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Schnalstal und Untervinschgau

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Genau genommen befinden wir uns westlich der Töll schon in der Großregion Vinschgau. Doch die touristische Verbandelung mit Meran ist so stark, dass mir dieser Aspekt wichtiger erscheint als eine klassische Abgrenzung, was zur Aufnahme in dieses Buch geführt hat. Das Schnalstal zweigt zwischen Staben und Naturns vom Vinschgau (Etschtal) ab und schließt in nordwestlicher Richtung gegen den Ötztaler Hauptkamm auf. Mit seinem wichtigsten Seitenast, dem nahezu unbesiedelten Pfossental, ist es ein typischer Vertreter inneralpiner Talschaften, die bis heute ein überwiegend bäuerliches Gepräge zeigen. Über einem Lärchenwaldsockel geht es dabei schnell in alpine Höhenstufen hinauf. Größere Orte gibt es nicht, nennenswert sind Karthaus (die einstige kulturelle Keimzelle als Kartäuserkloster Allerengelberg), Unser Frau in Schnals und das wie ein Adlerhorst auf einer Felsnase thronende Katharinaberg, das erst um 1970 ans Straßennetz angeschlossen wurde. In dieser Zeit begann sich im Talschluss einiges zu rühren, als man glaubte, zukünftig nicht ohne Inszenierung eines Gletscher-Skizirkus auszukommen. Die alten, wettergegerbten Höfe von Kurzras verloren sich inmitten seelenloser neuer Hotelbauten. Natürlich sei allen Alpenbewohnern ein Teilhaben am Fortschritt gegönnt, doch dass im innersten Schnalstal etwas nicht so recht zusammenpasst, lässt sich kaum bestreiten. Im Pfossental wurde Ende des 19. Jahrhunderts sogar noch auf 2071 Metern Höhe ganzjährig gesiedelt: Höhenrekord in den gesamten Ostalpen. Wer heute sommers zum Eishof kommt, vermutet dahinter eine malerische Idylle, doch was war wohl im Winter, wenn sich bei strenger Kälte Schneemassen türmten und Lawinen drohten?


Panoramablick von der Taufenscharte in den Vinschgau

Die Schnalser Schlucht am Ausgang zur Etsch war lange Zeit eine echte Barriere. Und tatsächlich wähnt man sich auch im Zeitalter modernster Verkehrswege drunten im Haupttal in einer anderen Welt. Wir sind im Vinschgau, genauer gesagt in seinem untersten, mildesten Abschnitt, der offiziell bis zur Töll reicht, um dort ins Meraner Becken überzugehen. Wo man hinschaut: Obstplantagen! Im Frühjahr ein riesiges Blütenmeer. Nimmermüde Beregnungsanlagen sichern eine gute Ernte. Dagegen haben die althergebrachten Waale ihre Dienste oftmals quittiert, bis auf wenige, die immer noch das kostbare Nass spenden und bei der gemütlichen Wanderfraktion äußerst beliebt sind.

Über den gesamten Sonnenberg verstreut kleben die Höfe in den Steilflanken, parzellieren die meist offene Landschaft auf ihre Weise. Indessen sieht der gegenüberliegende Nörderberg tannendunkel und schattenkühl aus, doch auch dort sind vereinzelte Rodungsinseln zu entdecken. Der quirlige Ort Naturns gilt als Zentrum des unteren Vinschgaus, seit Inbetriebnahme der Umgehungsstraße glücklicherweise verkehrsberuhigt. Ein Stück östlich liegen Rabland sowie auf einem südseitigen Schwemmkegel an der Mündung des Zieltals das schmucke Partschins, berühmt für den höchsten Wasserfall Südtirols ganz in der Nähe.

Bruckmann Wanderführer: Zeit zum Wandern Meraner Land

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