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08. In My Room (Beach Boys)
ОглавлениеAls Siegfried vom Park aus die Eingangshalle betrat, waren die anderen Schüler bereits zu Bett gegangen. Das Personal hatte alle Hände mit dem Aufräumen zu tun, weshalb ziemlicher Betrieb herrschte. Siegfried ging durch den Trubel nach oben in sein Zimmer. Es war kurz nach Mitternacht und Siegfried hatte das Gefühl, dass die Aufregung und die vielen ungelösten Fragen zwei Stunden Nachtschlaf absolut erforderlich machten. Um halb eins schlief er ein, und erwachte frisch und erholt gegen halb drei am Morgen. Er nestelte seine Kopfhörer aus dem Aktenkoffer und warf den Mac an. Als er hochgefahren war, stöpselte er die Kopfhörer ein und startete itunes, mehr aus Neugier, als dass er glaubte, dort vernünftige Musik zu finden. Aber der Rechner hatte eine ganz nette Musiksammlung. Mainstream, aber ein Seitenarm, stellte Siegfried fest. Wagner-Ouvertüren, Soundgarden, alle Schnulzen von Aphrodite´s Child, Tschaikowski-Sinfonien bearbeitet für Klavier zu vier Händen, gespielt von Tal/Groethuysen. Das interessierte Siegfried und er entschied sich für die Bearbeitung. Es klang wirklich zauberhaft. Die zwei spielten gewohnt transparent, man hörte jede einzelne Stimme heraus, Yaara Tals Anschlag hatte tausende von Farben wie immer. Statt romantischem Orchestergedonner hörte man das, was Tschaikowski wohl beim Komponieren gehört hatte.
Dann warf er Firefox an und googelte ein paar Sachen. Aber er gab schnell auf. Die Suche nach Milch und Doppelbildern lieferte etwa 10200 links. Und die Suche nach Lisa Tekiero lieferte nur Blindgänger, weil sich Tekiero unter spanischen Idioten als Alternativ-Schreibweise für „Te quiero“ durchgesetzt hatte.
Schließlich schaute er noch in den Appstore nach Software zur Gesichtserkennung und nach einem Fingerabdruckscanner, aber er wurde nicht fündig. Als er die Suchworte Gesichtserkennung und iphone googelte, stieß er auf ein amerikanisch-israelisches Unternehmen , das entsprechende Software bis 2013 liefern wollte. Offenslichtlich war ihnen von Stackelmann um vier Jahre zuvorgekommen.
Es juckte ihn in den Fingern, sich beim FBI einzuhacken, um ein paar Informationen zu besorgen, aber er konnte das unmöglich von diesem Rechner aus tun. Man würde ihn hierher zurückverfolgen können, wenn keine entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren. Sobald er wieder an einem sicheren Rechner saß, wollte er prüfen, ob das Netzwerk des FBI von Darnwolt aus gehackt worden war.
Er saß vor der Eingabemaske und dachte nach. Irgend etwas war da noch, das er nachsehen wollte. Als es ihm einfiel, schlug er sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Dann tippte er in die Suchmaske den Mädchennamen seiner Mutter. Cornelia Hasberg. Nichts. Ein paar Mädchen von irgendwelchen Gemeinschaftsschulen, ein Sportverein in Hasberg/Deutschland, aber kein Hinweis auf eine Frau von etwa 40 Jahren, die an Paranoia litt, obwohl sie ihre Freizeit wechselweise in Karateschulen und bei der Rifle Association von Kansas zubrachte. Keine Stayfriends Seite, auf der der Name auftauchte.
Insgesamt war bei seinen Recherchen nicht viel herausgekommen. Siegfrieds Physiklehrer hatte einmal behauptet, was sich nicht googeln lässt, das existiert auch nicht. So weit wollte Siegfried nicht gehen. Aber er war sicher, wenn sich etwas nicht googeln ließ, dann existierte es entweder nicht, oder aber jemand hatte sich verdammt viel Arbeit gemacht, alle Spuren zu verwischen. Insofern war bei seiner Suche eine Menge herausgekommen. Lisa Tekiero, seine Mutter, Darnwolt, all das existierte ohne Zweifel. Dass man ein Internat für Superschurken nicht googeln konnte, war ja einzusehen. Aber seine Mutter oder Lisa?
Siegfried dachte nach. Er wurde das Gefühl nicht los, das er noch etwas zu tun hatte. Irgendwas war noch zu tun, bevor er den Computer herunterfahren konnte. Endlich fiel es ihm ein: Er musste noch eine Mail an seine Mutter schreiben. Nachdem von Stackelmanns Männer den Ford irgendwo zwischen hier und Wichita gefunden hatten, war es mehr als wahrscheinlich, dass Cornelia van Bowdendonk auf seiner Fährte war. Siegfried konnte sich zwar nicht erklären, wie sie es geschafft hatte vom Kimberleymedical bis dreißig Meilen vor Darnwolt auf seiner Spur zu bleiben. Aber er musste um jeden Preis verhindern, dass sie hier auftauchte. Also beschloss er ihr eine Mail zu schreiben, die sie auf jeden Fall von hier fernhalten sollte. Seine Mutter mit ihrer Paranoia hätte hier alles verdorben. Eine Femtosekunde hätte sie gebraucht, um ihn vor Lisa Tekiero unsterblich zu blamieren. Er startete das Mailprogramm und tippte die Mailadresse seiner Mutter ein.
Cornelia.vBowdenonk@hotmail.com. Hallo, mir geht es gut. Ich bin hier in Darnwolt, einer Schule für Superschurken, gelandet. Die Leute sind alle furchtbar nett zu mir. Wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, dann bin ich in vier Jahren so weit, Galaktoman für alles büßen zu lassen, was er meinem Vater angetan hat. Du musst dir keine Sorgen machen. Am besten hältst du ein Auto an, das dich zurück nach Wichita bringt. Wenn du hier auftauchst, werde ich so tun, als ob ich dich nicht kenne. Dein Sohn Siegfried.