Читать книгу Big Ideas. Das Soziologie-Buch - Маркус Уикс - Страница 27
ОглавлениеDIE ARMEN WERDEN VON NORMALEN LEBENSENTWÜRFEN, VON ALLTÄGLICHEN GEWOHNHEITEN UND AKTIVITÄTEN AUSGESCHLOSSEN
PETER TOWNSEND (1928–2009)
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Relative Armut
WICHTIGE DATEN
1776 Der schottische Ökonom Adam Smith sagt: Die Notwendigkeiten des Lebens umfassen das, »was die Gewohnheiten ehrbarer Leute eines Landes, selbst des niedersten Standes, für das Mindeste halten«.
1901 Der britische Soziologe Seebohm Rowntree veröffentlicht Poverty: A Study in Townlife.
1979 Peter Townsend veröffentlicht Poverty in the United Kingdom.
1999 Die britische Regierung gibt eine Studie zur Armut und zum gesellschaftlichen Ausschluss in Großbritannien in Auftrag.
2013 Der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty veröffentlicht Das Kapital im 21. Jahrhundert.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts definierte der britische Sozialreformer Seebohm Rowntree Armut als Zustand, in dem »der gesamte Verdienst nicht mehr für das Nötigste ausreicht, um die rein körperliche Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten«. Dies gilt als Definition des »Existenzminimums«, nach dem Regierungen die Kosten für die Grundversorgung eines Menschen (Lebensmittel, Miete, Brennstoff, Kleidung) berechnen.
Tafeln werden in den letzten Jahren immer dringender benötigt. Sie versorgen Bedürftige nicht nur mit dem Nötigsten, sondern auch mit Lebensmitteln, die heute als normal gelten.
1979 argumentierte der britische Soziologe und Mitbegründer einer Aktionsgruppe gegen Kinderarmut, Peter Townsend, indes, »Armut« dürfe nicht nach absoluten, sondern müsse nach relativen Benachteiligungsmaßstäben definiert werden – und zeigte, dass jede Gesellschaft einen Durchschnittswert hinsichtlich der Lebensbedingungen (Ernährung, Annehmlichkeiten, Aktivitäten gesellschaftlicher Teilhabe usw.) aufweist. Dort, wo Individuen oder Familien nicht die Mittel dafür haben, sind sie vom normalen Leben ausgeschlossen und gesellschaftlich benachteiligt. Auch andere Faktoren, z. B. schlechte Gesundheit und Ausbildung, müssen dabei berücksichtigt werden.
Der Annahme, dass in wohlhabenden Gesellschaften die Armut geringer wird, hielt Townsend die Gefahr der größer werdenden Diskrepanz zwischen Arm und Reich entgegen: Wenn eine Gesellschaft reicher, die Einkommensverteilung jedoch ungleichmäßiger wird, erhöht sich die Anzahl armer Menschen.