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BEZIEHUNGSGEFLECHTE

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Randolf Schweigmann tauscht seine lässige Bürokleidung, die ihm im aufreibenden Arbeitsalltag komfortable Bequemlichkeit bietet, gegen einen eleganten einreihigen Smoking aus. Nun wendet er sich hin und her und wirft dabei einen prüfenden Blick auf sein Spiegelbild.

Was ihm entgegenblickt, kann sich sehen lassen. Schleife sowie Einstecktuch sind farblich perfekt aufeinander abgestimmt und wirken edel und geschmackvoll. Gleichsam zur Bestätigung und als Zeichen der Anerkennung über sich selbst schnalzt Schweigmann seltsam mit der Zunge. Ein glanzvoller Kummerbund aus schwarzem Seidensatin, den er schnell noch geschickt um die Taille drapiert, lässt seinen ansonsten ziemlich pompösen Bauch geradezu gefällig erscheinen. Von seiner Ausstrahlung ist der Chefredakteur des boulevardistisch aufgemachten Bad Schlirnauer Tageblatts nun restlos überzeugt. Als Finish verteilt er noch einen Hauch Gel in die Frisur. Sie glänzt nun fettig und ist völlig in sich erstarrt.

Nervös und voller Ungeduld wartet bereits der Fotograf vor der Tür. Er wird den Chefredakteur zum Presseball begleiten und die gewünschten Fotos schießen. Nun aber drängt er erst einmal zur Eile und schaut dabei ständig auf die Uhr. So, als könne er mit der davonlaufenden Zeit einen Handel betreiben und sie zum Stillstand zwingen. Es ist bereits halb acht, und seit einer knappen Stunde gewährt das Nobelhotel Majesty in der Hauptstadt den ersten prominenten Gästen Einlass zum Event des Jahres. Alljährlich versammelt sich die High Society in diesem auserwählten Luxushotel, das am Ufer und zu Füßen der Spree gelegen mit einem außergewöhnlichen Ambiente Glanz und Pracht versprüht.

Alles, was auch nur andeutungsweise über Rang und Namen in Politik oder Medien verfügt, ist heute hier vertreten. Das betrifft selbstverständlich auch Georg von Lakin, der in Begleitung seiner Frau gerade über den roten Teppich rauscht. Lydia hat es geschafft, das Ergebnis der morgendlichen Tortur im Schönheitssalon Beauty Conversion über den Tag zu retten. Nun stolziert sie wie ein verkapptes Model über den Läufer, der für sie die Welt bedeutet. Auch Ministerpräsident Dr. Wilhelm Kaulmann lugt aus der Menge der vornehm gekleideten Menschen hervor, dicht gefolgt von Dr. Sybille Aingsbacher. Beim Auftritt der bekannten Politikberaterin brandet Beifall auf. Sie bewegt sich in einer spektakulären und tief dekolletierten Abendrobe über den Laufsteg, die durchaus als atemberaubend bezeichnet werden kann. Wer keine Einladung zu diesem Jahresereignis erhält, darf sich getrost als ausrangiert betrachten und dreht nicht mehr mit am ganz großen Rad. Diese illustre Runde gehört jedoch dazu, und hier und heute wird gelacht und getanzt, geschlemmt und getrunken. Eigens zu diesem Highlight des Jahres wurde die angesagte Yahalea-Kombo eingeflogen. Die weltbekannte und kostspielige Musikband wird auch Shila Ulmaha begleiten. Die sagenumwobene Soul-Sängerin aus der Dominikanischen Republik, die mit großer Spannung erwartet wird, präsentiert ihr extravagantes Debüt als Weltpremiere.

»Bitte recht freundlich«, fordert der Event-Fotograf alldieweil die Gäste auf. Er sorgt an diesem außergewöhnlichen Abend für die Erinnerungsfotos und verewigt die Gäste in eleganter Robe für die Ewigkeit. Auf der rechten Seite des großen Festsaals frohlockt ein Buffet der Extraklasse mit feinen, erlesenen Köstlichkeiten. Es weckt den Appetit der über 1000 Gäste, die nun in Scharen über den roten Teppich schweben. Gefangen vom Blitzlichtgewitter der eifrigen Fotografen staksen und trippeln sie vornehm in aufrechter Haltung hinein in den üppig geschmückten, hallengroßen Saal. Das obligatorische Bad in der Menge genießen sie ebenso wie das Defilee beim Gastgeber. Der mächtige Medienmogul lässt es sich keinesfalls nehmen, die wichtigsten der geladenen Gäste persönlich und mit Handschlag zu begrüßen. Damit ist er nun schon seit mehr als zwei Stunden beschäftigt. Dann schließen sich für die Öffentlichkeit die Türen, und die Scheinwerfer der TV-Kameras erlöschen …

Hinter den Kulissen wird nun in erster Linie an Beziehungsgeflechten gestrickt. Bei dem als Gesellschafts-Event getarnten Dreh- und Angelpunkt für Deals jeglicher Art, der durchweg stark lobbyistische Züge trägt, wird gekungelt, gedeichselt und beschlossen. Die Elite ist unter sich, und wenn es nach außen auch anders vermittelt wird: Medien und Politik sind schon lange und weitgehend zu einer Einheit verwoben. Die Presse, besonders das politische Ressort, sollen eigentlich die Finger tief in die Wunde legen und Missstände aufdecken – jenseits jeglicher Befindlichkeiten. Das ist ihre eigentliche Aufgabe. Stattdessen haben Verlage in den vergangenen Jahren nicht selten das ehemals so eherne Gesetz der Überparteilichkeit über Bord geworfen. So manches Blatt dient heute als Sprachrohr der Politik. Von dieser, für eine vermeintliche Demokratie recht unrühmlichen Tatsache kann auch der in eine wunderschöne Blütenpracht verwandelte und harmlos anmutende Ballsaal des Majesty nicht hinwegtäuschen.

Auch Schweigmann weiß als Chefredakteur um diese Umstände. Ungetrübt von derlei Gedanken fängt er gerade herrliche Impressionen ein und erstellt fleißig kürzere Interviews. Sie sollen später den Leitartikel umrahmen. Gerade ist er mit Lakin im Gespräch, der gut gelaunt und leicht beschwipst in Eigenlob versinkt und dessen Redefluss kaum zu stoppen scheint. An welcher Stelle er sich in Zukunft politisch sehe, fragt Schweigmann munter drauf los. Schon wenige Minuten später bereut er seine Neugier. Denn nun folgt die Litanei einer Erfolgsgeschichte, welche bisher größtenteils der Fantasie eines Newcomers auf der politischen Bühne entspringt. Beflissen kritzelt Schweigmann mit, will er es sich mit Lakin doch keinesfalls verscherzen. Wer weiß, wo der am Ende tatsächlich noch landet, denkt Schweigmann ahnungsvoll und wendet sich dem nächsten Gesprächspartner zu.

Zu seinem Glück handelt es sich dabei um den allseits bekannten und geschätzten Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Kaulmann. Schweigmann richtet eilig seine Fliege. Sie war im Eifer des abendlichen Gefechts verrutscht und hatte sich wie ein ausgeleiertes Einmachgummi um seinen gut gepolsterten Hals gewunden. Nun aber sitzt sie wieder, und auch Schweigmann bringt sich in Position. Immerhin lockt das Interview des Jahres.

Nur wenige Meter entfernt ragt Blomberg sichtbar aus der Menschenmasse heraus. Kaulmanns Büroleiter kam im Schlepptau der landesfürstlichen Delegation hier angeschwemmt. Nun hat er sich auf ein höchst interessantes Gespräch eingelassen, und der bienenfleißige Nachwuchspolitiker diskutiert heftig mit Dr. Sybille Aingsbacher.

»Die Bürger haben keine Ahnung, wie unwissend die meisten Politiker hinsichtlich möglicher Lösungsstrategien der Finanzkrise sind. Diesbezügliche Fakten sind erschreckend, und leider betrifft dies vor allem auch das politische Führungspersonal. Das macht die Sache für das Land besonders teuer«, doziert Sybille Aingsbacher gerade engagiert.

Blomberg nickt eifrig. In ihm hat die smarte Politikberaterin einen guten Zuhörer gefunden. Der junge Mann saugt jede Information sprichwörtlich auf wie ein Schwamm und freut sich schon auf weitere Ausführungen.

»Da kein Politiker für schlechte Arbeit haften muss, dreht sich das Karussell der Ahnungslosigkeit und damit der unüberschaubaren Kosten für die Steuerzahler weiter und weiter«, weiß Sybille zu berichten. »Natürlich gibt es Einzelne, die den Durchblick haben, aber wiederum bewusst Entscheidungen treffen, die ausschließlich Banken und Spekulanten stützen. Nachhaltig und im Sinne der Durchschnittsbürger passiert derzeit nichts, aber auch rein gar nichts. Im Gegenteil, der Schaden weitet sich mit jeder Fehlentscheidung aus. Und derer gibt es ja derzeit wahrlich genug.«

Blomberg schaut ein wenig ratlos drein. In seinem Studium, das er kürzlich erst mit summa cum laude abgeschlossen hat, kamen derartige Finanzkrisen samt solcher abstrusen Lösungsansätze nicht vor. Daher ist er auf Experten wie Dr. Sybille Aingsbacher angewiesen, um sich ein genaues Bild zu machen. So kann er sich später vielleicht sogar eine eigene Meinung bilden.

»Die Ursachen der Krise sind überhaupt nicht tangiert«, fährt Aingsbacher nun unübersehbar aufgeregt fort. »Stattdessen hauen Politiker im Fließbandverfahren das Geld der Steuerzahler raus, als hinge es an den Bäumen. Und dann lassen sie sich auch noch als exzellente Krisenmanager feiern. Tatsächlich aber versagen sie auf ganzer Linie«. Die junge Expertin für Wirtschaft und Politik kräuselt während der Ausführungen demonstrativ die hübsche und feingeschwungene Nase, um der persönlichen Empörung Nachdruck zu verleihen.

»Schauen Sie, Blomberg: Spekulanten, auf die derzeit so massiv herumgehackt wird, bewegen sich nur innerhalb jener Möglichkeiten, die vorhanden sind. Da keine ordnungspolitischen Rahmenbedingungen sie davon abhalten, tun sie also das, was sie tun dürfen. Nicht mehr und nicht weniger. Das betrifft natürlich auch Anlagegeschäfte, mit denen Investoren nicht etwa ihre Devisen gegen Kursverluste absichern, sondern auf die Kursveränderung von Währungen wetten. Der Markt reagiert auf Stimmungen und besonders auf Defizite«.

Sybille nippt kurz an ihrem Champagnerglas und setzt ihr Statement unverzüglich fort. »Im Fall der Währungswettgeschäfte sind die tatsächlichen Ursachen in den horrenden und gigantisch hohen Staatsverschuldungen der betroffenen Länder begründet«, klärt sie Blomberg weiter auf. Noch immer hängt der junge Mann ehrfurchtsvoll an ihren wohlgeformten und kirschrot geschminkten Lippen. Dr. Sybille Aingsbacher hingegen ist stolz, dass sie Lakins Lektion über die Zockereien gegen ganze Volkswirtschaften, die sie selbst erst kürzlich erhielt, perfekt interpretiert an den Mann zu bringen weiß. Blomberg nickt in der Hoffnung, noch weiterer Analysen aus ihrem Mund gewahr zu werden.

»Die Ursachen des Desasters liegen also vor allem in den extremen Verschuldungen vieler Länder. Hinzu kommt die Verflechtung der Finanzinstitute plus ein seit Jahren sukzessive liberalisierter Finanzmarkt. Zusammen mit den fehlenden Rahmenbedingungen – und zwar weltweit – führt das in der Folge zu einem immer weiter ausufernden Scheinmarkt, der Renditen jenseits jedweder Wirklichkeit verspricht. Kein Wunder, dass Unternehmer ihre Mitarbeiter nicht mehr adäquat an den Gewinnzuwächsen beteiligen und kaum noch Betriebserweiterungen vornehmen. Der elektronische Handel verspricht eben wesentlich müheloser zu erzielende Gewinne. Wer kann dazu schon Nein sagen? Insofern verliert der sogenannte Realmarkt an Priorität. Selbst wenn es die Menschen wollten, sie können gar nicht so viel arbeiten, um mit ihrem realen – also körperlichen und geistigen – Einsatz auch nur annähernd eine vergleichsweise hohe monetäre Produktivität zu erzielen.«

Sybille Aingsbacher macht eine kurze Pause, um tief Luft zu holen, und fährt sogleich mit ihrem Vortrag fort. »Die meisten Politiker schützen nicht das Volk, sondern die Banken. Die Ursachen liegen oftmals in einer stark ideologisch geprägten Gesinnung – oder es handelt sich um pure Ignoranz. Zusätzlich bestimmen Karrieregründe solch fatale Entscheidungen. Kaum im politischen Amt, lockt die Lobby mit unvergleichlich attraktiven Posten für die Zeit nach dem politischen Engagement. Das wird sich niemand ernsthaft verscherzen wollen, und kaum einer widersteht diesen glänzenden Angeboten«, seufzt Sybille und wiegt bedauernd den Kopf.

»Somit kommt es dann zu fragwürdigen Äußerungen der Politiker, die Finanzinstitute per se für systemrelevant halten, ganz gleich, was diese Banken zuvor an Schaden angerichtet haben. Am Ende verkaufen Politiker die Entscheidungen als vermeintlich alternativlos. Was sollen sie auch anderes tun, um derart groben Unfug zu verteidigen. Sie setzen auf die Unwissenheit der Bürger. Schließlich treten sie dann vor die Mikrofone und behaupten, sie schützen mit ihren katastrophalen Maßnahmen die Kleinanleger. Solche polemisch geprägten Sprüche wirken beim Volk naturgemäß immer. Das nämlich bangt um das mühsam Ersparte und fürchtet sich zudem vor einer deftigen Inflation.«

Sybille Aingsbacher verdreht die strahlend blauen Augen ein wenig. Als könne sie die haarsträubenden Fakten mildern, fährt sie sich zusätzlich mit den Fingern durch die an sich perfekt sitzende Frisur. Bevor Blomberg auch nur eine Silbe entgegnen kann, fährt sie fort.

»Den Rest erledigt die Presse, welche je nach Gesinnung die Thesen medial unterfüttert. Das ist es, was unter Meinungsmache verstanden wird, und die ist aktuell wesentlich stärker verbreitet als jemals zuvor in der Geschichte unseres Landes«.

Blomberg zeigt sich nun aufrichtig betroffen und zieht demonstrativ die Stirnfalten zusammen. »Die meisten Banken sind aber doch in der Tat systemrelevant«, bohrt er nach und formt den Mund dazu wie ein Karpfen, der gerade nach Luft schnappt.

»Sagen wir es mal so, Blomberg: Die Frage, was nachhaltig, also für die nächsten Jahrzehnte faktisch wichtig ist und eigentlich genau passiert, wenn die eine oder Bank nicht überlebt, wurde nie ernsthaft gestellt. Systemrelevant kann nur sein, was zuvor einer systemischen Prüfung unterzogen wird.« Der junge Politikwissenschaftler hat den Mund inzwischen wieder geschlossen. Noch immer hört er aufmerksam zu. Wieder nickt er eifrig und ist um einiges schlauer geworden.

»Die Bevölkerung unseres Landes ist von den miserablen politischen Entscheidungen übrigens besonders hart betroffen. Immerhin sind sich sowohl die Amerikaner als auch viele EU-Staaten schon lange weitgehend einig, dass wir einen solchen, extrem auf Zockereien ausgelegten Finanzmarkt keinesfalls benötigen. Unsere Regierung hingegen hält sich hinsichtlich klarer Abgrenzungen der einzelnen Finanzinstitute noch immer deutlich bedeckt.«

Sybille Aingsbacher beendet an dieser Stelle ihre Ausführungen. Schließlich sind die Gäste gekommen, um ordentlich zu feiern und darüber hinaus kräftig an ihren Beziehungsgeflechten zu stricken. Diesbezüglich hat sie an diesem Abend noch einiges vor. Da geht es ihr ähnlich wie Dr. Wilhelm Kaulmann, der sich gerade in das Interview mit Schweigmann vertieft und schon ordentlich an den Strippen zieht.

»Was halten Sie denn von Georg von Lakin?«, erkundigt sich Blomberg schnell noch in Richtung Sybille. Natürlich weiß er nicht, in welchem Verhältnis der Stadtrat von Bad Schlirnau zu Dr. Sybille Aingsbacher steht. »Halten sie ihn für wasserdicht, oder ist er möglicherweise aus dem gleichen Holz wie die politischen Albträume geschnitzt?«

Sybille schweigt und wiegt nachdenklich den Kopf. Einen Moment lang denkt sie an die Vollmacht, welche sie Lakin erst kürzlich so überschwänglich überreicht hat. Schnell weist sie diesen Gedanken und das ungute Gefühl zurück, das sich ihrer so unheilvoll bemächtigt. Eine Spur zu hastig entgegnet sie, dass sie Lakin nicht wirklich beurteilen könne.

»Ich kenne ihn zu wenig, Blomberg«, ergänzt sie leise und spürt voller Unruhe, dass sich das seltsame Gefühl immer noch nicht verscheuchen lässt. Dann rauscht sie in ihrer atemberaubenden Robe Richtung Dr. Wilhelm Kaulmann, der sich angeregt mit dem Chefredakteur des Schlirnauer Tageblatts unterhält.

»Schauen Sie, Schweigmann, das Volk braucht ständig Beruhigungspillen. Es will die Wahrheit gar nicht so genau wissen«, klärt er gerade den verdutzen Chefredakteur lautstark auf. Der werkelt bereits seit einer guten Stunde daran herum, von Kaulmann ein möglichst spannendes Exklusiv-Interview zu ergattern. Der Ministerpräsident enttäuscht ihn nicht und kommt mit erstaunlichen Thesen daher.

»Die eine oder andere Notlüge zum Wohle des sozialen Friedens ist politisch und redaktionell durchaus angebracht«, fasst Kaulmann seine skurrilen Ausführungen zusammen. Chefredakteur Ferdinand Schweigmann schreibt wortgetreu mit, was der Ministerpräsident so von sich gibt. Es geht um Steuererhöhungen und um Subventionen, die im Rahmen der Finanzkrise kräftig zusammengestrichen werden sollen. Viele Schulen und Kindertagesstätten hätten aus Kostengründen zu schließen, und Erziehungsgelder werden eingefroren. Die Mehrwertsteuer schließlich wird mittelfristig wie ein Wetterfrosch auf der Leiter um einige Sprossen nach oben wandern.

»Und wie verträgt sich die saftige Erhöhung der Diäten, welche erst kürzlich ohne großes Aufsehen vollzogen wurde, mit Ihren eisernen Sparvorhaben?«, erkundigt sich Schweigmann und hält sich dabei für außerordentlich investigativ.

»Diese Frage sollten Sie besser streichen Schweigmann, wenn Ihnen etwas an Ihrem Job liegt«, droht Kaulmann. »Die Sparmaßnahmen für das Volk sind systemrelevant und alternativlos«, fährt er mit ungemütlichem Unterton fort. Er ist eben ein Politiker aus echtem Schrot und Korn, dieser Kaulmann. Auch und insbesondere, was das Vokabular betrifft. Schnell erklärt er das Interview für beendet und posiert noch für das passende Foto.

»Wenn Sie mal eine wirklich heiße Story suchen, Schweigmann, dann kümmern Sie sich um Stadtrat Georg von Lakin. Aber graben Sie tief, sehr tief«, ruft er dem verdutzten Chefredakteur noch zu. Dann wendet er sich ab und verschwindet in der Masse der festlich gekleideten Gäste.

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