Читать книгу 2412 - STUNDE NULL - Martin Selle - Страница 14

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„Wow!“, rief Allan, als wir eintraten. „Hier sieht’s ja aus wie auf der Brücke in einem Star Wars-Raumschiff.“

„Leider stammt der Code E-O-T nicht aus einem Science Fiction Film“, sagte Albert Blix trocken und holte uns damit auf den Boden der erschreckenden Wirklichkeit zurück. „Ich würde mein Leben dafür geben, damit es so wäre, das könnt ihr mir glauben.“

Wir stiegen die Treppe zum Teleskopraum hinauf. Ich hörte, dass oben eine zweite Stimme über ein Interphone sprach.

„Sie sind da“, kündigte uns Professor Blix an, als wir oben ankamen.

„Wurde auch Zeit!“, erwiderte die raue Stimme. Sie gehörte Professor Logan, einem kleinen untersetzten Mann mit grauen Haaren und ebenso grauem Vollbart. „Sind die nationalen Regierungen informiert, dass E-O-T ausgegeben wurde?“, fragte Albert Blix seinen Kollegen.

„Nein. GLOSA will um jeden Preis eine weltweite Panik vermeiden. Es würde sofort das totale Chaos ausbrechen.“

„Eine weltweite Panik?“, fragte ich. „Das hört sich nicht gut an.“

„Stimmt. Doktor Morefill hat an Bord der GSS eine höchst alarmierende Entdeckung gemacht.“

„Mein Vater?“, fragte Allan beunruhigt.

Die GSS war die Globale Raumstation und gehörte der GLOSA. Sie kreiste auf einer Umlaufbahn von 483 Kilometern Höhe im All um die Erde. Die Väter von Allan und John forschten dort oben gemeinsam an einem Projekt zur Herstellung atembarer Atmosphäre, um auf Erde und Mond künstliche Lebenswelten für die Zukunft zu schaffen. Die Menschen wurden täglich mehr und die Erde bot schon lange zu wenig Lebensraum. Vor einigen Jahren noch lebten sechs Milliarden Menschen auf der Erde, heute waren es bereits zwölf. Die meisten von ihnen wohnten in Megastädten wie Tokio oder Mexico City, wo zuletzt über 40 Millionen Einwohner gezählt worden waren. Es gab viel zu wenig Nahrung, Energie und Wasser für so viele Menschen, zusätzlich erschwerten die Klimaerwärmung und das Abschmelzen der Polkappen das Leben auf dem einst so blauen Planeten: Der Meeresspiegel war massiv angestiegen, viele Inseln einfach im Meer versunken. Überschwemmungen, Erdrutsche und Tsunamis begruben immer wieder ganze Landstriche unter sich. Auf dem ganzen Globus waren große Flüchtlingsströme unterwegs. Wenn das nicht auhörte, würden die Menschen um den restlichen Lebensraum und die verbliebenen Ressourcen bald blutige Kriege führen.

Dr. Morefill und Professor Gribbin arbeiteten zusammen mit anderen Wissenschaftlern in einer Forschungsgruppe an der Realisierung sogenannter Klimakapseln: künstlicher Kapselwelten, die die Städte wie Seifenblasen umschließen sollten. Eine gigantische Kuppel, durchsichtig und dünn, sollte New York, London, Paris und alle anderen Städte luftdicht von der Außenwelt abschließen, in der die Menschen nicht mehr würden leben können. In diesen Kapselstädten würden Wetter, Klima und Atemluft durch Maschinen erzeugt, abgeschirmt von der zerstörten Umwelt, geschützt vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne und der Radioaktivität, die sich nach mehreren Reaktorunfällen überall in der Atmosphäre verteilt hatte. Ich fragte mich, was sie bei dieser Arbeit wohl entdeckt haben mochten, was den E-O-T-Code rechtfertigte.

Statt einer Antwort forderte Professor Blix uns auf, uns zu setzen.

John hielt es nicht mehr länger aus und fasste sich ein Herz. „Mr Blix“, sagte er, „wir sind Studenten am Galileo College und deshalb Mitglieder der GLOSA. Ich denke es ist an der Zeit, uns zu sagen, was hier los ist.“

„John hat recht“, sagte Allan. „Warum mussten wir so schnell hierher kommen?“

Unser aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf die beiden Astronomen.

Logan sog hörbar die Luft ein, als Blix direkt zur Sache kam. „Es war die Idee deines Vaters, Tom, euch hierher zu bringen“, wandte er sich an mich. „Geheime Informationen über den E-O-T-Code müssen rasch an deinen Vater am La Silla Observatorium in den Bergen von Chile überbracht werden.“ Blix erhob sich langsam und schritt vor dem mächtigen Gemini-Teleskop auf und ab.

„Was hat das mit uns zu tun?“, fragte ich.

„Wenn diese Daten an die Öffentlichkeit gelangen, käme das einer Atom… Die Folgen wären verheerend.“ Seine eigenen Gedanken ließen ihn schaudern. „Leider hat Global Network News davon Wind bekommen, dass es um eine Sache von höchster Sicherheitsstufe geht. Dankt Gott, dass ihr nicht wisst, worum es sich handelt. Aber Michael Hunter, rücksichtslos wie er nun mal ist und ständig hinter Sensationen her, hat eine Million Ecus für denjenigen geboten, der das Geheimnis lüftet und ihm zukommen lässt.“

Ben, diese neugierige Ratte, dachte ich. Das kann nur er gewesen sein. Ein Geheimnis von beispielloser Bedeutung. Was für ein Fressen für den Betreiber eines Nachrichtensenders! Klar, dass der Sender dafür eine hohe Belohnung aussetzte.

„Manch einem verantwortungslosen Journalisten gelingt es trotz unserer Verschlüsselung immer wieder, in das GLOSA Netzwerk einzudringen“, erklärte Blix. „Aus diesem Grund können wir nicht riskieren, Sternaus Daten elektronisch zu übermitteln.“

Plötzlich wurde John, Allan und mir klar, warum wir hier waren.

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