Читать книгу Bruckmann Wanderführer: Zeit zum Wandern Meraner Land - Mark Zahel - Страница 9
Ultental und Deutschnonsberg
ОглавлениеDirekt bei Lana, inmitten dicht gestaffelter Obstplantagen, zweigt gen Südwesten das von der Falschauer durcheilte Ultental ab. Auf seinen Ursprung treffen wir erst im teils vergletscherten Reich der Ortlerberge, sodass der Anspruch Südtirols, das »Land zwischen Reben und Firn« zu sein, hier eine Beispielhaftigkeit findet. Ulten ist seinerzeit zwar unter die Fittiche der Energiewirtschaft geraten, was manchem Einheimischen schmerzhafte Erfahrungen einbrachte, kann sich andererseits im Kern aber noch einer wohltuenden Ursprünglichkeit rühmen. Denn wo nicht gerade ein Staudamm dieses Bild stört (insgesamt sind es deren sechs), ist die bäuerliche Kultur noch sehr intakt, was zahllose stolze Gehöfte und bestoßene Almen eindrucksvoll belegen.
Idylle auf den Weißbrunnalmen im hinteren Ultental
Als erstes Dorf begrüßt uns nach der kurvigen Strecke über der Gaulschlucht das verschachtelte St. Pankraz. In St. Walburg, kurz vor dem großen Zoggler Stausee gelegen, befindet sich der Sitz der Talgemeinde. Dahinter folgen neben vielen Höfen, einzeln oder in lockeren Gruppen, noch die Dörfer St. Nikolaus und St. Gertraud, wo man sich auf 1500 Metern Höhe dem mediterranen Charme des Etschtals vermutlich schon weit entrückt fühlt. Dafür sind wir mittendrin in einem großen Bergtourenrevier. Die beiden Kammzüge, die das Ultental mit nur wenigen eher unbedeutenden Verzweigungen begleiten, bedeuten für Südtiroler Verhältnisse gutes Mittelmaß, doch steigern sich die hochalpinen Eindrücke Richtung Talschluss deutlich.
Naturdenkmal in Ulten: die Urlärchen
Jenseits des Ultner Südkamms und des Mendelkamms liegt eigentlich schon zum Trentino ausgerichtet ein Gebiet, das man als eine Art Südtiroler Enklave bezeichnen könnte: der Deutschnonsberg. Die Gegend ist zudem zweigeteilt, einmal mit dem Wallfahrtsort Unsere Liebe Frau im Walde sowie St. Felix, die von Lana über den Gampenpass zu erreichen sind, zum anderen mit Proveis und Laurein, die erst vor wenigen Jahren durch die Straße von Ulten via Hofmahdjoch direkten Anschluss erhielten. Das mag die Entlegenheit etwas gemildert haben, doch wird bei einem Besuch deutlich: Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, was keinesfalls als Abwertung verstanden werden soll. Im Gegenteil: Der vergessene Deutschnonsberg präsentiert uns urtümlichstes Bauernland, ideal für Ruhesuchende, die kein großes touristisches Angebot benötigen, sich aber in einem mittelgebirgsähnlichen Geflecht ausgedehnter Wälder und Almwiesen besonders wohlfühlen.