Читать книгу Der Untergang von Neskaya - Marion Zimmer Bradley - Страница 11
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ОглавлениеDer saure Geruch von Erbrochenem erfüllte die kleine Höhle. Coryn rieb sich klebrige Rückstände aus den Augen, setzte sich auf und stellte fest, dass er allein war. Die Öffnung war freigeräumt, bis auf verstreutes Geröll, und das Licht draußen erstrahlte hell und klar. Der alte Mann und das Chervine waren verschwunden.
»Rafe?«
Wohin war er gegangen? In die Nacht hinausgekrochen, um seine eigene Haut zu retten? Nein – die Satteltaschen mit Lebensmitteln und warmer Kleidung befanden sich noch in der Höhle.
Anfangs konnte Coryn die Landschaft draußen kaum erkennen. Loses Gestein, in der Größe von Felsen bis Kieseln, lag aufgehäuft mit nun abgestorbenen Zweigen und Bäumen, die es hoch oben aus ihren Verankerungen gerissen hatte. Nässe glitzerte wie frisch vergossenes Blut im schräg einfallenden Morgenlicht auf Teichen und Rinnsalen, sogar auf Ansammlungen rasch schmelzender Hagelkörner.
Durch das Geröll, das den Talboden verstopfte, gab es kein Durchkommen. Schon hatte sich stromaufwärts Wasser gesammelt, und alle paar Minuten wurde ein Ast losgerissen, um wirbelnd in die Tiefe gezogen zu werden. Der Pegel des Beckens stieg an, gespeist von dem Wasser, das die Bergflanken hinabströmte.
Das Chervine stand weiter unten am Hang und weidete friedlich abgebrochene Äste ab, die noch frische Blätter trugen. Es wieherte zur Begrüßung, als Coryn sich durch Geröll und Rinnsale näherte. Er tätschelte den Hals des Tieres und untersuchte es auf Verletzungen. Am linken Vorderlauf wiesen aufgeschürfte Haut und geronnenes Blut auf ein geschwollenes Gelenk hin.
Coryn verließ das Chervine und stieg den Hang wieder hinauf. Er konnte nicht viel erkennen, selbst als er auf den nächsten Geröllhaufen stieg. Dann erspähte er einen Flecken braunes Fell mit dunklen, fast schwarzen Streifen, halb vergraben in einem Haufen schwerer dunkler Steine. Er wusste nicht zu sagen, welches der Pferde es war, denn beide Pferde von Rafe waren Füchse. Wenigstens handelte es sich nicht um Tänzer, der ein Brauner war.
Eine Windbö zerzauste mit eisigem Hauch Coryns Haar. Er fröstelte, und einen schrecklichen Augenblick lang schien die Bergflanke sich zu kräuseln und zu heben. Säure stieg in seiner Kehle auf. Die Knie gaben unter ihm nach. Er stützte sich am nächsten Felsen ab, einem hüfthohen Findling. Als er die Augen schloss, verstärkte das Schwanken sich noch. Er öffnete sie wieder und richtete sein Augenmerk auf den Findling, aus dem frische, rasiermesserglatte Stücke herausgeschlagen waren. Unter seiner Hand fühlte er sich fest an. Allmählich beruhigten das Sehvermögen und der Magen sich wieder.
»Rafe?«, rief er. »Rafe!«
Coryns Stimme brach sich an den Berghängen. Im nächsten Moment hörte er eine ferne Antwort, von Echos verzerrt. Er stieg auf den Findling und wedelte mit den Armen über dem Kopf, damit er leichter zu sehen war.
Endlich tauchte Rafe hinter einer der größeren Halden weiter oben am Hang auf. Er führte den anderen Fuchs, der stark lahmte.
Rafe winkte, und das Sonnenlicht brach sich in seinem breiten Lächeln. Coryn schluckte, beschämt darüber, dass er auch nur für einen einzigen Moment geglaubt hatte, der alte Soldat könnte ihn verlassen haben.
Rafe umriss die Lage in seinen üblichen knappen Sätzen. Ihre Schätze waren der Inhalt der Satteltaschen, zwei lahme Packtiere, reichlich Wasser und der Umstand, dass keiner von beiden ernsthaft verletzt war. Der schlimmste Teil des Sturms war offenbar vorbei, obwohl auch der Schnee seine Gefahren barg. Doch sie konnten der vorgesehenen Route nicht weiter folgen. Die einzige Alternative führte in noch raueres Gebiet, bei eingeschränktem Proviant und ungewissem Wetter. Am härtesten traf sie, dass es durch Gebiete gehen würde, die den Storns von High Kinnally gehörten.
Als sie begannen, die Decken und Satteltaschen aus der Unterkunft zu holen sagte Coryn: »Als gestern alles so schlimm war, ich … ich weiß nicht, da habe ich um Hilfe geschrien. Und jemand hat geantwortet.«
»Mein Junge, es war eine harte Nacht, die jedem Visionen eingegeben hätte. Ihr habt geschrien, dass es überall brenne – und die Arznei des alten Zauberers hat Euch nur noch wilder gemacht.«
»Es war ja gar nicht …« Nein, er behielt es besser für sich, was er getan hatte. Und warum.
»Aber der heilige Sankt Christophorus, Träger der Lasten, er hat unsere Gebete erhört«, fügte Rafe mit der leisen Stimme eines Mannes hinzu, der einem Wunder beigewohnt hatte.
Es hatte keinen Zweck, weiter darüber zu sprechen.
Sie beluden die Tiere und nahmen den gleichen Weg, den sie gekommen waren, wieder zurück. Das Pferd mit dem verstauchten Lauf tat sich schwer, doch sie konnten es nicht zurücklassen.
Als der Morgen dem späten Nachmittag wich, legte sich wieder ein Dunstschleier über den Himmel, und die große rote Sonne wurde trüb. Mehrmals kletterte Rafe, sobald sie spärlich bewaldetes Gebiet erreichten, in dem erst vor einigen Jahren das Feuer durchs Unterholz gefegt war, auf die höchsten Bäume, um die Richtung zu peilen. Coryns Vater hatte ihm Geschichten von Männern erzählt, die ein Gespür dafür besaßen, wo sie sich befanden, aber ob das eine verbreitete Eigenschaft oder eine geringere Form von Laran war, hatte er nie gesagt. Welche Fähigkeit oder Gabe Rafe auch sein Eigen nannte, er wirkte zufrieden, als er von seinem letzten Aufstieg zurückkehrte.
»Mit etwas Glück bleiben wir dem Grenzverlauf fern«, sagte er, womit er das Gebiet von High Kinnally meinte. »Obwohl es für diese Storn-Teufel keinen Unterschied machen dürfte, wenn sie uns hier draußen fänden.« Seine Hand glitt zu dem Langmesser, das um seinen Oberschenkel geschnallt war.
»Wenn sie auch nur einen Funken Verstand besitzen, sind sie jetzt gerade zu Hause, wo es warm und trocken ist.« Coryn hatte Mühe, einen weiteren Schauder zu unterdrücken. Sie waren den ganzen Morgen über häufiger gekommen, selbst als der Tag wärmer geworden war. Er fror nicht genug, um zu schaudern, und das wusste er. Es war besser, wenn Rafe weiter glaubte, dass mit ihm alles in Ordnung sei, dass die Gebete etwas bewirkt hatten.
Im Laufe der nächsten paar Tage blieb das Gelände zerklüftet, und sie kamen unterschiedlich schnell voran. Rafe hielt mehrmals an, um essbare Wurzeln auszugraben, die wilden Ahnen des Mittwintergemüses, und um Kleinwild zu erlegen. Die Rabbithorns waren hier von geringerer Größe als in der Gegend von Verdanta, aber leichter zu fangen.
Coryn saß am Feuer, die Knie an die Brust gezogen, das Kinn auf den verschränkten Armen. Er hätte sich lieber in der Dunkelheit der provisorischen Unterkunft zusammengerollt und seine Übelkeit zu ignorieren versucht, die durch den Geruch von gebratenem Fleisch stärker geworden war. Ihn hatte wieder geschaudert, diesmal unübersehbar, sodass Rafe ihm befohlen hatte, sich am Feuer zu wärmen.
Vor seinen Augen tanzten und loderten die Flammen. Wenigstens waren sie von einem ehrlichen Gelb und Orange, nur mit einem leichten Stich ins Bläuliche genau in der Mitte. Aber wenn er den Blick abwandte, in die Dunkelheit der Nacht hinein, vorbei an der kleinen Wiese, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, auf den kargen Wald dahinter, schwankte die Welt unangenehm.
Coryn biss die Zähne zusammen und zwang sich, langsamer und gleichmäßiger zu atmen. Er würde diese Nacht überstehen. Er musste es. Wenn er nur nichts von dem braun gebrannten Rabbithorn zu essen brauchte, dessen Fett ins Feuer tropfte und Qualm aufsteigen ließ.
Rafe, der sich vorgebeugt hatte, um das Fleisch auf seine Zartheit zu überprüfen, riss jäh und ohne sich aufzurichten das Messer aus seiner Scheide. Jede Faser seines Körpers war schlagartig in höchster Alarmbereitschaft.
»Kommt raus und sagt mir eure Namen!«, rief Rafe.
»Leg das Messer weg!«, drang von jenseits des Lichtkreises der Flammen eine Stimme aus der Dunkelheit. »Ihr seid umzingelt und in der Minderzahl.«
Rafe, der noch immer geduckt in Kämpferpose dastand, rief zurück: »Ich höre nur einen. Wer bist du? Was willst du?«
Aus einer anderen Richtung kam eine zweite Stimme, dann eine dritte. »Das solltet ihr uns eigentlich erklären, ihr Eindringlinge!«
»Hauptmann, der Junge trägt die Farben von Verdanta!«
»Leynier!«, brüllte die zweite Stimme. »Spione von Leynier!«
Ein Mann trat in den Lichtkreis, hoch gewachsen und mit grimmiger Miene. Er hatte ein Schwert gezückt. Sein Mantel, zum Kämpfen über die Schultern zurückgeschlagen, hatte Borten, die mit dem Zeichen der Storn von High Kinnally bestickt waren. Coryn stand auf und hielt seine Hände deutlich vom Körper entfernt. Der Blick des Storn-Hauptmanns huschte zu Coryn und dann wieder zurück zu Rafe.
»Du kannst nicht gewinnen, Alter. Du weißt vielleicht, wie man mit dem Messer umgeht, aber bei Aldones, ich werde dich aufspießen, bevor du mich auch nur berühren kannst.«
Rafe verlagerte sein Gewicht. Die Stille vertiefte sich. Mit einer raschen Bewegung des Handgelenks tauchte ein kleines Messer in seiner anderen Hand auf. Ein Wurfmesser. Die Augen des Hauptmanns wurden groß, als er begriff. Seine Waffe hatte vielleicht eine längere Reichweite als die Rafes, aber er würde niemals nahe genug an ihn herankommen, um sie überhaupt benutzen zu können.
»Diese Pattsituation kann nur im Blutvergießen enden«, begann der Hauptmann. »Um des Knaben willen …«
»Hört sofort mit diesem Unsinn auf!« Eine Frauenstimme drang durch die Nacht. »Beide!« Gleich darauf trat eine kleine, vornehm gekleidete Lady mit dem Flair unzweifelhafter Autorität nach vorn. Der Feuerschein färbte ihren grauen Mantel rot und strich über widerspenstige kastanienbraune Locken.
Der Storn-Hauptmann senkte sein Schwert, steckte es jedoch nicht weg. Rafe rührte sich nicht vom Fleck.
Der Blick der Frau wurde zornig, und sie sah aus, als würde sie gleich mit dem Fuß aufstampfen und sie alle ausschimpfen wie unartige Kinder. Stattdessen sagte sie ruhig: »Dieser Junge und sein Führer stehen fortan unter meinem Schutz. Ihr werdet ihnen kein Leid antun, und Ihr«, sagte sie mit einem Blick in Rafes Richtung, der Coryn wieder zum Zittern brachte, »werdet aufhören, meinen Geleitschutz zu bedrohen.«
»Aber Lady …«, protestierte der Hauptmann.
»Ist das klar?« Sie hatte die Stimme nicht erhoben, doch ihre Worte waren auch so kraftvoll genug.
Coryns Knie wurden butterweich. Wenn er ein Messer gehalten hätte, dachte er, hätte er es umgehend fallen lassen. Der Storn-Mann sah so aus, als wolle er genau das tun, bevor er sein Schwert hastig wegsteckte. Auch Rafes Waffen verschwanden – die lange Klinge wieder in die Scheide, das Wurfmesser dorthin, woher es gekommen war.
Als die Frau sich auf Coryn zubewegte, sah er, dass sie gar nicht mehr jung war. Silber färbte die Spitzen ihrer kupfernen Locken, und ein Geflecht dünner Linien rahmten Augen und Lippen ein. Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Mundwinkel.
»Begleitet mich, Chiyu. Wir haben viel zu besprechen.«
Sie wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Coryn folgte, seine Füße waren außer Stande, etwas anderes zu tun. Ein paar Schritte jenseits des Feuerscheins entstand ein Ball aus weißem Licht über ihrer ausgestreckten Hand.
Eine Zauberin!
Sie wandte sich ihm mit einem Lächeln zu. »Wohl kaum. Wir aus den Türmen betreiben keine Magie, wie Ihr bald erfahren werdet.«
»Wer seid Ihr?«, platzte Coryn heraus und fühlte sich dabei töricht.
»Bronwyn von Tramontana, Leronis des Dritten Kreises.«
»Tramontana! Dorthin bin ich unterwegs!«
Lady Bronwyn hielt inne, und die Lichtkugel erhellte flackernd ihre Züge. »Und wer seid Ihr, der Ihr für den Turm bestimmt seid?«
Coryn zögerte. Der bewaffnete von Storn hatte schon erkannt, dass er aus Verdanta stammte. Wenn sie nun erfuhren, dass er Lord Beltrans Sohn war, wenn auch nur ein dritter Sohn, der nicht erben würde, nahmen sie ihn vielleicht als Geisel oder Schlimmeres.
»Hört zu«, sagte die Lady barsch. »Es ist mir gleich, ob Ihr aus Verdanta, Valeron oder von der anderen Seite des Walls um die Welt seid. Es ist Euch gelungen, mich mit Eurem bloßen Verstand zu erreichen. Habt Ihr überhaupt eine Ahnung, was es heißt, so etwas in Eurem Alter zu können? Glaubt Ihr, wir ließen ein solches Laran-Talent frei herumlaufen? Oder war Euch nicht klar, was Ihr getan habt?«
Einen Moment lang war er wieder in der steinernen Unterkunft mit dem Geröllhagel und den Felsen, die die Bergflanke herabprasselten. Blaue Flammen nagten wieder an ihm. Die Gerüche von Blut und Furcht erfüllten die Dunkelheit.
»Ihr klingt gar nicht wie – wie die Stimme, die ich hörte.«
Der Feuerball über Lady Bronwyns Hand schrumpfte zur Größe eines Stecknadelkopfes. »Wie meint Ihr das?«, sagte sie, und ihre Stimme erklang wie aus weiter Ferne.
»Glocken«, flüsterte er und griff vergeblich nach der Erinnerung, nach etwas, an dem er sich festhalten konnte. »Silberne Glocken.«
Silberne – silberne – sil-ber-ne …
Das Wort kippte seitlich weg und verging. Coryns Kiefer schlossen sich krampfhaft, seine Rücken- und Beinmuskeln zuckten. Atem zischte zwischen seinen Zähnen hindurch, hielt dann inne. Schmerz bohrte sich seine Waden hoch, seine Oberschenkel, seine Arme. Feuer explodierte im Sonnengeflecht. Er rang nach Atem.
Undeutlich merkte Coryn, dass sein Körper schwankte. Schattenhafte Hände streckten sich nach ihm aus, um ihn aufzufangen, seinen Sturz abzufedern. Unter seinem Rücken fühlte der Boden sich stechend und kalt an. Er hörte eine Frauenstimme, klingende Glocken, gebrüllte Befehle.
»Nein, lasst ihn nicht los. Holt mir mein Bündel aus dem Lager –schnell!«
Schritte verklangen, tauchten dann wieder auf. Eine Hand, weich und warm, strich ihm über die Stirn, umschloss seine Finger. Eine vertraute Stimme flüsterte in seinen Gedanken: Erlaube mir, dass ich dich hindurchführe. Die Schwellenkrankheit kann beängstigend sein. Aber du bist nicht allein, ich bin hier, um dir zu helfen … ja, so ist es richtig, atme sanft. Ich bin hier bei dir …
»Wer ist das denn?«, erklang eine neue Stimme wie die eines schmollenden Kindes.
»Sei still.« Lady Bronwyn sprach erneut. »Einer von euch, Männer. Bringt sie zurück.«
»Ich will nicht zurück! Ich lasse mich von dir nicht herumschubsen!«
»Schweig!«
Coryns Herz setzte einen Schlag aus. Im nächsten Moment hörte er nichts mehr. Seine Muskeln, die sich bei Bronwyns mentaler Berührung gelockert hatten, spannten sich wieder. Arme und Beine wurden unter der jähen Wucht der Anspannung nach oben gerissen. Seine Wirbelsäule wurde durchgedrückt, und er warf den Kopf zurück. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, in der er weder hören noch sehen konnte.
Coryn begann seinen Körper wieder zu spüren, die Gliedmaßen dick und fließend wie Lehm. Seine Brust hob sich und zog Luft in seine Lungen. Das grelle weiße Licht des Hexenfeuers, wie er es in Ermangelung eines besseren Ausdrucks nannte, wurde zu warmem gelbem Fackelschein
»Nein, es ist noch nicht vorbei.« Lady Bronwyns Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Sie beugte sich über ihn. Er spürte ihren Atem lieblich auf seinem Gesicht. Etwas Glattes und Kaltes presste sich an seine Unterlippe. »Trink das hier. Rasch, vor der nächsten Runde.«
»Wa –«
»Kirian. Es hilft gegen die Anfälle.«
Kirian! Rumails giftiges Gebräu!
»N-neeiin …« Coryn warf den Kopf von einer Seite auf die andere.
»Haltet still!« Einen furchtbaren Moment lang hörte Coryns Gegenwehr auf, als wäre er plötzlich von Eis eingeschlossen. Hände, grobe, starke Männerhände, drückten seinen Körper zu Boden. Er spürte tief in seinen Knochen: Das geschah nicht zum ersten Mal …
Aus den Augenwinkeln heraus sah Coryn verschwommen Rafes Gesicht, düster vor Sorge. Es waberte, verwandelte sich in das Gesicht eines anderen, grau und entsetzlich.
Ein Schrei entrang sich Coryns Kehle.
»Trinkt!«
Coryn lag hilflos da und konnte sich nicht mehr wehren, als ihm der Hals des Glasfläschchens zwischen die Zähne geschoben wurde. Kühle Limonenflüssigkeit füllte seinen Mund. Seine verräterische Kehle schluckte einmal, zweimal. Tränen traten ihm in die Augen. Er wollte es heraushusten, doch zu spät. Wärme breitete sich in seinem Magen aus, strahlte in seine Gliedmaßen aus, entspannte verkrampfte Muskeln und erleichterte ihm das Atmen.
Coryns Arme und Beine begannen zu zittern, kleine Beben, von Schmerzen begleitet. Er fürchtete, dass sie sich jeden Moment zu weiteren knochenzermürbenden Krämpfen auswachsen würden, doch nach einer Minute ließen sie nach. Als das Zittern von ihm wich, sank er erleichtert ins Erdreich, tief und tiefer …