Читать книгу 2412 - STUNDE NULL - Martin Selle - Страница 20

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Besteht keine all dieser Möglichkeiten, dann musst du den Eindringling selbst überwältigen, um Fluchtsekunden zu gewinnen. Und zwar, indem du ihn in einen Hinterhalt lockst, wenn er sich im selben Raum befindet wie du. Dein großer Vorteil ist die bessere Zimmerkenntnis, also wo steht was. Du kannst dich im Dunkeln wesentlich schneller fortbewegen als er. Mach deshalb in der Nacht kein Licht. Selbst dein Schatten könnte dich verraten. Und suche dir zuvor einen möglichst harten Gegenstand als Schlagwaffe. Ein hart gebundenes Buch ist für das, was du jetzt vorhast, völlig ausreichend.

„Wo zum Teufel noch mal soll ich im Bad eine Schlagwaffe hernehmen?“ Tom blickte sich nach allen Seiten um. Und da fiel sein Blick auf eine Dose mit Insektenspray. „Okay“, murmelte er. „Wenn du mich kriegen willst, dann musst du mir zumindest einmal gegenübertreten, und dabei – direkt – in die Augen schauen …“

So leise es ging, knipste er das Licht aus. Nun konnte er sich nur mehr auf seine Ohren verlassen. Er spürte, wie seine Handflächen vor Aufregung allmählich zu schwitzen begannen.

Tom fragte sich noch, wann ist der richtige Zeitpunkt, um sich zu wehren? Wenn der Gegner dich nicht sehen kann. Du also hinter ihm stehst oder er an dir vorübergeht. Versuchst du, ihn mit einer Taschenlampe zu blenden, um Fluchtzeit zu gewinnen, dann siehst du ihn, er dich jedoch kaum. Nimm aber beim Blenden, als Rechtshänder, die Taschenlampe in deine linke, die ungeschicktere Hand, und halte sie beim Blenden seitlich von dir weg. Instinktiv richtet der Eindringling seine Aufmerksamkeit auf die Lichtquelle – und somit an dir vorbei. Dann schlage deine Waffe gegen sein Schienbein. Das triffst du direkt über dem Boden, selbst unter Angst, denn dieser Schlag verletzt ihn nicht lebensgefährlich. Nutze die Sekunden von Schmerz und Verwirrung für deine Flucht.

Gut. Auch ohne zu blenden. Es musste irgendwie funktionieren. Tom’s Augen waren inzwischen ja an die Dunkelheit gewöhnt.

Vorsichtig öffnete er die Badezimmertür und langsam schwang diese direkt vor ihm auf.

Er presste sich mit dem Rücken gegen die Wand. Seine rechte Hand umklammerte die Spraydose so fest, er glaubte, sie aus Angst jeden Moment eindrücken zu können.

Er schob den Kopf ein Stück vor und spähte hinaus in sein Zimmer.

Doch wie merkwürdig? Mit einem Schlag herrschte dort Stille.

Urplötzlich nichts mehr.

Niemand.

Tom beschloss deshalb, sich zur Zimmertür hinüberzuschleichen, und von dort dann auf den Gang hinaus zu flüchten. Er atmete tief durch.

Jetzt.

Tom sprang auf, machte einen Schritt vorwärts, da stieß er auf einen Widerstand. Ein Schlag. Knallhart. Genau gegen seinen Fußknöchel. Tom schrie auf – und er stürzte, kopfüber, direkt hinein in die Finsternis. Seine rechte Hand knallte gegen einen Beistelltisch, der polternd umkippte. Sofort spürte er, wie die Spraydose seinen Fingern entglitt und er hörte sie in die Dunkelheit davonrollen. Im selben Moment blendete ihn ein roter Laserstrahl. Ein Lichtpunkt traf genau seine Brust. Schützend riss Tom beide Arme vor das Gesicht. „Wer zur Hölle sind Sie? Was wollen Sie von mir?“ So rief er noch in die Finsternis hinein. Und in panischer Verzweiflung versuchte er jetzt, hinter der Couch, irgendwie Schutz zu finden.

Plopp.

Tom spürte einen kühlen Windhauch, als etwas knapp an seinem linken Ohr vorbeizischte und sich in die Wand hinter ihm bohrte. Eine dumpfe Stimme fluchte nicht weit von ihm entfernt.

Er bekam die Spraydose zu fassen. Entschlossen sprang er auf die Beine, richtete den Strahl in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und drückte auf den Sprühknopf. Es zischte.

Jemand schrie schmerzerfüllt, stolperte und fiel zu Boden. Eine zweite Stimme winselte erstickt. Plötzlich flog die Zimmertür auf und das Licht ging an.

John und Allan standen im Zimmer. Verwirrt starrten sie auf zwei schwarz gekleidete Gestalten, die sich am Boden wanden.

„Raus hier, sofort!“ Tom riss ein Buch aus dem Regal, steckte die dahinter versteckte DVD in seine Hosentasche und rannte die Wendeltreppe hinunter. John und Allan folgten ihm.

„Wir haben unsere Tickets“, sagte Allan.

„Dreckskerle!“, hörten sie eine gedämpfte Stimme noch fluchen.

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