Читать книгу Marie und ihre Abenteuer - Marion Kinzig - Страница 6
ОглавлениеASCHTERIX UND OBELIX UND DIE MUSIK KOMMT WIEDER
Der Schpruch von meiner Oma, dass mr immer erscht probiera soll, bevor mr sagt, mr dät ebbes net möga, der trifft net nur fürs Essa zu und au net bloß für uns Kender.
I hoiß Marie und bin in dr erschta Klass. I han a subber Leba. Denn I han net bloß meine Eltern um mi rum, sondern au meine Großeltern. Mir wohna nämlich bei meine Großeltern in Esslinga. Des isch subber. Weil mit meim Opa ko I klasse Sacha baschtla. A Schiff zum Beischpiel. Des han I unter seiner Anleitung gschnitzt und lackiert. Und des lass I in unsrer Badwann, in dr Waschküch drunta, umanander fahra. Und von meiner Oma kriag I ganz viele Bücher gschenkt, die I alle ganz schnell verschling.
I les fei saumäßig gern. I han 's gar net erwarta könna, lesa zu lerna. I lieb Gschichtla und ganz besonders Abenteuergschichtla. Mei Mutter hot mir scho immer ganz viel vorlesa müssa: aus de Jugendbücher von ihr und von meim Onkel Reinhard. Dr Reinhard hot schpannende Bücher! Jungsbücher, die er selber nemme liest, weil er dafür scho z' alt isch. I find, dass die Buba immer klasse Abenteuer erleba. Oft sogar bessere, wie in denne Bücher für d'Mädla. Des find I blöd, denn I bin ja a Mädle, und I han koi Angscht, I trau mi ebbes. Deswega kann I die Georgina au gut verschteha. Des isch oine von de 'Fünf Freunde'. Die mog koi Mädle sei', weil sie au elles dürfa will, was d'Buba dürfa. Und deswega müssa in de Abenteuer von de 'Fünf Freunde' au elle immer Georg zu ihr saga.
I dät am liebschda gern solche Abenteuer wie dr Winnetou erleba. Der hot Mut und der kann gut reita und schießa. I han an ganza Haufa Winnetou-Bücher von meim Onkel Reinhard gschenkt kriagt. Die han I no net elle glesa, aber des werd I no.
I han au a Comic-Heftle: Aschterix und Cleopatra. Do bin I mordsschtolz drauf. Des hot mir mei Oma aus Schduagart voriges Johr gschenkt. Weil mei Mutter hot 's net kaufa wolla, obwohl I mir 's so dringend gwünscht han. Mei Mutter hot gsagt: "Des Comic-Zeugs, des isch doch nix Gescheites! Bloß Schprechblasa und halbe Sätz. I unterschtütz des net!"
I lieb des Heftle trotzdem. Als I no net lesa konnt, han I oft morgens, wenn meine Eltern no gschlafa hen, mit ra Taschalamp heimlich unter dr Bettdeck in meim Heftle blättert und die Bilder aguckt.
In dem schummriga Licht unter dr Bettdeck isch 's mir manchmol so vorkomma, als däta die Figura sich bewega. Wie wenn an Film ablaufa dät. Bissle oheimlich war des und gleichzeitig aufregend und I han 's immer wieder agucka müssa. Deswega war des Aschterix-Heftle scho total abgriffa, als I no in d'Schul komma bin und endlich au da Text lesa konnt. Des war fei wunderbar, als wär a Geheimnis gelüftet worda. I han ja gar net gwusst, was die mitnander schwätza, weil mei Mutter sich schtandhaft gweigert hot, mir aus dem Heftle vorzulesa. Aber die oheimliche und aufregende Bewegerei von denne Figura, im Dunkla unter dr Bettdeck, die war no schlagartig vorbei. Als hätt I mit dem Lesa und Verschteha den Zauber kaputt gmacht.
Egal, I les so gern. I tu au in dr Schul gern vorlesa. Wenn mir in unserm Lesebuch a neue Gschicht afanga, no meld I mi gern zum Lautlesa. I freu mi do jedes Mol drauf.
Und Schreiba isch au a ganz aufregende Sach. Mir hen so schpezielle Heftla mit mehrere Linia, damit mir die Buchschtaba au richtig schee schreiba. Unser Lehrerin, d'Frau Bäcker, die legt do großa Wert drauf. Und mir dürfa au scho selber Gschichtla schreiba, über des, was mir so erleba. Des fällt mir leicht, weil in meim Kopf isch ganz viel, was verzählt werda will.
Meine boide Omas hen verschprocha, dass I immer wieder neue Bücher kriag, wenn I brav lern. Und mei Onkel Reinhard will mir seine 'Prinz Eisenherz' Bücher schenka, wenn er auszieht. Mei Onkel isch jünger wie mei Mama. Er wohnt no bei meine Großeltern in Schduagart, im a Zimmerle im Dachgschoß. "Bloß no bis I mit 'em Bundeswehrdienscht fertig bin", hot er gsagt. Aber mei Oma lacht do bloß: "Des ko no daura, bis dr Reinhard auszieht, dem gfällt 's im Hotel Mama." Egal wie lang des dauert, auf den 'Prinz Eisenherz', do freu I mi scho. Und wenn I da Onkel Reinhard in seim Zimmerle bsuch, no derf I jetzt scho drin lesa. Dr 'Prinz Eisenherz' isch an Ritter von so ma Land im Norda bei de Wikinger und der isch mordsmutig, und wisst ihr was: I find, der sieht eigentlich aus wie a Mädle, mit seiner Pagakopffrisur und de scheene Auga.
Mir gfällt aber net nur 's Lesa. Andere Schulfächer find I au interessant. Zum Beischpiel Heimatkunde. Do lerna mir viel über d'Pflanza und d'Bäum und über die Tiere aus unsrer Heimat. Mir hen natürlich au d'Uhrzeita glernt und solche praktische Sacha. Aber am scheenschta sin die Ausflügla.
Letzschdens wara mir mit zwoi andere Klassa bei dr Feuerwehr und hen in oin von de Feuerwehrwaga neiklettra dürfa. D'Buba hen sich natürlich wieder vordrängelt. Oim aus dr Nachbarklass, der sich mit ganz siegesgewissem Grinsa und lautem 'Ha' vor mi noquetscht hot, han I heimlich mit Schmackes ans Schienbein treta. Am nächschta Tag han I freilich Ärger mit unsrer Lehrerin kriagt, weil des leider net heimlich blieba isch. Der dumme Kerle hot sich nämlich beschwera müssa. Zuerscht so a vorlaute Gosch han und nachher bei dr Lehrerin ausweina und mi verpetza müssa. Aber der Ausflug war trotzdem klasse.
Und des Allerbeschte von dem Ausflug war, dass I beim Hoimgeha mit ma Mädle aus ra andera Klass bekannt worda bin, die I vorher no gar net kennt han. Die wohnt bloß a paar Schtroßa weiter und sie hot verzählt, was se grad liest. Und jetzt haltet euch fescht: au a Aschterix und Obelix Heftle, nämlich 'Aschterix und Obelix bei den Briten'. I han zwar net gwusst, wer die Briten sin, aber I han ihr vorgschlaga, ob mir net unsre Heftla tauscha wolla, und die Idee hot ihr sehr gut gfalla.
Jetzt woiß I über die Briten, dass die auf ra Insel leba, immer um 5 Uhr so a hoiß Wasser trinka und lauter so luschtiges Zeug.
I han so lacha müssa, als I an dera Schtell war, wo dr Obelix die Pirata versenkt hot, dass mei Mutter schließlich in mei Zimmer reikomma isch.
Und do hot se mitkriagt, dass I a neues Heftle han. Sie hot erscht amol gschumpfa, weil I se net gfragt han, bevor I was ausleih. Aber, obwohl se doch gsagt hot, dass Comics nix Gescheites seia, war se wega meim Gelächter doch neugierig und hot sich ganz ogeniert des Heftle gschnappt und selber drin glesa. Und sie hot au ganz viel glacht dabei.
No am selba Abend, beim Veschpra, hot se meim Vadder vom Aschterix verzählt. Dass des neue Heftle richtig witzig sei, mit ulkige Anschpielunga auf die Eigaarta von denne Briten: zum Beischpiel die Teetrinkerei oder des Gschwätz übers schlechte Wetter in Großbritannia. Bei dera Gelegaheit han I sogar no besser kapiert, warum sich 's eigentlich dreht, in dem neua Heftle.
"I glaub, sogar d'Beatles sin in dem Heftle parodiert", hot mei Mutter zu meim Vadder gsagt. "Wer sin denn die Beatles?", han I gfragt. Do hot mei Mutter glacht und gsagt: "Auf goht 's, mir macha da Plattaschpieler o und no woisch 's." Mir hen Musik ghört da ganze Abend lang und sin elle drei durch 's Wohnzimmer ghopst. Nach dem Abend han I mir mol die Schallplattasammlung von meine Eltern genauer aguckt. Mei Mutter hot für mi immer wieder a andere Platt auflega müssa, weil I neugierig war, wer seller Bill Haley isch oder dr Elvis Presley und wie se elle hoißa. Rock 'n' Roll, hot mei Mutter gsagt, isch des, was die schpiela. Mei Mama war ganz Feuer und Flamme und 's hot ihr an Heidaschpaß gmacht, mit mir die Platta azuhöra. Und dr Papa hot gar net anders könna als mitdoa. Des fand I subber. Denn in de letzschde Johr sin meine Eltern ganz vom Musikhöra abkomma. Aber jetzt läuft wieder regelmäßig 's Radio und dr Plattaschpieler isch au ganz oft in Betrieb.