei. Bloß, I han 's ja scho gsagt: Wenn d'Renate ebbes ums Verrecka will, no kommsch ihr mit dagegareda net bei. Wenn do was sagsch, wird sie bloß no energischer und schreit wie ihr Mutter. Und deshalb han I beschlossa des anders azugeha. Zum Beischpiel, indem I im Laufe des Schpieles des arme Tier wieder auszieh, unter dem Vorwand, es sei so hoiß und unser Baby müsst a bissle Luft an d'Haut kriaga. Oder mr müsst jetzt mol d'Windeln wechsla. Und no brauch I halt oifach länger do dafür.
Zum Glück für des arme Tier isch meiner energischa Freundin des Vadder-Mutter-Kind-Schpiela schließlich langweilig worda und letzschde Woch isch ihr a neue Idee komma.
"Mir schpiela jetzt: als Ehepaar Krach kriaga und versöhna", hot d'Renate kurzerhand feschtglegt. I han gschwind denk, wo des wohl wieder noführt?
Erklärt hot d'Renate des Schpiel no so: "Dr Vadder und d'Mutter müssa zuerscht laut schtreita und sich aschreia und no zur Versöhnung aufanander draufliega und sich küssa."
Hoppala, han I denkt und se gfragt, wie se denn auf solche Idea kommt. "Ha, woisch, des han I gseha. Mei Vadder und mei Mutter hen sich geschtern mol wieder gschtritta, als se denkt hen, I schlaf scho. Han I aber net. I bin heimlich aus meim Zimmer nausgschlicha, weil 's plötzlich so ruhig war. Nach dem Gschrei han I Angscht kriagt, 's wär was passiert. Aber no sin die zwoi bloß auf 'm Sofa glega und hen sich mordsmäßig küsst und elles war scheint 's wieder prima."
"Aha", isch mir bloß eigfalla, weil mir des bissle peinlich war. "So! Und des macha mir jetzt au", war dr Renate ihr Kommando.
I hätt mol besser Noi gsagt. Aber wer woiß scho immer vorher, wie was wird. Für des Schpiel simmer no kurzerhand im Haus von dr Renate in d'Waschküch nunter, weil d'Renate glaubt hot, do hört mr uns net, wenn mir laut werda. Mir hen also a bissle gschriea und gschtritta und no han I mi auf d'Renate lega müssa und se halt au küssa. Nur auf d'Backa natürlich.
Und wer hot genau in dem Augablick d'Tür aufgmacht? Ihr Mutter!
Heidanei, des war vielleicht oagnehm. Erscht hemmer elle drei nur blöd guckt. Aber no hot ihr Mutter zum Schreia agfanga, was zum Donnerwetter mir denn hier treiba däta und mir seia ja wohl nemme ganz normal. I bin nausgschmissa worda und selbscht mei großmaulige Renate war ausnahmsweise mol ganz kloi mit Hut.
I han, ehrlich gsagt, net wenig Angscht ghet, dass dr Renate ihr Mutter des meine Eltern verzählt. Net auszudenka, was mei Mama für 'n Afall kriagt hätt. I han die Nacht nach dera Sach sehr schlecht gschlafa. Am nächschta Tag, als I d'Renate in dr Schul troffa han, hot sich zum Glück herausgschtellt, dass I mir die Sorga umsonscht gmacht han. Weil d'Renate hot ihrer Mutter no scho gsagt, dass mir quasi denne ihren Schtreit und so weiter nachgschpielt hen. Und do hot ihr Mutter zum Glück koi Bedürfnis mehr ghet, die ganz Sach no mehr breitzutreta.
I han trotzdem erscht amol Hausverbot, vor lauter Peinlichkeit, und d'Renate und I sehn uns grad bloß no in dr Schul.