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11. La Coruna

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Die Zeit war bereits zum Ende des Mais vorgerückt, als die Galeeren La Coruna erreichten. Die Schiffe liefen in den Hafen ein und wurden vertäut. Dann ordnete der Generalkapitän an, die Sklaven in die Gefängnisse bringen zu lassen. Auf jedem Schiff sollten jedoch dreißig Unfreie zurückbleiben, um verschiedene Arbeiten zu erledigen. Den Kalfatern wurde aufgetragen, die provisorisch reparierten Fugen richtig zu verdichten.

Die reisenden Ritter verließen die Schiffe. Nach tagelangem Schaukeln auf Wind gepeitschtem Wasser waren alle froh, wieder einmal festen Boden unter den Füßen zu haben. William hatte dafür gesorgt, dass Albrecht von Hohenstetten an Bord gut versorgt wurde. Nun ging er zusammen mit Tomas und Francis in Richtung Stadtzentrum, um sich die fremde Siedlung einmal näher anzusehen. Als sie sich dem Marktplatz näherten, erschnüffelte William einen seltsamen Geruch, der in der Luft lag. „Riecht nach einer Hexenverbrennung“, sagte er.

„Ich tippe eher auf gebratene Juden oder Mauren“, sagte Francis. „Zwangsgetaufte Ungläubige, die dabei erwischt werden, wie sie ihrer gotteslästernden Religion frönen, finden sich schnell auf dem Scheiterhaufen wieder, egal ob Jude oder Muslim. Erst vor kurzem hat Papst Sixtus IV eine Inquisition gestattet, um Marranos und Moriscos von der Halbinsel zu vertreiben, denn sie zerstören hier die gesamte Kultur. Sie haben ihre Finger überall drin: In Wirtschaft, Literatur, Kunst, Medizin, Astrologie, Dichtung, Musik - ich könnte noch viel mehr aufzählen. Aber seit der Großinquisitor Tomas de Torquemada, ein Dominikaner, seine Pflicht tut, herrscht Ordnung in Spanien. Man sagt, er geht mit unvorstellbarer Grausamkeit zu Werke.“

„Du weißt ja gut Bescheid“, lobte William und zweifelte im gleichen Augenblick daran, ob er es wirklich als Lob gemeint hatte.

„Hat mir ein Mann aus Sevilla auf der Fahrt nach England erzählt. In Sevilla begann die Inquisition. Aber schon nach ein paar Tagen hatte sie ganz Spanien, Kastilien und Aragon im Griff.“

„Was für ein Glück, dass keine Spanier an Bord kommen, und überhaupt, dass es in Rhodos keine spanische Zunge gibt“, sagte eine Stimme von hinten.

William drehte sich um und erkannte Robert de Lastic. „Warum?“

„Ich mag keine Spanier. Sie sind nur für eines nütze.“

„Und das wäre?“

„Sie sind gut im Aufspüren von neuen Gebieten und Inseln, die unsere Flotte dann einkassiert. Das erspart uns eine Menge Arbeit.“

„Und weil sie sich dabei wehren, deshalb hasst du die Spanier, nicht wahr, Bruder Robert?“

Tomas packte seinen Freund am Arm und sagte: „Komm, lass doch diesen Armseligen.“

„Halte du dich da raus, du Inselaffe“, keifte Robert in Tomas' Richtung. „Die Spanier sind selbst dran schuld. Warum wehren sie sich auch gegen uns? Wir Franzosen haben die größte Flotte in Europa. Dagegen haben die Meseten doch keine Chance. Wir könnten es alle einfacher haben, wenn sie die entdeckten Gebiete kampflos übergeben würden.“

„Mein Gott, hat der eine Ansicht“, sagte Francis. „Lasst uns gehen.“ Sie ließen de Lastic mit seinen Begleitern einfach stehen und entfernten sich.

„Und außerdem verbrennen sie Juden“, rief er den Engländern hinterher.

„Dieser Grünschnabel hasst einfach alles und jeden“, sagte William. „Das kann ja ganz lustig werden, wenn wir erst auf Rhodos sind und mit Brüdern, die sich gegenseitig hassen, für eine gemeinsame Sache kämpfen wollen. Was meint ihr?“

Tomas lachte und schlug seinem Freund auf die Schulter. „Da hast du Recht.“

„Keine Angst, dir passiert nichts, William“, sagte Francis. „Ich beschütze dich vor fremden Schwertern. Denk doch an unser Duell.“ Er lachte schallend. „Kommt, lasst uns gehen, Freunde.“ Er lachte immer noch, und seine Heiterkeit brach sich an den Mauern der Stadt.

William hatte in den letzten Tagen die Bedrohung vergessen, aber Francis, den er mittlerweile für einen Freund hielt, schien sich einen Spaß daraus zu machen, ihn mit der Angst zu quälen. William konnte nicht verstehen, was der Mann damit bezweckte, noch wusste er, ob Francis es wirklich ernst meinte. Er erinnerte sich an den Tag im Kanal, als er den Schwarzen Ritter auf das Duell angesprochen hatte. Francis' freundlicher Gesichtsausdruck war mit einem Mal aus dem bärtigen Gesicht verschwunden und hatte dem Hass Platz gemacht. Er meinte es also ernst. William wusste, dass er keine Erfahrung im harten Zweikampf hatte, bei dem es um Leben und Tod ging. Er kannte nur die gespielten Duelle hinter Klostermauern. Er hatte keine Chance gegen Francis, und er würde niemals so gut werden können, um das Duell zu gewinnen. Francis war ein Bär und hatte damit schon einen Pluspunkt, den William nie erreichen würde. Mit dieser Gewissheit musste er leben.

Die Straße der Ritter

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