Читать книгу DER MULTIVERSALE KRIEG - Martin Cordemann - Страница 8
3-06
Оглавление„Kurt Nielsen!“
Captain Courth lächelte.
Über Nielsen konnte man das nicht unbedingt sagen.
„Wie ich hörte, sind Sie beim Geheimdienst“, eröffnete der Kapitän die Art Gespräch, der sein Gesprächspartner seit langem gern aus dem Weg gegangen, manchmal sogar gelaufen war.
„Dann mache ich meine Sache offensichtlich nicht besonders gut, wenn sich das schon herumgesprochen hat“, versuchte er abzublocken. Mit bescheidenem Erfolg.
Denn wieder lächelte der große Mann mit den langen Haaren.
„Wie Sie sich vorstellen können, bin ich nicht nur hier, um mich nach Ihrem Werdegang zu erkundigen.“
Nielsens Blick zeigte noch immer genügend Desinteresse, um andere Leute abzuschrecken, aber nicht Captain Courth.
„Sie tragen einen geschichtsträchtigen Namen“, fuhr der Offizier fort, doch Kurt unterbrach ihn gleich dort.
„Und es wäre mir lieber, wenn dem nicht so wäre!“
Aber dem war nun leider so. Wo immer er auftauchte und seinen Namen sagte... die Blicke veränderten sich. Aus diesem Grund hatte er schon sehr früh den Mars verlassen, wo seine Urgroßmutter wie eine Heilige verehrt wurde. Auf der Erde hatte er gehört, dass es Menschen gab, die sie verehrten – aber die Existenz von Außerirdischen kategorisch ablehnten. Hätte er versucht, herauszukriegen, wie das miteinander vereinbar war, er wäre wahrscheinlich schon früh hinüber in den Wahnsinn geglitten, etwas, das er schon länger zu verhindern versuchte... auch wenn sein Fachgebiet da nicht unbedingt hilfreich war.
„Aber deswegen bin ich nicht hier“, erklärte der Kapitän.
Na, das war ja mal was neues.
„Wie oft werden Sie verwechselt?“ fragte er mit einem leichten Grinsen.
„Sie meinen: 'Oh, ich dachte, Sie wären tot?'“
Courth nickte.
„Öfter, als es plausibel wäre. Und einer der Gründe, warum ich kein Interesse an der Raumflotte habe!“
Denn nicht nur seine Urgroßmutter war den Geschichtsschreibern keine Unbekannte, bei seiner Großmutter war es sehr ähnlich... und bei seinem Großvater.
Der war Doktor auf einem Raumschiff der Erde gewesen... Nein, das wurde der Sache nicht mal andeutungsweise gerecht. Er war an einem Tag auf dem Mars geboren worden, als dort ein Ereignis stattfand, das, wenn man mal ehrlich war, letztlich dazu geführt hatte, das Gleichgewicht in der Galaxis signifikant zu verändern. Nicht zum Besseren, wohlgemerkt. Aber bis dahin hatte es dann noch ein paar Jahrzehnte gebraucht, denn Mühlen und Galaxien mahlen je langsamer, je größer sie sind. Oder etwas in dieser Art. Jedenfalls hatte man das Ganze, sehr zum Leidwesen seines Großvaters, nicht den Kurt Nielsen Zwischenfall oder etwas ähnliches genannt, es war schlicht zur gleichen Zeit passiert... und Jahre später dann sollte seine Mutter aufklären, was dort tatsächlich passiert war, womit sie, nicht allzulange vor ihrem Tod, doch noch eine Gewissheit erfuhr, die anderen Menschen oft verwehrt blieb.
Diese Gewissheit, nämlich, dass ein gewisses Volk namens Tong'GU'ka-ra, eine Flotte eines anderen gewissen Volkes, der Minglam Parr, mit einem falschen Signal in einen sicheren Tod gelotst hatte, hatte sie außerirdischen, und Nielsen glaubte an diese, Besuchern, die tatsächlich ein persönliches Interesse an dieser Information hatten, gegeben und damit neue Horizonte eröffnet. Es war nie geklärt worden, ob die Tong'GU'ka-ra den Mars bewusst ausgewählt hatten oder ob es Zufall war, etwas, was die Ganlo vermuteten, da er zu dem gewählten Zeitpunkt praktischerweise an einem Ort sein würde, der von einer ihrer Routen nicht zu weit entfernt war, also möglicherweise schlicht eine Berechnung, was nicht zu weit von dem, was die Flotte erwartete, abwich – und ihr dann aber mal trotzdem im Weg war. Das klang nach kniffligen Berechnungen, war aber durchaus vorstellbar.
Nun hatten die netten Tong'GU'ka-ra aber in Erfahrung gebracht, dass ihr Geheimnis, nämlich, dass sie hinter dem Verschwinden der Flotte steckten und nicht, wie alle annahmen, die Routenbauer selbst, also die Ganlo, keins mehr war und dass die Menschen was damit zu tun hatten und da sie offensichtlich dazu neigten, mit blutigen Drohungen anderen den Mund zu verbieten, hatten sie eine Falle vorbereitet, in die sie, stellvertretend, ein Schiff der Menschen locken wollten. Und hier kam sein Opa ins Spiel:
Dr. Kurt Nielsen.
Seine Mutter soll einmal etwas in der Art gesagt haben, dass an seinem Geburtstag der Krieg in der Galaxis begonnen hatte... und sein Todestag sollte eins der ersten Opfer dieses Krieges markieren. In die Geschichtsbücher ging der Vorfall ein als
„Der blutige Mond“
Eine Bezeichnung... für die man eine treffendere sicher hätte finden können, die aber auf jeden Fall schmissiger klang als zum Beispiel
„Zwischenfall auf Mond UK-31-8/B12“
eine der erfolgreichsten Science Fiction Serien der letzten Jahre... aber das nur am Rande.
So starb er also auf einem kleinen Mond, womit seine Geburt und sein Tod auf gleichermaßen wundersame wie traurige Weise mit einem Krieg verbunden waren, der zu diesem Zeitpunkt erst im Entstehen war, der die Galaxis aber schmerzlich und brutal verändern sollte.
„Kurt S. Nielsen“, berichtigte der junge Mann, wenn auch ein wenig verspätet.
„S.?“
„Ja. Stephan. Ich wurde benannt nach meinem Großvater und seiner Schwester...“
„Den Kindern von General Claudia Nielsen!“
„....jaaaa“, seufzte deren Nachkomme, „genau. Kurt Stephan Nielsen, nach Kurt und Stephanie.“
„War sie nicht eine Biologin?“
„Ich glaube schon“, log er, denn er wusste es besser. „Ich bin also nicht auf dem blutigen Mond gestorben, auch wenn mich viele überrascht ansehen, wenn ich meinen Namen sage, und auf genau diese Tatsache hinweisen.“
„Dass Sie nicht gestorben sind?!“
„Ja.“
„Wie überaus aufmerksam.“
„Nicht wahr?“ seufzte Nielsen wieder, etwas, das man, wenn man sich mit seinen Vorfahren auseinandergesetzt hätte, für eine starke und nahezu perfektionierte Familientradition halten konnte. Er hatte zu anderer Gelegenheit mal gesagt, „das S steht für Seufzen“, aber seine Tante, der die Ehre des S'es tatsächlich gebührte, hatte nur die Augen verdreht und sich dem Buffet zugewandt. „Mit was für einer Absage kann ich Sie enttäuschen?“ fragte er.
Captain Courth lächelte.
„Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, dass Sie das werden.“
„Ach ja. Einen solchen Optimismus bin ich gar nicht gewohnt.“
„Nun, wir leben in aufregenden Zeiten.“
„Ich dachte, wir leben in Zeiten, die mich aufregen.“
„Vielleicht trifft beides zu. Dr. Nielsen...“
„Agent Nielsen!“
Nicht Doktor.
Nicht Colonel.
Nicht General.
Nein, Agent!
„Verzeihung, Agent Nielsen... wie gut kennen Sie sich mit Ihrer Familiengeschichte aus?“