Читать книгу Bruckmann Wanderführer: Zeit zum Wandern Meraner Land - Mark Zahel - Страница 5
Südtirol aus dem Bilderbuch
ОглавлениеWer sich gleichermaßen von alpinen Szenerien und bäuerlichen Kulturlandschaften animieren lässt und jederzeit für eine deftige Marende zu haben ist, wird sich im Meraner Land bestens aufgehoben fühlen. Die Gegend birgt historisch interessante Schätze, lebt aber vor allem von ihrer unvergleichlichen Aura, einer Mischung aus urtirolerischer Bodenständigkeit und südländisch angehauchter Leichtigkeit. Schon rein geografisch hat sie eine enorme Spannbreite zu bieten, von den Gletschern am Alpenhauptkamm bis hinunter zu den Obstgärten des Etschtals …
Das Meraner Land gehört zu den Zentralalpen, liegt dabei jedoch vollständig südlich des Alpenhauptkamms, was mit einer spürbaren klimatischen Bevorzugung einhergeht. Besonders augenfällig mag sich dies während einer Fahrt über das Timmelsjoch hinunter nach Meran zeigen: Während droben am Hauptkamm vielleicht noch ein kalter Wind um die schroffen Urgesteinsfelsen pfeift, vernehmen wir drunten am Zusammenfluss von Etsch und Passer nur ein laues Lüftchen im betörenden Duft submediterraner Pflanzen, die hier gedeihen. Was für ein Kontrast! Mehr als der südliche Versatz um bloß 30 Kilometer Luftlinie sind für dieses Phänomen freilich der Abschirmeffekt hoher Berge sowie die enorme Höhendifferenz verantwortlich. Meran liegt ja nur rund 300 Meter über Meeresniveau. Gleichwohl ist es eine richtige Gebirgsstadt, wie eine Perle eingefasst von stattlichen Bergzügen. Lediglich nach Süden ist der Horizont durch die breite Etschtalfurche ziemlich offen, wogegen auf der anderen Seite die gewaltigen Schrofenflanken der Texelgruppe prangen, den Talboden auf kürzester Distanz um 2000 Meter und mehr überhöhen. Diese Texelgruppe – in frühesten Kartenwerken als »Tirolisch Alben« erschienen und nach der heute üblichen Einteilung zu den Ötztaler Alpen gerechnet – ist gewissermaßen das Herz der Bergwelt um Meran. 1976 entstand hier der mit 334 Quadratkilometern größte Naturpark Südtirols.
Obstblüte im Frühjahr
Nur die höchsten Gipfel der Texelgruppe ragen aus dem Nebelmeer.
Alpingeografisch richten wir unser Augenmerk im Rahmen der Tourenkapitel des Weiteren auf die östlichsten Teile der Ortler-Alpen, den Mendelkamm, die Sarntaler Alpen mit ihrem Westkamm sowie die Südlichen Stubaier Alpen, wobei für die meisten Besucher eher die Zugehörigkeit zu verschiedenen Talschaften von Bedeutung sein dürfte. Dazu gleich noch Genaueres.
Geologisch dominieren in unserer Region sogenannte Kristallingesteine, vor allem alte Gneise und Granitgneise, Glimmerschiefer, Phyllite und Quarzporphyr, während Kalk nur strichweise in einer ganz besonderen Ausprägung vorkommt, nämlich metamorphosiert als Marmor (Schneeberger Zug). Das Relief mit seinen so mannigfaltigen Formenschätzen ergibt sich in hohem Maße aus der inneren Struktur und ebendiesen »Baumaterialien«. Das kann selbst der Laie nicht übersehen, wenn er etwa den sanften Rücken des Tschögglbergs mit den kantigen Felshäuptern der Texelgruppe vergleicht. Als entscheidender Prozess trat schließlich noch die glaziale Überprägung hinzu, die faszinierende Trogtäler, Kare, Seenplatten usw. hinterlassen hat.
Murmeltiere sind in den Hochlagen heimisch.