Читать книгу DER MULTIVERSALE KRIEG - Martin Cordemann - Страница 9
3-07
ОглавлениеNielsen zuckte die Schultern. Er hatte seine Kindheit in Kontrollräumen und auf Raumschiffen verbracht und seine Verwandtschaft hatte ihm möglicherweise alle Geschichten erzählt, die es zu erzählen gab – und manches davon war mehr als furchteinflößend gewesen!
Captain Bettina Jupin, seine Großmutter, hatte, nun, es wäre zuviel gesagt, dass sie den Tod ihres Mannes gerächt hatte...
„Ich habe noch nichtmal den Krieg mit den Tong begonnen“, hatte sie erklärt, als er einmal mehr auf der Brücke der Grieg auf ihrem Schoß gesessen hatte. Oder dem, was von der Brücke noch übrig geblieben war. Das Schiff hatte einige Krisen überstanden, aber von seiner Kommandozentrale konnte man das nur schwerlich behaupten. „Unterm Strich war das, wie du weißt, deine Urgroßmutter...“
Wie er es von Tante Stephanie gelernt hatte, verdrehte der kleine Kurt die Augen.
„...aber ich denke, die Geschichte habe ich dir schon erzählt.“
„Oft genug“, murmelte er und kletterte von ihrem Schoß herunter, um über die leere Brücke zu stromern.
„Zum Glück gibt es hier keine Kläranlagen, die man absprengen kann“, lächelte Jupin, bevor sich ihr Gesichtsausdruck wieder verdüsterte. Auch das war ein Scherz, der irgendwann eine traurige Wendung genommen hatte.
„Häh?“ rief der Kleine nur.
„Nichts“, meinte sie und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, der jahrelang eine Art Zuhause für sie gewesen war. Kurts Vater Mike hatte nicht soviel über für die Raumfahrt, vielleicht, weil sie ihn daran erinnerte, wie sein Vater gestorben war, also hoffte sie, dass ihr Enkel Kurt, der kleine Kurt, Kurtchen...
Sie musste schlucken und mit einer Träne ringen.
Langsam atmete sie aus.
So hatten seine Mutter und seine Schwester ihn immer genannt, damals, als sie alle noch klein und der Weltraum noch groß gewesen war. Beides hatte sich geändert, ein wenig zumindest.
„Eigentlich dürfte ich dir das gar nicht erzählen“, begann sie, „weil das geheim ist, aber...“ Deine Urgroßmutter hat meinem Mann und seiner Schwester so viele vertrauliche Geschichten erzählt, als sie noch zu klein waren, und es hat ihnen auch nicht geschadet... Oder hatte es? Wäre Kurts Namensvetter nicht Arzt geworden, wenn er eine andere Erziehung bekommen hätte? Hätte er sie nicht geheiratet und wäre nicht mit ihr zu den Sternen gereist? Was, wenn sie seine Schwester niemals kennengelernt hätte? Dann wäre sie wohl nie ihre Freundin geworden und er nie ihr Mann... und dann würde sie nun nicht in der Lage sein, ihrem Enkel irgendeine streng geheime Geschichte zu erzählen, die kaum einer außer den daran Beteiligten kannte.
Sie bemerkte, dass Kurtchen... dass Kurt sie aufmerksam ansah.
„War es das Wort geheim, das deine Aufmerksamkeit geweckt hat?“ neckte sie ihn.
Er nickte schelmisch.
„Na, dann will ich dich mal nicht enttäuschen! Obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob die Geschichte nicht eigentlich zu gruselig für dich ist...“
„Ich bin mit dem Marsungeheuer groß geworden!“ rief er keck und sie nahm an, dass er damit nicht seine Urgroßmutter meinte, die bei manchen, für die sie keine Heilige war, ebenfalls diesen Beinamen hatte.
„In dem Fall sollte das für dich kein Problem sein, kleiner Mann. Aaaaaalso, die Geschichte beginnt vor vielen, vielen Jahren...“
...deine Urgroßmutter hatte gerade einer außerirdischen Macht eine Begründung gegeben, die gesamte Menschheit auszulöschen...
„Cool!“
...und wir taten unser bestes, das irgendwie zu vermeiden.
„Och Mönsch!“
„Möchtest du ausgelöscht werden, Kurt?“
Er dachte einen Moment darüber nach, dann schüttelte er den Kopf.
„Na, siehst du.“
Dein Großvater wurde... es gab einen Zwischenfall, einen schweren Zwischenfall mit den Tong, die uns in eine Falle gelockt hatten und spätestens ab da war den Ganlo klar, dass sie vielleicht doch eine größere Gefahr darstellten, als sie vorher gedacht hatten. Und, weit wichtiger, dass sie möglicherweise nicht nur einen Plan hatten, sondern auch zum Handeln bereit waren.
Wir nahmen an, dass sie für die Umsetzung einen Verbündeten brauchten und wie sich herausstellte, war es ein absolutes Tabu, das <chaktamas...>, das <chaktvamill...>
„Du meinst das <chaktvsamalligka>?!“
„Ja, genau.“
Sie streichelte ihm stolz den Kopf.
„Jedenfalls war es ein Tabu...“
...diese Einrichtung zu verraten. Ein tödliches Tabu. Das mit Krieg beantwortet werden durfte, wenn auch nicht musste. Ein Bruch dieses Vertrauens stellte also einen Kriegsgrund dar und so entwickelten wir einen Plan, herauszufinden, wer von den anderen Völkern der Verräter sein konnte.
Bettina Jupin sah ihren Enkel an.
„Ein mutiger Mann namens Jerome Brynner, ein Commander, mein erster Offizier, hat sich bereit erklärt, in dieser Falle, die wir den Verrätern gestellt haben, eine entscheidende Rolle zu spielen.“
Ihr Blick wurde traurig.
„Er wusste, dass er der beste Mann für den Job war.“
Der Plan sah vor, dass er von den Verrätern gefangen genommen werden sollte und sie ihn, so unsere Hoffnung, zu dem geheimen Ort mitnehmen würden, an dem sie ihre Flotte versteckt hatten. Es gab eine Möglichkeit, ihn dort zu finden, wo auch immer dieser Ort sein sollte, und er sollte seine Entführer so lange in falscher Sicherheit wiegen und ihnen falsche Informationen zukommen lassen, bis wir ihn gefunden und die Kriegsschiffe der Ganlo seinen Aufenthaltsort erreicht hatten.
Captian Jupins Stimme wurde wieder ein wenig brüchig.
„Ich weiß, dass er nicht davon ausgegangen ist...“
...dass wir ihn noch lebend aus den Händen seiner Entführer befreien würden, aber als wir dort mit der Flotte der Ganlo eintrafen, war er noch am Leben!