Читать книгу 2412 - STUNDE NULL - Martin Selle - Страница 19

Оглавление

14

Draußen bog dieser schwarze Audi X12 in die Internatsstraße ein. Die Scheinwerfer erloschen. Der Motor starb ab und lautlos parkte der Wagen direkt an der Gartenmauer.

Eine Gestalt stieg aus und zog sich eine Skimaske über das Gesicht. Dann kletterte der Vermummte auf das Autodach und von dort, über die Mauer, in den Campus hinein. Sekunden später folgte eine hinkende Person ihrem Komplizen. Ebenfalls schwarz gekleidet wie die Nacht. Ein kurzer Blick auf das GPS hatte bestätigt, dass sie am richtigen Zielort angekommen waren.

Gebückt schlichen die beiden Auftragsagenten durch den Campusgarten auf das Internatsgebäude zu. Sie durften unter keinen Umständen entdeckt, schlimmer noch, erkannt werden. Sie wussten, auch nur der geringste Fehler würde ihr eigenes Ende bedeuten.

Minuten später stiegen sie die gemauerte Wendeltreppe hinauf zur zweiten Etage, in der sich Toms Zimmer befand.

„Wir bringen die Angelegenheit blitzartig hinter uns“, flüsterte der Vermummte. „Sorg dafür, dass er garantiert hinfällt.“

Der Hinkende nickte stumm, während sein Partner zuerst in die innere Jackentasche griff und die .P38 mitsamt dem Federpfeil herauszog. Dann fuhr seine Hand in die äußere Tasche und er zog eine Ampulle heraus, auf deren Etikett ein Totenkopf gedruckt war. Behutsam tränkte er die Pfeilspitze in die zähe Flüssigkeit, dann lud er das Geschoß in den Lauf der Luftdruckpistole. Eine kurze Kontrolle noch der elektronischen Zieleinrichtung: der rote Laserstrahl, dazu der tanzende Lichtpunkt an der Hauswand.

Dann schnippte er mit den Fingern – das Zeichen. Es ging los.

Geschmeidig wie eine Katze sprang der Hinkende auf Toms Terrasse hinüber und wartete dort auf seinen Komplizen, der mit einem dumpfen Aufprall neben ihm landete.

„John? Allan? Seid ihr das?“, rief Tom noch, als ihn Geräusche in seinem Zimmer aufhorchen ließen. „Könnt ihr nicht schlafen?“

Keine Antwort.

„Ben?“

Nichts.

Einbrecher, Kidnapper, dachte Tom, und drehte den Schlüssel in der Tür, um Zeit zu gewinnen. Hellwach versuchte er sich an den Sicherheitscodex des Internats zu erinnern.

Das Telefon: Hast du ein Smartphone außerhalb der Hörweite des Eindringlings, dann alarmiere die Polizei und flieh, wenn dir Zeit bleibt. Ist dein Telefon aber nicht außer Hörweite, dann bringst du dich, falls er dich hört, dadurch vielleicht selbst in Gefahr.

„Verdammter Mist!“, fluchte Tom. Sein Armbandcomputer lag draußen am Schreibtisch.

Also Verstecken: Verstecke dich nur, wenn der Eindringling dich sicher nicht gesehen und gehört hat, und er zu wissen scheint, wo er seine Beute findet. Du merkst das sofort. Er geht dann direkt darauf zu, um keine Zeit zu verlieren. Muss er die Beute jedoch suchen, könnte er im Versteck dich entdecken – und sofort ist die Gefahr von Angst, Panik, Kurzschlussreaktion gegeben.

„Zum Teufel noch mal, welche Beute? In meinem Zimmer gibt es nichts Wertvolles. Hier bin nur ich …“ Tom stockte der Atem, als er verstand. „Die DVD. Die haben kapiert, dass da kein Film drauf ist.“

Tom spähte durch das Schlüsselloch, konnte aber nichts erkennen. In seinem Zimmer brannte zu diesem Zeitpunkt bereits kein Licht mehr.

Also Einsperren. Sperre dich nur ein, wenn du Hilfe rufen konntest. Und wenn deine schützenden Barrikaden – vielleicht die Stuhllehne unter der Türklinke – auch den stärksten Angriffen des Eindringlings standhalten, und das so lange, bis die alarmierte Hilfe bei dir eingetroffen ist. Erwischt er dich früher, kann es passieren, dass er dich, zu seinem eigenen Schutz, als Geisel nimmt. Sprich in diesem Fall mit dem Kidnapper, das beruhigt euch beide. Und tu alles, was er von dir verlangt, um ihn nicht zu reizen. Vielleicht ergibt sich dadurch, im Moment einer Unachtsamkeit, die Chance für deine Flucht. Flucht ist das Ziel, nicht den Kinohelden zu spielen.

In diesem Augenblick zuckte Tom zusammen und biss sich in die Unterlippe. Plötzlich pochte, rüttelte und zerrte es an der Tür genau neben ihm.

2412 - STUNDE NULL

Подняться наверх