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Segen als Grundthema von Religion

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Ein glückendes und gelingendes, gutes und sinntragendes Leben stellt wohl das zeit- und kulturübergreifend grundlegendste Ziel von Menschen dar, das sie für sich selbst und andere nach Kräften wünschen und erstreben, ohne es freilich je ganz in der eigenen Hand zu haben. Die ein solches Leben dynamisch tragende, sichernde und steigernde ›Energie‹ bildet typischerweise den Kern dessen, was man unter Segen versteht. Der Segen strahlt jedoch gleichsam sphärenhaft auf die dabei involvierten Lebensverhältnisse aus, die ebenso wie die etwa erlangten Güter auch zum Segen gehören, sodass insgesamt eine unterschiedlich dichte und verschiedene Reichweiten aufweisende Segenssphäre im Blick steht. Wie dabei die mit Segen implizierten Aspekte von Glück und Gelingen, von Gutem und Sinn im Einzelnen jeweils bestimmt werden, variiert bekanntlich in vielfältigster Weise. Hierfür erweisen sich nicht nur individuelle Präferenzen, sondern auch historische, kulturelle und religiöse Prägungen als ausschlaggebend. Versteht man Segen in der angedeuteten Weise als paradigmatische, terminologisch in einer spezifischen (altorientalischen und wirkungsgeschichtlich dann vorab biblischen) Tradition verwurzelte Abbreviatur für das erstrebte Leben, kommen außerordentlich breit gefächerte und inhaltlich vielgestaltige Phänomene in den Blick, die sich als Variationen eines Grundthemas der Kulturen, Religionen und Theologien verstehen lassen.

Eine in dieser Weise weit ausgreifend konzipierte Kulturgeschichte bleibt freilich ein Desiderat, das hier nicht eigenständig bearbeitet werden kann. Vielmehr wird im Folgenden – entsprechend |2|dem Anliegen der »Themen der Theologie« – eine Erschließung der Segensthematik von abendländischen, (evangelisch-)theologischen Standpunkten in Westeuropa zu Beginn des 21. Jahrhunderts aus unternommen, sodass hauptsächlich religiös-theologische Segensvorstellungen aus der biblisch-christlichen Tradition behandelt werden. Doch auch für diese dezidiert perspektivischen und spezifischen Zugänge lohnt es sich, das breite kulturgeschichtliche Spektrum der Segensthematik wenigstens ansatzweise und exemplarisch in den Blick zu bekommen, weil es sich als höchst ertragreich herausstellt: Beispielhaft verdeutlichen dies im vorliegenden Band der religionswissenschaftliche Überblick einerseits (Kap. 2) und der judaistische Beitrag andererseits (Kap. 4), die je auch für theologische Segensverständnisse überaus wertvolle Einsichten erbringen und mithin gerade bei dieser Thematik nicht fehlen dürfen.

Aufs Ganze indes fokussiert das vorliegende Segensbuch sein Augenmerk – wie es auch die Herkunft und Entwicklung des Segensbegriffs nahelegen – auf Beiträge zum israelitisch-alttestamentlichen Ursprung der Segens-Vorstellung, zu ihrer verzweigten jüdischen, neutestamentlichen und kirchen- bzw. christentumsgeschichtlichen Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte sowie zu ihrer gegenwärtigen, insbesondere systematisch- und praktisch-theologischen Relevanz. Auf diese Weise können aktuelle fachspezifische Zugänge zur Entstehung, Wandlung und Bedeutung von Segensvorstellungen geboten werden, die sich in ihrem interdisziplinären Zusammenspiel wechselseitig bereichern und sich zu einem die Einzelbeiträge synergetisch integrierenden Gesamtbild zusammenfügen.

Hierzu sollen einleitend einige elementare Annäherungen (vorwiegend im Erfahrungshorizont aktueller westeuropäischer Lebenswelten) erfolgen, die an das Phänomen ›Segen‹ heranführen (1.); anschließen können sich erste hermeneutisch-theologische Vertiefungen und Problemanzeigen (2.). Damit wird der Blick auf die folgenden fachwissenschaftlichen Beiträge eröffnet, die abschließend als Hilfestellung zur Orientierung kurz überblickt und resümiert werden (3.).

Segen

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