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Ein Landei auf dem Schloss

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Ich stand an dem Nachmittag in der Küche und schälte Zwiebeln. Sie müssen wissen, Winterbergs lieben Zwiebeln. Ist ja auch kein Problem, bei getrennten Schlafzimmern. Ich ahnte nicht, dass der heutige Besuch derart weitreichende Folgen haben würde. Der Herr Kommissar und seine Begleitung machten nämlich einen sehr anständigen Eindruck, so was erkenn’ ich auf den ersten Blick.

Sie werden mich nicht kennen: Ich bin Monika Reuter. Seit über 40 Jahren arbeite ich für die Familie. Als ich auf Schloss Conradsberg begann, war der Herr Winterberg frisch verheiratet mit der Gabriela, der ersten Frau Winterberg. Mei, war das eine gute Frau. So was von kultiviert! Hatte nie ein strenges Wort, auch nicht für uns Bedienstete. Und obwohl in jenen Jahren die beiden Kinder, die Stephanie und der Alexander, zur Welt kamen, hat sie immer mitgeholfen, zum Beispiel bei den großen Banketts, die der Herr Winterberg damals oft ausrichten ließ. Geschäftsfreunde aus der Brauerei- und Gastro-Welt. So viel Glanz in dieser Hütte. Ach, da werde ich ganz sentimental!

Für mich, das Landei aus Bayern, war die Anstellung auf Schloss Conradsberg die große Chance. Ich wuchs in ganz einfachen Verhältnissen auf, müssen Sie wissen. Auf dem Land, auf einem Bauernhof. Ein hartes Leben, das meine Eltern da führten. Sie waren zufrieden damit, aber ich sollte es einmal besser haben. Was sich halt Eltern jener Generation, die noch den Krieg erlebt haben, für ihre Kinder wünschten. »Mädchen, geh in die Schweiz, in einen vermögenden Haushalt, und lern dort den Sohn kennen und heirate den, dann hast du ausgesorgt.« Ganz so weit kam’s nicht. Natürlich hat mir der Winterberg junior damals schöne Augen gemacht. Aber erstens war er bereits verheiratet, und zweitens … egal.

Ich fing als Kindermädchen für Stephanie, die Erstgeborene, in dem Haushalt an. Und als drei Jahre später Alexander als Stammhalter dazukam, hatte ich wirklich alle Hände voll zu tun. Zwei so hübsche, aber auch sensible Kinder. Vor allem die Steffi war viel krank. Wie viele Stunden saß ich an ihrem Bett und erzählte Geschichten? Noch heute sind wir beste Freundinnen. Und der Alexander? Das pure Gegenteil! Strotzte vor Gesundheit, war immer draußen in der Natur. Mit den Tieren konnte er es besser als mit den Menschen. Vor allem mit seinem Vater lag er sich als Teenager ständig in den Haaren. Den Betrieb sollte er mal übernehmen. Daraus wurde nichts. Auch jetzt, mit bald 75, ist der Vater noch der Chef der Brauerei. Oder er war es zumindest bis heute. Denn jetzt ist er fort, der Herr Winterberg, weggesperrt wie ein räudiger Hund.

Tatort Bodensee: Der Fall Winterbergs

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