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Der Schweiß tropft

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Am Tag nach dem Mord

Grundsätzlich macht man sich keine Freunde, wenn man Journalisten an einem Freitagabend kurzfristig zu einer Veranstaltung einlädt. Aber Hutters Chef, Polizeikommandant Wiesendanger, bestand darauf: »Offensiv informieren, bevor eine Indiskretion größeren Schaden anrichtet!« Die Ankündigung »MK zu einem Tötungsdelikt« führte dazu, dass die Redaktionen, die geistig bereits im Wochenende waren, ihre Pikettdienste aufboten. So war das Foyer des Kunstmuseums gut besucht. Wenigstens 30 Personen aus TV-, Online-, Radio- und Zeitungsredaktionen bevölkerten den Raum. Umständehalber wurden die für die Vernissage bestellten Häppchen an die Journalistenmeute verfüttert, was die Laune hob und den Geräuschpegel senkte.

»Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Medienvertreter. Ich danke Ihnen für Ihr kurzfristiges Erscheinen zu so ungewöhnlicher Stunde.« Hutter war nicht wohl im Rampenlicht. Er fand, er sähe auf den Aufnahmen noch unvorteilhafter aus als in natura. Das viele Licht schmeichelte ihm nicht. Er spürte die Schweißtropfen auf seiner Stirn. »Ich habe die traurige Aufgabe, Sie über ein Tötungsdelikt zu informieren, das sich vor wenigen Stunden in diesem Haus ereignet hat.« Kurzfristig verstummten die Kau-Geräusche. »Das Opfer ist Amélie Cohen, Kuratorin der Ausstellung ›Charakterköpfe‹, die heute Abend hätte eröffnet werden sollen. Sie wurde gestern Abend, vermutlich bei den letzten Arbeiten an der Ausstellung, von einem unbekannten Täter …« Hutter schwankte kurz zwischen »erschlagen« und »getötet« und entschied sich dann für Letzteres. »Über die Umstände ihres Todes und über weitere Einzelheiten kann ich Ihnen aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft erteilen.« Unter den Journalisten machte sich Unruhe breit. Keine Auskunft war immer schlecht in einem Gewerbe, das genau von solchen lebte. »Ich wäre froh, wenn Sie in Ihren Berichten einen Zeugenaufruf machen könnten. Dieser steht auch in der Mitteilung, die wir in wenigen Minuten verschicken werden.« Hutter suchte den Blick seiner Praktikantin, die seine Aussage mit einem dezenten Nicken quittierte.

»Weiß man etwas über ein mögliches Motiv?«, fragte eine Journalistin.

»Es ist momentan zu früh …« Hutter wurde von einer weiteren Frage unterbrochen.

»Wurde etwas gestohlen, Bilder oder so?«

»Wie gesagt, wir stehen erst ganz am Anfang.«

Hutter spürte, wie ihm ein Schweißtropfen über die Schläfe in den Hemdkragen lief. Höchste Zeit, die Veranstaltung zu beenden. »Meine Damen und Herren. Ich verstehe Ihr Informationsbedürfnis, aber bitte verstehen Sie auch …«

Bevor Hutter seinen Satz beenden konnte, knallte es hinten im Foyer. Oliver Tschanz vom Kreuzlinger Anzeiger, der die Medienkonferenz wortlos in der letzten Reihe verfolgt hatte, verließ das Gebäude und gab dabei wie so oft der Tür etwas zu viel Schwung.

Tatort Bodensee: Der Fall Winterbergs

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