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SCHNECKA UND REGAWÜRM

Mei Mutter hot in dr Regel d'Ruhe weg.

I bewunder des an ihr. Denn mit mir, des muss I zugeba, isch 's manchmol bissle lebhaft.

Aber wenn se mol ärgerlich wird, no gut Nacht!

Die letzschde Tag hot 's ununterbrocha gschüttet. A richtiges Aprilwetter, hot mei Mutter gsagt, obwohl mir scho Mitte Mai hen. Heut hot 's zwar nemme so schlimm gregnet, aber 's wollt und wollt halt net aufhöra. I bin scho wie auf Kohla gsessa, weil I obedingt mol wieder naus wolla han. I war ganz hibbelig und bin zwischa meim Kenderzimmer und dr Küch hin- und herghopft, wo mei Mutter grad beim Rhabarberkompott-Macha war.

"Mensch Mädle, du bisch wie an Brummkreisel. Kosch net amol auf deine vier Buchschtaba sitzableiba? Komm, probier a Schüssele und sag mir, ob mei Kompott süß gnug isch." I han mi auf unsrer Eckbank niederglassa, an unserm scheena, großa Küchatisch und a Schüssele mit leckerem Kompott kriagt.

"Na, was sagsch?"

Natürlich war des saumäßig lecker, wie elles, wo mei Mutter kocht und bäckt. Aber I war oifach raschtlos, nach denne viele Tage drenna rumsitza und schwuppdiwupp war I scho wieder am Hin-und-her-Renna.

"Oh, du oruhiges Hüpferle, du! I glaub, jetzt schick I die naus, au wenn 's regnet. Sonscht werd I no verrückt mit dir."

I han an riesiga Regaumhang und a Regamützle aufkriegt und I han meine Gummischtiefel azieha müssa. Bevor mr d'Gummischtiefel azieht, muss mr in so komische Schtiefelsocka neischlupfa. Die seha aus wie kloine Schuh und sin grau und aus Wolle. Und obarum isch so an abgschteppter Rand aus grünem Filz. An Schuh im Schuh. Aber ohne die, hot mei Mutter gmoint, däta meine Füßla schpazierafahra in meine knallrote Gummischtiefel. Weil die mir no bissle zu groß sin.

Endlich, nach dera ganza Azieherei, bin I an dr offena Haustür gschtanda. I han erscht amol überlegt, wo I eigentlich no will. So recht han I no net gwusst, was I mit meiner Freiheit afanga soll. Also, jemand bsucha, des wär blöd gwesa, weil da wär I ja wieder in dr Wohnung drin gsessa. Aber no war 's plötzlich sonnaklar. Mir isch die Idee komma, nauf zu de Schrebergärta zu schpaziera und a bissle rumzugucka, was es do so gibt. Vielleicht a paar Erdbeerla schtibitza. Weil bei dem Rega, han I denkt, sitzt beschtimmt niemand in seim Gärtle und dät des mitkriaga. I han mi nomol umdreht und bin unser Kellertrepp nunterghopft, um mei Eimerle z' hola und vorsichtshalber han I mei Schäufele au glei mitgnomma.

Zu de Schrebergärta war 's net weit. Erscht nach links, unser Schtroß bis zum Ende laufa. No in dr Querschtroß nach rechts abbiega, nomol a paar Meter laufa und no wieder nach links. Denn do goht 's da Hang nauf und scho isch mr do, im Schrebergartaparadies.

Jeder Garta hot a kloines Häusle oder an Schuppa. Elle hen Beete und Schträucher, au Bäum und immer au a bissle Rasa. Do deen d'Leut drauf sitza, entschpanna und grilla.

Heut, bei dem Rega, war allerdings koi Mensch auf dr Gass. I war wirklich die Einzige beim Herlaufa und au hier bei de Gärta.

In die meischte Gärtla ko mr oifach so neilaufa. Ganz wenige hen ihr Schtückle mit ma Zaun oder ra Hecke umrundet. Dort bin I net nei, denn zum Nüberklettra war I net mutig gnug. I han mi erscht amol auf die Schtückla gwagt, wo nix drumrum war. I han gschaut, natürlich au mit de Finger, ob d'Erdbeerla scho reif sin oder vielleicht au d'Träubla. Und no sin halt mir nix, dir nix a paar Beerla in mein Mund neigwandert. Bloß zum Probiera. Schtachelbeera hot 's au geba, aber die wara no saumäßig sauer und hen sehr nach Rega gschmeckt. D'Erdbeera au, aber des war mir egal.

Und no isch 's passiert: I wollt zu ma Gärtle laufa, wo I so scheene Gartazwergla gseha han. Die hen mi so magisch azoga, dass I gar nemme auf da Weg guckt han und in ra Mordspfütz ausgrutscht und mitsamt meim Eimerle und ellem im Dreck glandet bin.


Mei Mäntele isch verrutscht und mei Hos war dreckig vom matschiga Gras und nass war se au. Pfui Teufel, hot sich des eklig agfühlt und kalt war 's wie d'Sau! Zu ellem Überfluss war I au no mittla auf a Nacktschneck draufplatscht. Noi, net bloß oine – 's wara glei mehrere Schnecka, die in dem ganza Dreck und denne Pfütza von meim Bobbes weggflitscht worda sin. Die arme Denger hen nach dem Unfall wie wild versucht, sich wieder auf die richtige Seit zu dreha. D'Fühler sin rauf und runter ganga. Vor ellem, als I, natürlich neugierig, die oi oder ander agschtupst han und beim Richtig-Nodreha mit ma Schteckele behilflich sei' wollt.

Und plötzlich hot 's mi pfupfert, dass I a paar von denne Schnecka doch mithoimnehma könnt. Und a paar Regawürmer glei dazu. Um die in meim Zimmer genauer azugucka und zu untersucha. Mit ihre Fühler und dem klebriga Untergrund hen die zwar schleimig, aber au interessant ausgseha. Und Regawürmer soll mr ja abhacka könna und no wächst des irgendwie wieder zsamma oder so. I han 's nemme richtig gwusst und mei Forschungsdrang hot über mein Ekel gsiegt.

Deswega hot des no richtig gut passt, dass I des Eimerle dabei ghet han. Denn I han von de Beerla ja bloß direkt ins Göschle nei probiert und no gar nix drin ghet im Eimerle. Und mit meim Schäufele han I die scheenschte Schnecka schnappa und d'Würmer ausbuddla könna.

D'Freude und die d'Forschunga wara aber nur von kurzer Dauer. Als I dahoim akomma bin, mit meine Tierla, hot mi mei Mutter leider mit dera Wesensart empfanga, die nix mehr mit Ruhe und Geduld z' doa hot.

"Ja, um Gottes Himmels Willa! Bisch du jetzt von elle gute Geischter verlassa? Was isch denn des? Was solla mir denn in dr Wohnung mit denne eklige Viecher? Pfui Teufel! Also dir fällt ja immer was Neues ei! Bring des widerliche Viechzeug sofort wieder do no, wo des her hosch!", hot se gschria. "Und pass auf! Schmeiß die Viecher bloß net in da Garta von dr Oma. Lieber Herrgott! Des wär ja dr Weltuntergang für ihr schees Gmüs. Ganz weit weg! Hosch du mi verschtanda?"

I han mi schnell wieder aus 'm Schtaub gmacht. In solche Momente isch 's besser, mr hält da Schnabel und sieht zu, dass mr fortkommt. Bei de Nachbarn linker Hand, die mir net möga, han I's Eimerle ausgleert. Ruckzuck, dass mi koiner sieht.

A bissle han I no vor dr Tür unterm Vordach warta und Zeit verschtreicha lassa müssa, dass mei Mutter net merkt, dass I die Tierla so nah han verschwinda lassa.

Aber mei Mutter war immer no voll beleidigt mit mir, als I wieder zur Tür nei bin. Ihr Gsicht hot Bände gschprocha. Und ihr Wut war au no net verraucht. Erscht recht net, als se mei dreckige Hos gseha hot und dass dr Regaumhang, zu ellem Überfluss, au no mittla drin durchgrissa war. I selber han des im Eifer des Gefechtes gar net gmerkt ghet. Auweia, war mei Mutter sauer. Selbscht beim Abendessa hot se koi Wort mit mir gschwätzt.

Aber zum Eischlafa war wieder elles in Ordnung. Mei Mutter isch in mei Zimmer komma und hot ohne große Worte mei Lieblingsbuch gschnappt und mir a Gschichtle draus vorglesa. Do han I gwusst, dass se wieder gut mit mir isch. Denn, au wenn I selber lesa ko, vorglesa zu bekomma isch oifach so schee und dass I des so lieb, des woiß mei Mutter. Und a Gutenachtküssle hot 's au geba. I mog mei Mama und sie hot ja recht ghet. D'Schnecka hen 's draußa im Nassa wirklich scheener. So wie I im Trockena.

Marie und ihre Abenteuer

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