Читать книгу Big Ideas. Das Soziologie-Buch - Маркус Уикс - Страница 28
ОглавлениеTHERE AIN’T NO BLACK IN THE UNION JACK
PAUL GILROY (GEB. 1956)
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Rassismus
WICHTIGE DATEN
18.–19. Jh. Biologisch begründete Rassentheorien dienen zur Rechtfertigung von Sklaverei und Kolonialismus.
1930er-Jahre Die Nationalsozialisten benutzen den Begriff »Rasse« zur Rechtfertigung politischer Ungerechtigkeit und propagieren »Rassenreinheit«.
1950 Die UNESCO erklärt »Rasse« zu einem gesellschaftlichen Mythos.
1970er-Jahre Michel Foucault legt dar, dass biologische und Rassentheorien im Zuge des Kolonialismus entstanden.
1981 Die Soziologin Anne Wortham publiziert The Other Side of Racism und macht fünf schwarze Bewegungen aus, die die Gesellschaft daran hindern, den Rassismus zu überwinden.
1987 Paul Gilroy veröffentlicht There Ain’t No Black in the Union Jack.
In seinem Buch There Ain’t No Black in the Union Jack (»Schwarz« gibt es in der britischen Flagge nicht) untersucht der britische Soziologe Paul Gilroy den Rassismus seines Landes im 20. Jahrhundert. Die beinahe obsessive Sorge um den »nationalen Niedergang« der 1970er-Jahre schrieben seinerzeit viele, so Gilroy, »einer Schwächung der eigenen homogenen und fortdauernden Größe« zu – v. a. durch die Einwanderung vieler Schwarzer.
Gilroy zeigt, dass fixierte Begriffe von Nationalität (z. B. »Deutschsein«) nicht rassistisch gemeint sein müssen, aber rassistische Konsequenzen haben. So hatten Autoren im 20. Jahrhundert beim Versuch, »Britishness« zu definieren, stets ein weißes Großbritannien im Auge. Man verweigerte Schwarzen die nationale Zugehörigkeit aus Gründen der »Rasse« und ging davon aus, ihre Loyalität läge anderswo.
Gilroy sieht den Rassegedanken – wenngleich historisch und politisch gewachsen – in erster Linie als gesellschaftliches Konstrukt. Wo andere eine Diskussion über Volkszugehörigkeit (Ethnizität) und Kultur propagieren, schlägt er vor, diese insgesamt fallenzulassen. Welche Begriffe wir auch benutzen: Indem wir ungleiche Menschen in verschiedene Gruppen einteilen, kreieren wir einen falschen Gedanken von »natürlichen« Kategorien, der nur zwischen »ihnen« und »uns« unterscheidet.
»Rassenkunde«
Gilroy zufolge bleiben wir mit diesen Diskussionen in dem verstrickt, was er »Rassenkunde« nennt: ein Diskurs, der Stereotype, Vorurteile, Bilder und fixierte Identitäten übernimmt. Antirassisten mögen damit die Position von Rassisten umkehren wollen. Der Gedanke des Rassismus lässt sich indes nicht vollständig verdrängen. Die Lösung, so Gilroy, liegt darin, das Akzeptieren rassischer Unterschiede als unausweichliche Gegebenheit zu verweigern und stattdessen »eine Fähigkeit [zu entwickeln], politische, ökonomische und gesellschaftliche Systeme vorzustellen, in denen sich ›Rasse‹ erübrigt.«