Читать книгу DER MULTIVERSALE KRIEG - Martin Cordemann - Страница 5
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ОглавлениеAusbilder Ciftei verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
„Möchten Sie da ein wenig ins Detail gehen?“
Raita kratzte sich erst die Stirn, und dann, zum Leidwesen seiner Kameraden, den Hintern.
„Meine Güte“, entfuhr es Boer.
„Was denn?“
Die Kadettin schüttelte nur den Kopf.
„Also, Mr. Raita? Die Klasse wartet.“
„Ich habe eine Antwort“, hob Kadettin Paisanu nun die Hand.
„Da bin ich aber mal gespannt“, meinte der Ausbilder ironisch.
„Es ist eine Antwort auf beide Fragen.“
„Beide?“
„Nun, vor allem auf die, ob uns eine Schuld trifft.“
Auf Lieutenant Cifteis Gesicht erschien ein leises Grinsen, denn er hatte eine ungefähre Vorstellung, in welche Richtung die Antwort Paisanus gehen würde.
„Wir hören.“
„Ersteinmal trifft uns keinerlei Schuld, weder moralisch noch in irgendeiner anderen Weise.“
Ein Seufzen ging durch den kleinen Saal. Jeder wusste, warum sie das sagte, jeder wusste, was als nächstes kommen würden. Und es kam:
„Und es hätte keinerlei, ich wiederhole keinerlei Unterschied gemacht, wo man in diesem Moment zugeschlagen hätte.“
Jetzt kam der Moment der Peinlichkeit, den keiner von ihnen herbeisehnte, der aber unabdingbar war, wenn Paisanu ihren Beitrag leistete.
„Denn“, half Ciftei halbherzig nach.
„Denn: Es gibt keine Außerirdischen!“
Das Seufzen wurde lauter und eine Spur genervter.
„Wir sprechen hier über Schlachten von 'Völkern', wenn wir das mal so bezeichnen wollen, die es nicht gibt. Fast schon wie Mythen oder Weisen, nur in den Weltraum verlegt. Ein Volk, das es nicht gibt, greift ein anderes Volk, das es nicht gibt, an, und löscht es möglicherweise aus. Das ist eine Geschichte mit einer Moral, aber mehr auch nicht. Eine Geschichte! Ob dieses nichtexistente Volk nun jenes oder ein anderes nichtexistentes Volk ausgelöscht hätte, macht also für den Lauf der Geschichte, also der historischen, keinen Unterschied, weil sich dadurch nichts verändern würde. Also kann uns weder eine Schuld treffen, da niemand getötet wurde, noch hätte der Angriff verhindert werden können, noch hätte ein anderer Angriff etwas erreichen können, da es schlicht und ergreifend keine Außerirdischen gibt!“
Das Seufzen übertrug sich nun auch auf den Ausbilder.
„Sie wissen schon, dass es da draußen einen Krieg gibt.“
Paisanu zuckte die Schultern.
„Und dass wir Leute in diesem Krieg verloren haben?!!“
Erneutes Zucken.
„Dass die Menschheit an bestimmten Momenten beteiligt war, die möglicherweise überhaupt erst zum Ausbruch dieses Krieges, oder zumindest in der Form, die er angenommen hat, geführt haben?!!!“
„Ich glaube nicht an die Existenz von Außerirdischen!“ wiederholte die Kadettin steif.
„Warum zur Hölle haben Sie sich dann überhaupt für die Raumflotte gemeldet?“
„Um allen zu beweisen, dass ich mit meinem Glauben recht habe.“
„Wem?“
„Den...“
„Den Ganlo? Banti Ulu Gara Wol? Den Tong'GU'ka-ra. Möchten Sie auf deren Heimatwelt stehen und ihnen klar machen, dass sie nicht existieren?“
„Ja!“ nickte die Kadettin.
„Ich glaube nicht, dass das der Grund ist“, murmelte Boer.
„Ach nein?“ fuhr sie Paisanu schnippisch an.
„Nein.“ Sie sah in die Runde. „Hast du dich nicht eigentlich beim Komitee für die Fußballweltmeisterschaft beworben, aber du warst irgendwie nicht gut genug?“
„Ich glaube eher, es war Rassismus. Weil ich Alienistin bin und die ja ach so gerne eine Fußballweltraummeisterschaft gemacht und gegen die Ganlo gespielt hätten...“
„Die es, dir zufolge, nicht gibt.“
Paisanu wollte zu etwas ansetzen, aber ihr fiel nichts ein.
„Das“, attestierte ihr Lt. Ciftei, „war der beste, treffendste und zutreffendste Beitrag, den ich je von Ihnen gehört habe.“ Er wandte sich wieder Raita zu. „Sie hatten eine andere Theorie, Kadett?“
„Ja, äh, Sir“, nickte der Angesprochene.
„Und die wäre?“
Die, äh, also, die Flotte kam aus dem Raum. Aus der Straße. Aus einer der Routen, die die Ganlo durchs All gebaut haben. Niemand tat mit ihr rechnen, äh, also, dass sie da plötzlich auftauchen würde, aber dann,
BUMM
war sie da. Auch wenn ich weiß, dass es keine Töne im Weltraum gibt, weil, keine Luft und so. Äh, also mit einem imaginären Knall ist die Flotte auf einmal da.
PENG
Aber nicht da, wo man sie erwartet hat. Nicht bei der Heimatwelt der Znir – sondern bei der Heimatwelt der Tong'RU'ga-ka. Niemand hat damit gerechnet, denn...
Man hat vorher Nachrichten ausgesendet. Falsche Spuren gelegt. Den Tong vorgemacht, äh, dass man es auf die Znir abgesehen hat. Also fühlt man sich in Sicherheit. Glaubt, dass man seine Pläne durchführen kann, ohne dass einen einer dabei stört.
Doch: Überraschung!
Da ist sie, die Flotte der Ganlo. Bis an die Zähne bewaffnet. Haben die Ganlo Zähne? Wahrscheinlich schon.
Die Tong sehen auf. Sehen hinauf in den Himmel.
„Was ist das?“ rufen sie. In Angst. Und Panik.
„Da sind wir doch aber gar nicht drauf vorbereitet.“
Was gelogen ist. Denn sie haben ihre eigene Flotte im Weltraum. Direkt über dem Planeten. Abflugbereit.
Die Ganlo sehen das. Damit haben sie nicht gerechnet. Äh. Da ist sie also, die, äh, die Flotte der Tong. Bereit für den Krieg. Bereit für den Angriff.
Aber die Ganlo schlagen zu. Bevor die Tong ihre Waffen hochfahren können, ist die Hälfte der Schiffe bereits zerstört.
BUMM, BUMM, BUMM!
Trümmer fallen vom Himmel, Rauch steigt auf, alles ist voller Splitter, die, äh, rasend schnell sind, Schrapnelle und Wrackteile und sowas. Dutzende werden nur davon getötet, hunderte sogar.
Ein Schiff, äh, bei dem die Schutzschilde ausgefallen sind, wird davon durchbohrt und in kleine Stückchen zerrissen. Es bricht auseinander, explodiert, reißt andere mit in den Tod.
Und dann: Stille!
Äh.
Die Tong sind besiegt. Der Krieg ist gewonnen. Der Krieg... findet nicht statt!
Lt. Ciftei nickte.
„Genau so war es.“
Raita sah erfreut auf.
„Wirklich?“
„Nein!“